Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
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Deutsche Orden und Ehrenzeichen


98-1/2-111
Deutsche Orden und Ehrenzeichen : bis 1945 / Jörg Nimmergut. - München : Zentralstelle für Wissenschaftliche Ordenskunde. - 29 cm. - ISBN 3-00-001396-2. - (Jörg Nimmergut, Eversbuschstr. 108, 80999 München, FAX 089/813 15 41)
[4472]
1. Anhalt - Hohenzollern. - 1997. - XX, 588, XI S. : zahlr. Ill. - DM 490.00, DM 420.00 (Subskr.-Pr. bis 31.12.1997)
2. Limburg - Reuss. - 1997. - XVI S., S. 589 - 1152 : zahlr. Ill. - DM 490.00, DM 420.00 (Subskr.-Pr. bis 31.12.1997)

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Orden und Ehrenzeichen, die Phaleristik,[1] wird primär von Sammlern und Händlern von Orden betrieben, denen wir auch die relativ wenigen Nachschlagewerke zu diesem Bereich verdanken, so auch das bisher wichtigste Werk für Deutschland, Die tragbaren Ehrenzeichen des Deutschen Reiches.[2] Abgesehen davon, daß dieses Werk veraltet ist, berücksichtigte es nur die Ehrenzeichen, nicht jedoch die Haus-, Ritter- und Verdienstorden. Insofern war es an der Zeit, ein umfassendes, nach Vollständigkeit strebendes und die neue (Forschungs-) Literatur verarbeitendes Werk zu schaffen. Der Grund dafür, daß dieses Werk, dessen ersten beide Bände seit 1997 vorliegen, auf eine Entstehungszeit von zwanzig Jahren zurückblicken kann, liegt in den hohen Ansprüchen seines Verfassers,[3] der bestrebt war, möglichst alle Orden nach Autopsie zu beschreiben. Er nennt dies "Protokollverfahren" und im Subskriptionsprospekt (an dem die zahlreich abgedruckten Vorschußlorbeeren von Fachleuten eher stören) ist ein solcher Erfassungsbogen abgedruckt, von denen inzwischen über 8700 erstellt wurden und auf deren Daten das Handbuch beruht.

Es ist alphabetisch nach den deutschen historischen Territorien angeordnet: für Anhalt, um nur den Beginn des Alphabets als Beispiel zu wählen: Anhalt-Gesamtstaat (hier nur die zusammenfassenden Angaben), Anhalt-Köthen, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau und Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Dessau-Köthen, wieder Anhalt-Gesamtstaat (mit den Orden) und schließlich Anhalt-Freistaat. Berücksichtigt sind außer den Flächenstaaten auch freie Reichsstädte wie Augsburg oder Bistümer wie Bamberg.

Am Beispiel von Baden sei die Anlage des Werkes beschrieben. Die Einführung beschreibt das Staatswappen und bildet es ab, führt, getrennt nach den verschiedenen Linien, die Herrscher (mit Jahr der Geburt, des Regierungsantritts und des Todes) auf und gibt einen historischen Überblick über die territoriale Entwicklung, was man alles natürlich auch anderwärts nachlesen kann, was hier aber praktischerweise an einer Stelle zusammengeführt ist. Es folgt eine Geschichte der Hausorden mit Beschreibung der einzelnen Formen und darauf der Hauptteil untergliedert nach zivilen und militärischen Ehrenzeichen jeweils in chronologischer Abfolge mit Angabe der Jahre, in denen sie verliehen worden sind. Die Artikel für die einzelnen Orden sind wie folgt aufgebaut: Angaben zur Stiftung (einschließlich Nennung des Entwerfers, der Prägeanstalt, der für die Konfektionierung zuständigen Firma, Art des verwendeten Metalls u.a.); es folgen, mit laufender Nummer und mit OEK-Nummer[4] versehen, die einzelnen Prägungen, die alle mit Vorder- und zumeist auch Rückseite unretuschiert in Originalgröße abgebildet sind,[5] mit folgenden Angaben: materielle Beschreibung, verwendetes Metall, Durchmesser, Gewicht, Nummer des verwendeten Ordensbandes im Bänderkatalog[6] (die Bänder sind auch hier im Anhang auf Farbtafeln mit einer laufenden Nummer abgebildet); Aufbewahrungsort des der Beschreibung zugrundeliegenden Exemplars; ggf. Erläuterungen zum Bild; Anzahl und Besonderheiten der Verleihung; Anmerkungen (z.B. über besondere Ausprägungen, Varianten u.ä.). Die Angaben werden durch Fundstellen aus der Literatur belegt, die in abschnittsweise durchnumerierten Fußnoten zitiert sind; außer der Forschungsliteratur[7] wird stets die Fundstelle im Amtsblatt zitiert, an der die Einrichtung eines Ordens verlautbart wurde.

