Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft


98-1/2-149
Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft / [Begr.: August F. Pauly]. - Neue Bearb. / hrsg. von Georg Wissowa. - Stuttgart ; Weimar : Metzler. - 24 cm
[4050]
Gesamtregister / erarb. von Tobias Erler ... - ISBN 3-476-01195-X (Gesamtwerk)
1. Alphabetischer Teil. - 1997. - VIII, 1158 S. + 1 CD-ROM. - ISBN 3-476-01193-3 : DM 498.00 (Buch und CD-ROM)

1. Frühere Register

Ein großes Problem bei der Benutzung der Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE) war bisher das Fehlen eines Registers. Suchte man nach einem bestimmten Begriff, mußte man sowohl im Hauptwerk als auch in den Supplementbänden nachschauen, was bisweilen sehr mühsam werden konnte. Von daher war das 1980 erschienene Register für die Nachträge und Supplementbände bereits sehr hilfreich.[1] Dieser Register-Band enthält eine umfangreiche Würdigung Konrat Zieglers, und somit Informationen über die Publikationsgeschichte der RE nach dem Zweiten Weltkrieg (S. V - XIX). Das Register erschließt alle Artikel, Berichtigungen und Ergänzungen, die sich außerhalb der beiden alphabetischen Reihen der RE in Supplementbänden und Nachträgen finden und ersetzt damit die Register in den Bd. 11 und 22. Die Eintragungen haben kurze Annotationen, die bei homonymen Lemmata eine schnelle Orientierung bieten. Daneben enthält das Register auch Korrekturen, die sich bei der Überprüfung von Artikeln ergaben und vor allem auf die Nachträge und Supplemente beziehen (Druckfehler, fehlende oder falsche Numerierungen von Artikeln, fehlende Verfasserangaben, inhaltliche Irrtürmer, etc.). Am Ende des Registers befindet sich eine Übersicht über die Haupt- und Supplementbände mit Angabe ihres Erscheinungsjahres sowie ein Mitarbeiterverzeichnis. Dieses enthält die Namen aller 1096 Mitarbeiter der RE, die zwischen 1893 und 1978 einen Artikel oder Nachtrag verfaßt haben. Das Mitarbeiterverzeichnis ist eine große Hilfe für die Zitierung bestimmter RE-Artikel, die nur die Initialformen oder nur den Nachnamen angeben.

Im Vorwort zum Register von 1980 ist nachzulesen, daß es offensichtlich schon ältere Pläne gab, ein ausführliches Gesamtregister anzufertigen, was jedoch aus Zeit- und Kostengründen nicht realisiert werden konnte.[2]

2. Das neue Gesamtregister

2.1 Druckausgabe

1997 erschien der erste, alphabetische Teil des neuen Gesamtregisters zur RE. Der zweite, systematische Teil ist für 1998 angekündigt. Beide Teile erscheinen zugleich in gedruckter und als CD-ROM-Ausgabe.

Im Vorwort wird kurz auf Inhalt und Konzeption des Registers eingegangen. Danach enthält es alle "Stichwörter, Addenda, Corrigenda und Supplementstichwörter in einem einzigen Alphabet ... Stichwörter mit mehr als zwanzig Zeilen Umfang sind mit einer kurzen Inhaltscharakteristik versehen, beispielsweise Anubis Aegyptischer Totengott oder Attila König der Hunnen." So erhält man schon kurze Erläuterungen zu bestimmten Sachverhalten, die eventuell ein weiteres Nachschlagen erübrigen. Besonders hilfreich sind diese kurzen Erläuterungen bei homonymen Einträgen. Die Lemmata und die Fundstellen sind jeweils fett gedruckt. Am Ende des Eintrags steht in der Regel der Verfasser des Artikels, in den meisten Fällen nur mit dem Nachnamen, manchmal mit dem ausgeschriebenen Vornamen, dann nur wieder mit der Initiale des Vornamens - so wie es in der RE auch üblich war. Warum diese Uneinheitlichkeit nicht nachträglich für das Register bereinigt wurde, ist unverständlich, denn um den Namen vollständig aufzulösen, muß man weiterhin im oben erwähnten Register zu den Supplementen nachschauen, was zugegebenermaßen umständlich ist.

