Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Die bibliophile Sammlung von Carl Georg von Maassen (1880


98-1/2-011
Die bibliophile Sammlung von Carl Georg von Maassen (1880 - 1940) in der Universitätsbibliothek München : annotierter Katalog. Mit einer Einführung und dem Verzeichnis des handschriftlichen Nachlasses / [erarb. und hrsg. von der Universitätsbibliothek München. Der Katalog wurde ... erstellt von Wilfried Ehrsam unter Mitw. von Ilse Jöstlein ...]. - Puchheim : Bibliographisches Büro. - 25 cm. - ISBN 3-932774-00-0 (Gesamtwerk) : DM 480.00. - (Bibliographisches Büro, Am Mühlanger 4, 82178 Puchheim)
[4688]
Bd. 1. Abel - Kyau. - 1997. - 850 S. - ISBN 3-932774-01-9 : DM 240.00
Bd. 2. LaBruyère - Zwierlein. - 1997. - 789 S. - ISBN 3-932774-02-7 : DM 240.00

Carl Georg von Maassen (1880 - 1940), aus Hamburg gebürtiger Münchener Bohemien, Privatgelehrter, Literaturwissenschaftler, Publizist und Büchersammler ist trotz einer kleinen Zahl von Publikationen, die ihm in den letzten ca. 30 Jahren gewidmet wurden, weitgehend vergessen, jedoch mit einem Artikel in der NDB[1] präsent. Seine bibliophile Büchersammlung von ca. 5000 Titeln in ca. 8000 Bänden wurde glücklicherweise nicht zerstreut, sondern ging testamentarisch an die Universitätsbibliothek München (Maassen war mit einem früheren Bibliotheksdirektor befreundet), in der sie - ein weiterer Glücksfall - nicht nur die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges überlebte, sondern auch in geschlossener Aufstellung erhalten ist. Um die Katalogisierung der Sammlung, die ihren Schwerpunkt bei der deutschen Literatur des 18., vor allem aber des 19. Jahrhunderts hat (dem hauptsächlichen Arbeitsschwerpunkt des als Herausgeber der Werke E.T.A. Hoffmanns hervorgetretenen Sammlers) und zahlreiche seltene Ausgaben enthält, stand es nicht zum besten, bis die DFG in den Jahren 1985 - 1987 eine Katalogisierung der Bestände im Bayerischen Verbundkatalog finanzierte und mit der Auflage verband, auch einen gedruckten Katalog zu publizieren, der nunmehr in zwei ebenso stattlichen wie nicht gerade wohlfeilen Bänden vorliegt.

