Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
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Harenberg-Lexikon der Sprichwörter & Zitate


98-1/2-039
Harenberg-Lexikon der Sprichwörter & Zitate : mit 50000 Einträgen das umfassendste Werk in deutscher Sprache / [Red. und Produktion: Brigitte Beier ...]. - Dortmund : Harenberg, 1997. - 1600 S. ; 25 cm. - ISBN 3-611-00611-4 : DM 98.00
[4648]

Von den gerade erwähnten "Klassikern" abgesehen, gibt es auf dem Markt der Zitatenwörterbücher zahlreiche neuere, auch umfangreiche Produkte, die z.T. gleichfalls in veränderten oder unveränderten Auflagen, zudem als Lizenz- und Sonderausgaben verbreitet werden. Wirkliche Neuheiten sind dagegen eher selten und schon gar solche, die mit dem Anspruch auftreten, das "umfassendste Werk in deutscher Sprache" zu sein, wie es das neue Harenberg-Lexikon tut. Es enthält "rund 50.000 Eintragungen", die alphabetisch unter 2905 gleichfalls alphabetisch geordneten Stich- bzw. Schlagwörtern verzeichnet sind. Die hohe Zahl ergibt sich aus den diffusen Auswahlkriterien, werden doch außer den im Titel genannten Sprichwörtern und Zitaten auch Bauernregeln, sprichwörtliche Redensarten und überhaupt Wendungen berücksichtigt, die sich weder durch eine besondere sprachliche Form noch durch Einprägsamkeit der Aussage auszeichnen, im Grunde Banalitäten, wie sie sich nicht nur in den vielen der hier versammelten Aussprüchen von Politikern manifestieren. Natürlich finden sich auch die geflügelten Worte von der Art "Die Axt im Haus erspart den Zimmermann" neben ihren parodistischen Abwandlungen wie "Die Axt im Haus erspart den Scheidungsrichter". Von den bekannten Autoren, die sonst vor allem als Lieferanten geflügelter Worte auftreten, werden - auch das erklärt die hohe Zahl der Eintragungen - viele mit unbekannten Zitaten aus wenig bekannten Werken berücksichtigt.[1]

Der Kanon der berücksichtigten Zitatenspender wurde gegenüber den traditionellen, vor allem auf literarischen Quellen basierenden Zitatenwörterbüchern beträchtlich erweitert. Man kann dies leicht am Personenregister (S. 1460 - 1600) ablesen, das auch den hohen Anteil noch lebender Personen aller Lebensbereiche belegt, die hier mit Geburts- und ggf. Todesjahr, Beruf und Nationalität sowie den Stich- bzw. Schlagwörtern verzeichnet sind, unter denen ihre Aussprüche zu finden sind. Ein Nachweis unter den Formbegriffen wie Bauernregel, Sprichwort, Sprichwort / chinesisch etc. fehlt dagegen, ebenso Nachweise unter Titeln wie Bibel, Altes bzw. Neues Testament. Die Quellenangabe bei den Eintragungen ist entweder notwendigerweise ganz pauschal (Bauernregel, Sprichwort bzw. chinesisches Sprichwort) oder - bei Zitaten von Personen - nur mäßig spezifisch: Bei der oben zitierten originalen "Axt im Haus ..." also "Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (Tell)", nicht aber etwa Akt und Szene (3,1); (diese etwas präziseren Angaben findet man übrigens bei Zoozmann). Beim Quellennachweis (S. 1458 - 1459) handelt es sich nicht etwa um ein komplettes Verzeichnis der ausgewerteten Quellen (also auch früherer Zitatenwörterbücher), sondern um eine sehr knappe Liste von einzelnen, noch dem Copyright unterliegenden Büchern, bei deren Verlagen anscheinend eine Erlaubnis zur Zitierung eingeholt wurde, während für die Masse "trotz größter Bemühungen ... die Rechteeigentümer nicht in allen Fällen ermittelt werden (konnten)." Das Stichwortregister (S. 1447 - 1457) gestattet allenfalls einen leichteren, da rasch mit dem Auge erfaßbaren Überblick; eine nach Themen geordnete Zusammenstellung der Stich- und Schlagwörter hat sich der Verlag leider gespart.

Trotz der hohen Zahl an Eintragungen und der Erschließung abgelegener und vor allem zeitgenössischer Quellen enthält das Harenberg-Lexikon der Sprichwörter & Zitate sehr zahlreiche Allerwelts-Aussprüche, von denen man sich fragt, wem und zu welchem Zweck sie nützen sollen.

Klaus Schreiber


[1]
Nur ein Beispiel: die dritte Eintragung unter Ballett (S. 89) heißt: "Wen ergötzt nicht die Ansicht großer theatralischer Ballette?" Johann Wolfgang von Goethe, Ornamente und Gemälde aus Pompeji. (zurück)

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