Das Register ist zweifellos ein nützliches Instrument, um sich in der RE zurechtzufinden, doch hilft es leider nicht, wenn man unter Caesar sucht und den berühmten Staatsmann und Feldherrn nicht findet. Wie in der RE ordnen die Namen unter dem nomen gentile, so daß man den gesuchten Caesar unter den zahlreichen Iuliern findet. Verweisungen gibt es unbegreiflicherweise nicht - ein Umstand, der es Anfängern und Ungeübten sicherlich sehr schwer macht, zumal sich im Register selbst keine diesbezüglichen Hiweise finden. Dagegen ist das Register für gewisse Recherchen - beispielsweise nach Ansetzungen für die SWD - praktisch, da man sich den (langen) Gang zu der umfangreichen RE ersparen sparen kann.

2.2 CD-ROM-Ausgabe

Neben der Druckausgabe des Gesamtregisters gibt es eine CD-ROM[3] mit identischem Inhalt, jedoch zusätzlichen Recherche-Möglichkeiten. Bei dem Retrieval-System handelt es sich um Folio VIEWS 3.1 für Windows 3.1.

In einer Hilfedatei werden die wichtigsten Suchmöglichkeiten speziell zum RE-Register erklärt, jedoch nicht die differenzierte Suche mit Booleschen Operatoren. Erst über die Folio-Hilfedatei erhält man sehr ausführliche Informationen über die Möglichkeiten des Programms, die sich dann jedoch vielfach als nicht nutzbar herausstellen.

Im Ausgangsmenü befindet sich eine Option Hilfe mit drei weiteren Optionen: Inhalt, Tastatur und Lernprogramm. Unabhängig davon, welche der drei Möglichkeiten man anklickt, wird immer derselbe Einführungstext angeboten, der den Anwender mit den wichtigsten Funktionen der Datenbank vertraut macht: kontextsensitive Hilfen fehlen also.

Der Inhalt der CD-ROM ist über mehrere Suchfelder erschlossen: Suche nach Lemmata, nach Autoren und nach Stichwörtern im Erläuterungstext. Eine Volltextsuche stellt die allgemeine Suche dar, die alles berücksichtigt. Wird eine der vier Suchmöglichkeiten aufgerufen, erscheint eine dreigeteilte Maske. Sie enthält ein Feld, in der die Suchbegriffe eingetragen werden, ein Indexfenster und ein Feld für die Trefferanzeige. Bereits während man den Suchbegriff eintippt beginnt das System mit der Suche, so daß man parallel im Indexfenster erkennen kann, an welcher Stelle des Index man sich augenblicklich befindet; diese Einrichtung ist besonders bei unterschiedlichen Schreibvarianten sehr hilfreich. Es ist auch möglich, einen Indexeintrag per Mausklick für die Suche zu übernehmen.

Weiterhin kann der Benutzer in einem Inhaltsverzeichnis blättern, und sich so einen Überblick über alle Lemmata verschaffen. Die Funktion erfüllt jedoch auch der Index in der Suchmaske für die Lemmata-Suche. Über die Autorensuche kann man erfahren, wieviele und welche Artikel ein Autor verfaßt hat.

In der digitalen Version des RE-Registers sind etwa 6500 Siehe-Verweise mit Sprungbefehlen hinterlegt. Es sind alle diejenigen Verweisungen, bei denen das Ziel der Verweisung im Text explizit und eindeutig genannt ist. Diese Begriffe sind durch Unterstreichung gekennzeichnet. Wenn man mit dem Cursor auf einen derartigen Begriff klickt, springt das System an die entsprechende Stelle.