Die Einleitung (S. 9 - 39) von Wolfgang Müller, dem Leiter der Abteilung für Handschriften, Nachlässe und Alte Drucke der Universitätsbibliothek, gibt unter Zitierung von persönlichen Zeugnissen und der Sekundärliteratur (diese ist auf S. 38 - 39 zusammengestellt) einen knappen Überblick u.a. über Leben und Werk[2] sowie insbesondere über die Bibliothek Maassens und ihre Schicksale bis zur Katalogisierung in den 80er Jahren. Es folgt ein durch ein Register erschlossenes Verzeichnis des gleichfalls an die Universitätsbibliothek München gelangten Nachlasses durch Christina Töpelmann. Eingeleitet durch ein Verzeichnis der abgekürzt zitierten Titel macht den Rest von Bd. 1 und den gesamten Bd. 2 der alphabetische Katalog der Sammlung mit insgesamt 4963 durchnumerierten Eintragungen aus. Daß die Titelaufnahmen aus dem Verbundkatalog stammen, sieht man z.B. an den nicht getilgten Nichtsortierzeichen und an den durch RAK-WB (damals) geforderten Abkürzungen im Zusatz und bei zweiten Vornamen (daher sind die 131 Titel von E.T.A. Hoffmann unter Hoffmann, Ernst T. eingetragen). Immerhin wurden alle vorkommenden Orte und Verlage berücksichtigt und auch die Angaben zum Umfang gehen über das vom Regelwerk geforderte Minimum hinaus; daß dagegen die Formatangabe fehlt, ist bei einem Katalog, der mehr als dem bloßen Titelnachweis dienen soll, ausgesprochen bedauerlich. Dafür werden in Fußnoten exemplarspezifische Angaben mitgeteilt: Zustand, Widmungen und Vorbesitzer, Exlibris und Stempel (unter Hinweis auf die laufende Nummer der in der Einleitung beschriebenen und abgebildeten Exlibris[3] bzw. der dort beschriebenen Stempel, die man ruhig gleichfalls hätte abbilden können), handschriftliche Eintragungen u.ä.; letztere werden in einem Register (Bd. 2, S. 757 - 789) zusammen mit den Namen der Vorbesitzer erschlossen. Angegeben ist ferner die Signatur weiterer Exemplare im sonstigen Bestand der Universitätsbibliothek sowie Fundstellen in allgemeinen und speziellen Bibliographien und Katalogen. Den Abschluß der Aufnahme bildet die Signatur der nicht nach Formaten getrennten Sonderaufstellung der Bibliothek: Maassen (mit einer Nummer). Außer den beiden erwähnten Spezialregistern gibt es ein kombiniertes Personen- und Sachtitelregister, das Mitverfasser und sonstige beteiligte Personen (ohne Markierung ihrer Funktion; zumindest den Nachweis der Illustratoren könnte man im Katalog einer bibliophilen Sammlung wohl erwarten) verzeichnet, dazu abweichende Titel, solche enthaltener Werke sowie der Einheitssachtitel, nicht jedoch der Titel von Verfasserwerken. Was die im Vorwort betonte Seltenheit vieler Drucke betrifft, so wird man diese vielleicht neu bewerten müssen, wenn einmal die Bayerische Staatsbibliothek alle (auch die Sonder-) Bestände in den Verbund eingebracht haben wird. Daß der Verlag K. G. Saur zur Herstellung der Mikrofiches für seine Bibliothek der deutschen Literatur[4] "eine nennenswerte Anzahl von Bänden" (Bd. 1, S. 37) benutzt hat, ist noch kein Beweis für die Seltenheit, sondern zunächst nur dafür, daß die Universitätsbibliothek einen Bestand bereits im Verbund katalogisiert hat, dessen hauptsächliche Erscheinungsjahre in eine Periode fallen, die andere Bibliotheken noch nicht bearbeitet haben.

Noch ein Wort zu dem neuen Verlag, der hier nach Ausweis der ISBN seine erste Publikation vorlegt. Der Inhaber, der dem Rezensenten bisher als Bearbeiter von zwei neueren Biographischen Archiven des K.-G.-Saur-Verlages bekannt ist, kündigt als nächste Publikation ein eigenes Werk an, nämlich ein Personenregister zum Holzmann/Bohatta.[5] Man darf also auf weitere interessante Publikationen aus dem Bibliographischen Büro gespannt sein.

Klaus Schreiber


[1]
Bd. 15 (1987), S. 602 - 603. Auch Saurs Deutsche biographische Enzyklopädie Bd. 6 (1997), S. 549 widmet ihm 18 Zeilen, die sich wie ein Abstract der zwei Spalten einschließlich Literaturangaben in der NDB lesen. Dabei versäumt es die DBE, Maassens Bibliothek auch nur zu erwähnen. Wenn es eines Beweises der Überlegenheit der NDB über die DBE bedürfte, genügte dieses Beispiel (von zahllosen anderen). (zurück)
[2]
Vgl. Bibliographie Carl Georg von Maassen / Carl Graf von Klinckowstroem ; Gerhard Schott. // In: Carl Georg von Maassen : Sammler und Forscher. - München : Freie Gesellige Vereinigung "Die Mappe", 1978, S. 373 - 380. (zurück)
[3]
Eines der Exlibris ist auf die Vorderdeckel der beiden Bände eingeprägt, ist jedoch wegen des dafür nicht geeigneten Einbandmaterials nur im Streiflicht einigermaßen zu erkennen. (zurück)
[4]
Vgl. IFB 95-1-076. (zurück)
[5]
Deutsches Anonymen-Lexikon 1501 - 1926 / bearb. von Michael Holzmann und Hanns Bohatta. - Bd. 8. Personenindex / zsgest. von Hilmar Schmuck. - Tl.-Bd. 1 - 3. - Je DM 420.00, DM 350.00 (Subskr.-Preis). (zurück)

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