Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
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A bibliographical guide to classical studies


98-1/2-147
A bibliographical guide to classical studies / Graham Whitaker. - Hildesheim [u.a.] : Olms-Weidmann. - 27 cm
[4347]
Vol. 1. General, History of literature, Literature: Accius - Aristophanes ; (entries 1 - 3073). - 1997. - XXIV, 372 S. - ISBN 3-487-10465-2 : DM 228.00, DM 188.00 (bis 31.12.97)
Vol. 2. Literature: Aristotle - Fulgentius ; (entries 3074 - 6532). - 1997. - VIII, 355 S. - ISBN 3-487-10466-0 : DM 228.00, DM 188.00 (bis 31.12.97)

Obwohl der größte Teil von Bd. 1, der ganze Bd. 2 sowie die in Vorbereitung befindlichen Bd. 3 und 4 die Literatur behandeln und Bd. 5 der griechischen und lateinischen Sprache vorbehalten ist, handelt es sich bei dieser anspruchsvollen Bibliographie dennoch um eine zum Gesamtbereich der klassischen Altertumswissenschaft, sollen die restlichen Bände doch die folgenden Bereiche behandeln: Geschichte (Bd. 6), Archäologie, Kunst, Architektur, Mythologie und Religion sowie Philosophie (Bd. 7), Naturwissenschaften, Nachleben, Biographie sowie Formgruppen (Sammelbände, Fest- und Kongreßschriften) (Bd. 8), Zeitschriften und Gesamtregister (Bd. 9). Hinweise auf den geplanten Abschluß dieser 1984 als thesis zur Erlangung der Fellowship of the Library Association begonnenen und in den folgenden zwölf Jahren zum jetzigen Umfang ausgebauten Bibliographie enthalten weder das Vorwort noch der Verlagsprospekt. Dafür gibt das Vorwort erfreulich präzise Auskunft über den Inhalt der Bibliographie: Der Beginn der Berichtszeit mit dem Jahr 1873 wurde wegen des mit demselben Berichtsjahr beginnenden, von C. Bursian begründeten Jahresberichts über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft gewählt, das Berichtsende mit 1980 ist dagegen zugegebenermaßen willkürlich: Die Begründung, daß die Erfassung der einschlägigen Literatur nach 1980 zwangsläufig lückenhaft ausfallen müsse, kann man nur als Vorwand nehmen, da der eigentliche Grund für das gewählte Berichtsende mit dem oben erwähnten Ursprung dieser Bibliographie zu erklären sein dürfte. Jedenfalls beeinträchtigt die bis zur Gegenwart klaffende Berichtslücke von gut 15 Jahren den Nutzen dieser Bibliographie ganz wesentlich, auch wenn glgtl. Abschlüsse nach 1980 ebenso wie seitdem erschienene Reprints noch nachgetragen wurden. Als Vorzug gegenüber den zahlreichen laufenden Jahresbibliographien und denen für größere Berichtszeiträume empfiehlt der Bibliograph sein Werk wegen der angesichts einer über hundertjährigen Berichtszeit bequemeren Recherche, zumal er die Titel in den meisten Abschnitten chronologisch ordnet, um so den Gang der Forschung aufzuzeigen. Letzteres ist freilich von zweifelhaftem Nutzen, insbesondere deswegen, weil er prinzipiell die neueste Auflage (auch wenn diese nach 1980 erschienen ist) anzeigt, diese aber unter dem Erscheinungsjahr der 1. Aufl. einordnet, was nicht nur die Übersichtlichkeit erschwert, sondern auch sachlich problematisch ist, wenn man bspw. die 3. Aufl. des Oxford classical dictionary von 1996 nimmt, das ein völlig anderes Werk als die 1. Aufl. von 1949 darstellt.

Berücksichtigt wird die gesamte klassische Altertumswissenschaft von den Anfängen (einschließlich der Vorgeschichte Griechenlands aber ohne Archäologie der Bronzezeit) bis ca. 600 n. Chr. Die Literatur des Frühchristentums und die byzantinische Zeit werden ebensowenig berücksichtigt wie das Mittel- und Neulateinische. Gleichwohl hält sich der Bibliograph nicht strikt an seine eigenen Vorgaben, da er - in diesem Fall erfreulicherweise - bei der bandweisen Aufführung von Mammutwerken wie dem Handbuch der Altertumswissenschaft (Nr. 29, S. 5 - 12) auch die Bände aufführt, die über das Jahr 600 hinausführen.