Die Benutzung der CD-ROM ist dann besonders nützlich, wenn man nicht weiß, unter welchem Namensbestandteil eine bestimmte Person angesetzt ist. Sucht man beispielsweise den Artikel über den römischen Kaiser Diokletian (284 - 305) und weiß nicht, daß er unter seinem nomen gentile Valerius angesetzt wird, so findet man bei der Lemma-Suche keinen Eintrag mit Diokletian. Bei einer Suche mit Diocletianus erhält man vier Treffer, jedoch nicht den gesuchten Kaiser. Bei der Volltextsuche könnte man jetzt die maskierte Form dio*letian* eingeben, um die lateinische und griechische Schreibweise abzudecken, und erhält 50 Treffer.[4] Wer sich die Treffer komprimiert anzeigen läßt und durchblättert, findet auf dem 10. Bildschirm endlich den Kaiser. Effektiver wäre es gewesen, die obige maskierte Schreibweise mit und kaiser zu verknüpfen, was nur einen Treffer ergibt:

Valerius 142) C. Aurelius V. Diocletianus, röm. Kaiser in den J. 284-305 n. Chr. (L)

Ensslin, W. VII A.2 2419-2495; S XIV 1190

Gibt man beispielsweise Attila als Suchbegriff ein, so erhält man natürlich den Artikel von Otto Seeck über Attila aber auch alle Artikel über Personen und Sachen, die über den Hunnenkönig definiert sind bzw. ihm nahestanden.

Will man möglichst alles finden, was das Register über die Hunnen hergibt, so kann man mit einer derartigen Suchfrage attila oder hunnen oder hunnenführer oder hunnenfürst oder hunnenkönig oder hunnenkönigs oder hunni oder hunnische oder hunnischer oder hunnisches 28 Treffer erzielen - die Suchbegriffe stammen alle aus dem Basic-Index für die Volltextsuche. Im gedruckten Register hätte man nur Attila und Hunni finden können.

Interessant ist auch die Suche nach bestimmten Berufsgruppen in den Erläuterungsfeldern (Bildhauer [543 Treffer], Maler [200 Treffer], Fischer [7 Treffer], etc.). Angezeigt werden alle Personen, die entweder selbst als Bildhauer definiert wurden oder irgendwie mit einem Bildhauer in Verbindung standen.

Leider gibt es kein normiertes Suchvokabular und man kann auch nicht sicher sein, daß jeder Bildhauer als Bildhauer indiziert wurde und somit suchbar ist. Wenn ein Artikel über einen bestimmten Bildhauer weniger als zwanzig Zeilen umfaßt, bekommt er sowieso keinen Erläuterungstext mehr und ist somit über den Suchbegriff Bildhauer nicht mehr aufzufinden. Ideal wäre natürlich die Indexierung aufgrund eines Thesaurus gewesen, doch hätte dann das Register wahrscheinlich nie realisiert werden können.

Kai Heßling


[1]
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft : neue Bearbeitung, begonnen von Georg Wissowa, fortgef. von Wilhelm Kroll und Karl Mittelhaus. Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen hrsg. von Konrat Ziegler. - München : Druckenmüller. - Register der Nachträge und Supplemente / von Hans Gärtner und Albert Wünsch. - 1980. - XXII, 250 S. (zurück)
[2]
"Mit diesem Register der Supplemente und Nachträge sowie der Mitarbeiter wird die Realencyclopädie nunmehr abgeschlossen. Ältere Pläne, die ein ausführliches Generalregister vorsahen, mußten ungeachtet zahlreicher Vorarbeiten, die vor Jahren in Göttingen und Köln geleistet worden sind, aus Zeit- und Kostengründen vernünftigerweise aufgegeben werden. Auch auf einen früher in Aussicht genommenen Ergänzungsband mit Abbildungen zur Kunst- und Baugeschichte der Antike ist mit guten Gründen verzichtet worden." (S. XXII) (zurück)
[3]
Getestet wurde die CD-ROM auf einem Notebook (Intel-Pentium MMX 165, 32 MB RAM, 1,4 GB, CDROM-Laufwerk mit 20facher Laufgeschwindigkeit) unter Windows 95. (zurück)
[4] Views erlaubt die Verwendung zweier Wildcards: Einzelzeichen-Wildcard (?) und Mehrfachzeichen-Wildcard (*). (zurück)

Zurück an den Bildanfang