Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]
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Bibliographie: Lateinunterricht


98-1/2-101
Bibliographie: Lateinunterricht / von Dieter Gerstmann. - Paderborn : Schöningh. - 25 cm
[4544]
Lateinische Autoren: Sekundärliteratur, Werkausgaben, Kommentare und Übersetzungen. - 1997. - 506 S. - ISBN 3-506-11118-3 : DM 69.00

Der erste Teil dieser ebenso titelreichen wie praktischen Bibliographie verzeichnet Primär- und Sekundärliteratur zu lateinischsprachigen Autoren, nicht etwa nur - wie man zunächst auf Grund des Begriffs Lateinunterricht im Titel anzunehmen bereit ist - des Altertums, sondern auch vom Mittelalter bis zur Gegenwart: der erste Eintrag ist Petrus Abaelardus (1079 - 1142) gewidmet, unter dem Buchstaben E findet man Josef Eberle (1901 - 1986) neben Einhard (um 770 - 840) und dem letzten Artikel Zwölftafelgesetz gehen Widukind von Korvei [!] (um 925 - 973), Wilhelm von Ockham, Willibald und Wipo voraus. (Warum die Autoren (auch die der Antike) teils mit, vielfach aber ohne Lebensjahre aufgeführt sind, ist unerfindlich.) Offensichtlich geht der heutige Lateinunterricht anders als zur Schulzeit des Rezensenten "immer wieder von traditionellen Autoren und Werken (ab) und (entdeckt) Neuland" (Vorwort). Daß für die mittel- und neulateinischen Autoren Vollständigkeit noch weniger als für die antiken Autoren erreicht werden kann und soll (so das Vorwort für die gesamte Bibliographie), kann man an Stichproben rasch ermitteln, die sich bei manchen Autoren (Albertus Magnus) auf gerade einen einzigen Titel beschränken oder (Petrarca) zwar immerhin zwei Spalten füllen aber keineswegs eine repräsentative Auswahl darstellen (es sieht so aus, als ob Titel aus deutschen Verlagen bzw. in deutschen Fachzeitschriften - Gnomon - besprochene, selbstverständlich auch fremdsprachige, bevorzugt verzeichnet wurden).

Dies sind aber eher marginale Kritikpunkte, denn der Kernbereich der Bibliographie - die lateinischen Autoren der Antike - wird in einer Breite und Dichte behandelt, die die Bedürfnisse der Zielgruppen der Bibliographie - "Studierende, Auszubildende [?] und Unterrichtende" - eher übersteigen dürften. Unter diesem Aspekt ist es auch müßig, nach Lücken Ausschau zu halten, zumal sich das Vorwort zu den Auswahlkriterien nicht weiter äußert. Die Titelaufnahmen sind knapp und verwenden zahlreiche (auf S. 5 - 7 aufgelöste) Abkürzungen, enthalten aber alle zur Auffindung benötigten Angaben.

Als Beispiel sei ein Großautor - Ovid - vorgestellt, dem nicht weniger als 55 zweispaltig gesetzte Seiten vorbehalten sind. Die Titel zum Gesamtwerk sind wie folgt untergliedert: Konkordanzen, Bibliographien, Forschungsberichte, (Sekundär-)Literatur, Vorschläge für Klassenarbeiten/Klausuren. Es folgen die Titel zu einzelnen Werken Ovids; die zu den Metamorphosen bspw. sind wie folgt untergliedert: Ausgaben, Kommentare, Übersetzungen und weiter nach den bereits genannten Formgruppen soweit einschlägig; es folgen die Titel zu einzelnen Abschnitten der Metamorphosen, ggf. wiederum untergliedert nach Ausgaben und Literatur. Daß bei der Sekundärliteratur nicht nur Monographien und Aufsätze, sondern auch Fundstellen in Lexika (Kindlers neues Literaturlexikon, Frenzel u.a.) und Handbüchern (insbesondere Aufstieg und Niedergang der römischen Welt; hier sind besonders die darin versteckten vorzüglichen Personalbibliographien aufgeschlüsselt), dazu häufig Fundstellen von Rezensionen (sowohl in Fachzeitschriften als auch in der überregionalen Tagespresse, insbesondere der FAZ) verzeichnet sind, sei ausdrücklich erwähnt.

Im Gegensatz zum zweiten geplanten Band, der die Didaktik und Methodik des Lateinunterrichts zum Gegenstand haben wird und sich damit an einen wesentlich engeren Interessentenkreis wendet, ist der vorliegende erste Band ein vorzügliches Hilfsmittel für alle an der lateinischen Literatur Interessierten, nicht nur für die genannten Zielgruppen. Wie das vergleichbare Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte[1] sollte der erste Band der Bibliographie: Lateinunterricht in jeder Bibliothek mit geisteswissenschaftlichem Angebot vorhanden sein, auch an größeren öffentlichen Bibliotheken und natürlich in den Bibliotheken derjenigen Schulen, die noch altsprachlichen Unterricht anbieten.

Klaus Schreiber


[1]
IFB 94-3/4-438. (zurück)

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