Bd. 1 enthält die Nr. 1 - 1462, Bd. 2 die Nr. 1463 - 2853; die Zahl der schwarzweißen Abbildungen beträgt 2213 bzw. 1620 (zzgl. 261 bzw. 208 farbige Ordensband-Abbildungen). In Anbetracht der hohen Qualität des Handbuchs Deutsche Orden und Ehrenzeichen, für das sich vermutlich die Zitierform Nimmergut einbürgern wird, möchte man sich wünschen, daß es wirklich, wie im Prospekt angekündigt, bis Ende 1999 abgeschlossen vorliegt. Es gehört trotz des hohen Preises, der allerdings dem Gegenwert entspricht, in den Informationsapparat jeder wissenschaftlichen Bibliothek mit historischem Sammelspektrum und ebenso in die großen öffentlichen Bibliotheken.

Klaus Schreiber


[1]
Dieser Begriff für die Ordenskunde als historische Hilfswissenschaft kommt vom griechischen Begriff tá falara, der von den Römern übernommen wurde, die mit dem lateinischen Wort phalerae mit Reliefbild geschmückte Scheiben bezeichneten, die man auf der Brust trug. Er ist relativ neu und fehlt noch sowohl im Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache als auch im Duden, Das große Fremdwörterbuch. (zurück)
[2]
Die tragbaren Ehrenzeichen des Deutschen Reiches / von Waldemar Hesse Edlen von Hessenthal und Georg Schreiber. - Berlin : Dietrich, 1940. - XXII, 560, [68] S. : Ill. ; 23 cm. - Verzeichnet Literatur und Quellen nur pauschal im Anhang ohne Angabe von Fundstellen im Text selbst. (zurück)
[3]
Er war u.a. Konservator des Deutschen Ordensmuseums Lüdenscheid, ist der einzige öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für deutsche Orden und Ehrenzeichen und leitet die 1995 eingerichtete Zentralstelle für Wissenschaftliche Ordenskunde in München. Er ist (Mit-) Verfasser mehrerer Bücher zur Ordenskunde, von denen die beiden folgenden genannt seien und zu denen noch die beiden weiter unten zitierten Kataloge kommen:
Handbuch der deutschen Orden / Jörg Nimmergut. - Zweibrücken, 1989.
Orden Europas / von Jörg Nimmergut. - [2., völlig überarb. Aufl.] - Augsburg : Battenberg, 1991. - 214 S. : Ill. ; 26 cm. - (Battenberg Antiquitäten-Kataloge). - ISBN 3-89441-047-7.
Einführende Abschnitte für angehende Sammler über: 1. Ursprung und Arten von Orden; 2. Orden sammeln - aber richtig; 3. Allgemeine Typologie der Orden und Ehrenzeichen; 4. Chronologisches Verzeichnis der europäischen Orden ab 1700. Der Hauptteil besteht aus einem im Länderalphabet geordneten Verzeichnis der Orden mit Abbildungen und Preisangaben. (zurück)
[4]
Deutschland-Katalog Orden & Ehrenzeichen von 1800 - 1945 / Jörg Nimmergut. - München : Nimmergut. - 15 cm. - (Jörg Nimmergut, Eversbuschstr. 108, 80999 München, FAX 089/813 15 41) [4729]. - 11. 1997/98 (1997). - 560 S. : zahlr. Ill. - DM 46.00
Dieser seit 1. 1977/78 (1977) erscheinende Katalog mit Schwarzweiß-Abbildungen verzeichnet die Objekte im Alphabet der deutschen Territorien mit Hinweisen auf die im Handel erzielten Preise. Die laufenden Nummern dienen Händlern und Sammlern zur eindeutigen Identifizierung.
Das Kürzel OEK ist derart eingebürgert, daß es im Vorwort zum Handbuch nicht einmal aufgelöst wird. - Weitere kleine Mängel: fehlerhafte ISBN; die Bandzählung findet sich nur auf dem Rücken; bei Bd. 1 löste sich der vordere Buchdeckel vom Block. (zurück)
[5]
Daß die Abbildungen stets in unmittelbarer Nähe der Beschreibung stehen, sei als besonders benutzerfreundlich hervorgehoben. (zurück)
[6]
Bänderkatalog Orden & Ehrenzeichen von 1800 - 1945 / Rolf Dieter Krischer ; Jörg Nimmergut. - München : Nimmergut. - 15 cm. - NT: Bänderkatalog Orden & Ehrenzeichen Deutschland 1800 - 1945. - (Jörg Nimmergut, Eversbuschstr. 108, 80999 München, FAX 089/813 15 41) [4730]. - 1991/92 (1991). - 272 S. : zahlr. Ill. - DM 58.00
Verzeichnet nach OEK-Nummern die verwendeten Ordensbänder und verweist mit Hilfe einer Nummer auf die im Tafelanhang farbig abgebildeten 757 Bänder. (zurück)
[7]
Die Zentralstelle unterhält eine ordenskundliche Spezialbibliothek mit über 4000 Bänden und verfügt über eine als Zettelkatalog geführte Fachbibliographie von ca. 8000 Titeln zur deutschen Ordenskunde von den Anfängen bis zur Gegenwart. Es wäre sehr wünschenswert, wenn der Bearbeiter des Handbuchs nach dessen Abschluß dieses mit einer Bibliographie ergänzte. (zurück)

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