Die Beschränkung auf Werke mit griechischem und lateinischem Alphabet wird man leicht verschmerzen können, kaum dagegen die gleich im ersten Satz der Einleitung erwähnte aber nirgends begründete Beschränkung auf Monographien. Man sieht sich in lang vergangene Zeiten zurückversetzt, als mancher Bibliograph glaubte, sich auf die Verzeichnung monographischer Literatur beschränken zu dürfen, was auch in diesen fernen Zeiten sachlich nicht zu rechtfertigen war. Dieser prinzipielle Mangel der vorliegenden Bibliographie wird auch nicht dadurch gemindert, daß sich der Bibliograph hierbei gleichfalls nicht strikt an seine Prinzipien hält, denn er verzeichnet ausführlich und lieferungsweise z.B. auch die in Zeitschriften erschienenen laufenden Fortschrittsberichte zu einzelnen Bereichen oder einzelnen Autoren.

Der Gliederung der Bibliographie liegt ein Schlüssel zugrunde, der allerdings nur im Inhaltsverzeichnis von Bd. 1 aufgelöst ist, während in den Kapitel- und Abschnittsüberschriften nur die Schlüsselnummern aufgeführt sind und man bspw. auf S. 107 zwar 022A findet, aber nur aus dem Inhaltsverzeichnis erfährt, daß hier das Kapitel Literature: poetry beginnt. Daß es sich bei der Untergliederung mit Großbuchstaben bei A um die allgemeine Literatur, bei B um die schwerpunktmäßig zum griechischen und bei C zum lateinischen Altertum gehörige handelt, hat man dagegen schnell gelernt. Die gleichbleibende formale Untergliederung an der engsten Sachstelle nach 1. Dictionaries, encyclopedias; 2. Handbooks, manuals; 3. Surveys (Fortschrittsberichte); 4. Bibliographies; 5. Editions; 6,1. Commentaries, scholia; 6,2. Dictionaries, indices und 7. Studies (also sonstige Sekundärliteratur) ist dagegen durch sprechende Überschriften ausgewiesen. Die Ordnung an der untersten Stelle erfolgt, wie bereits gesagt, chronologisch.

Die Titelaufnahmen (weitgehend) nach AACR2 machen einen sehr zuverlässigen Eindruck und sind lt. Einleitung ganz überwiegend nach Autopsie erstellt. Sie zeichnen sich zudem durch z.T. ausführliche Annotationen aus, die zum kleineren Teil wertend, zumeist beschreibend sind und sich dabei auf die Wiedergabe des hauptsächlichen Inhalts beschränken, was aber von nicht zu unterschätzendem Nutzen ist.

Der Gesamteindruck dieses bibliographischen Großunternehmens ist zwiespältig. Sein primärer Nutzen liegt zweifelsohne darin, daß man jetzt einen sehr langen Berichtszeitraum in guter Gliederung überblicken kann, auch wenn man die neuere und neueste Literatur schmerzlich vermißt. Der gravierende Nachteil, daß die Bibliographie mit den genannten Ausnahmen nur Monographien nachweist, macht freilich die Benutzung der laufenden Fachbibliographien, insbesondere von L'année philologique weiterhin unerläßlich. Hier eröffnet sich jedoch in Gestalt von Vieljahreskumulierungen in digitalisierter Form eine Verbesserung der Recherchemöglichkeiten, die jetzt bereits die Berichtsjahre 1976/87 einschließen[1] und somit über das Berichtsende der vorliegenden Bibliographie hinausreichen. Freilich kann eine solche Computerdatei nicht ohne weiteres an Übersichtlichkeit mit einer wohl geordneten gedruckten Bibliographie wie der vorliegenden konkurrieren. Somit hat der Bibliographical guide to classical studies einen nicht unerheblichen Nutzen wenn man sich nur seiner prinzipiellen Beschränkungen bewußt ist. Als Ausgangspunkt bspw. für die Recherche nach Textausgaben (die zumeist als Monographien erscheinen) ist die vorliegende Bibliographie gut geeignet. Die Publikation der Folgebände, die hoffentlich nicht zu lange auf sich warten läßt, soll daher in IFB weiter kritisch verfolgt werden.

Klaus Schreiber


[1]
The database of classical bibliography [Computerdatei] / Dee L. Clayman, gen. ed. - Atlanta, Ga. : Scholars Press. - Digitalisierte Ausg. von: L'année philologique. - (Scholars Press, POB 15399, Atlanta, Ga. 30333-0399, USA) [4570]. - Vol. 1. Featuring L'année philologique vols. 47-58 (1976-1987). - 1995. - 1 CD-ROM + [Handbuch]. - Rez. IFB 97-3/4-400. (zurück)

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