Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
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Bibliographien zur Geschichte Ostmitteleuropas


98-1/2-158
Bibliographien zur Geschichte Ostmitteleuropas / hrsg. von Norbert Kersken und Ralf Köhler. - Marburg : Herder-Institut, 1997. - VI, 115 S. ; 24 cm. - (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung ; 5). - ISBN 3-87969-262-9 : DM 24.00. - (Herder-Institut e.V., Gisonenweg 5 - 7, 35037 Marburg, FAX 06421/184-139)
[4640]

In der in IFB 97-1/2-225 erschienenen Rezension des ersten Jg. 1994 (1996) der neu konzipierten Bibliographie der Geschichte von Ost- und Westpreußen wurde bereits auf die beim Herder-Institut eingeleitete Neuordnung der bibliographischen Tätigkeit hingewiesen und auch eine im Oktober 1996 in Marburg veranstaltete Tagung zu diesem Thema erwähnt, deren Beiträge jetzt erschienen sind. Sie gliedern sich - sieht man von dem einleitenden Beitrag von Altmeister Oberschelp ab - in zwei Komplexe: Erfahrungsberichte der einzelnen bibliographischen Unternehmungen in Marburg bzw. den betroffenen ostmitteleuropäischen Ländern einerseits und andererseits um solche, die den EDV-Einsatz bei anderen bibliographischen Unternehmungen[1] beschreiben, vorzüglich solchen, die das auch in Marburg eingesetzte Programm ALLEGRO-C verwenden. Diese Beiträge ergeben - obwohl überarbeitet - natürlich keine abgerundete Darstellung der Lage der Bibliographie im Bereich der Geschichte der ostmitteleuropäischen Länder. Diese bietet allenfalls ansatzweise der abschließende Beitrag mit Perspektiven sowie die Tagungsbilanz, ergänzt um diverse Anhänge. Im folgenden wird versucht, die wichtigsten Punkte zu resümieren:

1. Kooperatives Verfahren

Die bibliographische Berichterstattung über die Länder Ostmitteleuropas erfolgt künftig auf Grund von schriftlichen Vereinbarungen arbeitsteilig zwischen dem Herder-Institut einerseits und verschiedenen bibliographisch auf diesem Gebiet tätigen Institutionen in Polen, der Tschechischen und der Slowakischen Republik andererseits:

In Marburg werden alle Publikationen aus westeuropäischen Ländern und Nordamerika beigesteuert, während die Kooperationspartner sich der Publikationen aus ihren eigenen Ländern sowie aus anderen Ländern Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas annehmen.

2. Umstellung auf digitalisierte Verfahren

In Marburg entsteht eine gemeinsame Datenbank für alle in Marburg bearbeiteten Bibliographien auf der Basis von ALLEGRO-C, in die auch die bei den Partnern gesammelten Titel einfließen, direkt, wenn sie sich desselben Systems bedienen, oder durch Umsetzungsprogramme beim Einsatz unterschiedlicher Datenbankprogramme.[2]

3. Inhaltliche Abstimmung

Die in Marburg zunächst (für das Berichtsjahr 1994) weitgehend getrennt voneinander arbeitenden Redaktionen kooperieren künftig auch bei der Titelermittlung. Die Marburger Bibliographien beschränken sich ab Berichtsjahr 1994 konsequent auf die Geschichtsliteratur ihrer Bereiche, geben also den Anspruch auf, allgemeine Regionalbibliographien zu sein, den die Vorläufer z.T. hatten. Diese Entscheidung, die bereits in der genannten Rezension als sinnvoll gefordert wurde, widerspricht zwar dem heute verwirklichten Konzept in den alle Lebensbereiche berücksichtigenden Bibliographien der deutschen Bundesländer, ist aber im vorliegenden besonderen Fall die einzig sinnvolle, bezieht sich doch der Auftrag des Herder-Instituts auf "die geschichtliche Erforschung der sog. altostdeutschen Territorien" (S. 89).

Auch die in den kooperierenden Ländern weiterhin erscheinenden Bibliographien bemühen sich, die Zahl der Überschneidungen in der Verzeichnung durch Absprache möglichst klein zu halten.

4. Auswertungsumfang

Es handelt sich um Auswahlbibliographien mit Beschränkung auf wissenschaftlich relevante Publikationen, die grundsätzlich nach Autopsie verzeichnet werden.

5. Vereinheitlichung

Alle Bibliographien verwenden eine einheitliche Systematik (abgedruckt auf S. 105 - 107) und zitieren einheitlich. Die Ansetzung der Ortsnamen erfolgt nach der heutigen amtlichen Form. Die Titel der Bibliographien, Vorworte und Inhaltsverzeichnisse erscheinen in den Sprachen der jeweiligen Partner. Annotationen zu Titeln, die von den Kooperationspartnern stammen, werden in Marburg ins Deutsche übersetzt.

6. Register

Alle Bibliographien sollen über folgende Register verfügen: 1. der Verfasser und sonstigen beteiligten Personen (dringend zu fordern wäre der Nachweis von Sachtitelwerken); 2. der behandelten Personen; 3. der Geographica (mit Verweisungen von den unterschiedlichen Namensformen); 4. Sachregister das auf einem (noch aufzubauenden) mehrsprachigen Thesaurus (deutsch, polnisch, tschechisch, slowakisch und englisch) basieren soll.

7. Publikationsform

Die gedruckten Bibliographien sollen zunächst als Jahresbibliographien innerhalb der Bibliographien zur Geschichte und Landeskunde Ostmitteleuropas erscheinen, ggf. zusätzlich in den etablierten Schriftenreihen der kooperierenden Institute.

8. Kumulationen und Datenbankzugriff

Die Herausgabe von Mehrjahresbibliographien in gedruckter Form wird ebenso angestrebt wie der Zugriff auf die laufend aktualisierte Datenbank.

Abgesehen davon, daß die neuen politischen Gegebenheiten und wohl auch forschungsökonomische Zwänge frühere Konkurrenten zu Partnern hat werden lassen, verspricht das neue Konzept auch Verbesserungen für die Benutzer, denen sich die früher ausgesprochen unübersichtliche bibliographische Landschaft Ostmitteleuropas künftig hoffentlich leichter erschließen wird, dazu mit größerer Regelmäßigkeit im Erscheinen bei gleichzeitiger Verringerung der Verzugszeit und darüber hinaus mit der Hoffnung auf Kumulationen.

Zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Rezension Anfang März 1998 lagen die folgenden Bibliographien vor, die allerdings (mit Ausnahme des Sonderfalls der Baltischen Bibliographie) erst ab dem Jg. 1995 dem oben skizzierten neuen Konzept folgen werden:


[1]
Jahresberichte für deutsche Geschichte (vgl. IFB 97-3/4-405). - Österreichische historische Bibliographie (vgl. IFB 97-3/4-403). - Bibliographie Bildungsgeschichte (vgl. IFB 96-2/3-328). (zurück)
[2]
Eine Sonderstellung nimmt bisher die Baltische Bibliographie ein, die zwar inhaltlich die gemeinsamen Vorgaben erfüllt, die aber nicht in Marburg, dazu ohne Kooperationspartner und mit einem anderen Datenbanksystem bearbeitet wird. Das ist auch der Grund dafür, daß von dieser Bibliographie bereits drei Jg. vorliegen, während die in Marburg erarbeiteten von Anlaufschwierigkeiten gehemmt, erst mit ziemlicher Verzögerung folgten. (zurück)

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