Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 6(1998) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Dictionary of dictionaries and eminent encyclopedias


98-1/2-002
Dictionary of dictionaries and eminent encyclopedias : comprising: dictionaries, encyclopedias, and other selected wordbooks in English / Thomas Kabdebo and Neil Armstrong. - 2. ed. - London ; Munich [u.a.] : Bowker-Saur, 1997. - XVII, 418 S. ; 24 cm. - ISBN 1-85739-103-9 : œ 79.50, DM 298.00 (K. G. Saur, München)
[4538]

Der Ursprung dieses Werkes liegt im "private hobby to collect dictionaries" (S. V) und sein Verfasser, der sich (S. VII) als dictionarian[1] bezeichnet, hat sich für die 2. Aufl. personelle Verstärkung geholt, ohne daß man aus der Einleitung erführe, welchen Anteil der jetzt an zweiter Stelle genannte Verfasser hat. Der miserablen Qualität dieses Machwerkes hat es allerdings nicht abgeholfen und, da die prinzipiellen Mängel allesamt fortbestehen und die Detailmängel nur zum Teil behoben, dafür aber durch neue vermehrt wurden, macht es sich der Rezensent ausnahmsweise leicht und zitiert weitgehend aus der vernichtenden Kritik der 1. Aufl. 1992 in IFB 93-1/2-002. Daß es auch mehrere positive Rezensionen der 1. Aufl. gab, spricht nur für die mangelnde Professionalität gewisser Rezensenten.

Eigentlich müßten die Mütter und Väter der RSWK Gefallen an diesem Werk finden, da sie ja gleichfalls meinen, keine Unterscheidung zwischen Sprach- und Sach-Wörterbüchern machen zu müssen, sondern alles in den Topf Wörterbücher werfen und damit dem Benutzer einen Bärendienst erweisen. So auch Kabdebo, dem unabhängig von Inhalt und Funktion alles dictionary ist, Hauptsache, es ist alphabetisch angeordnet. Er bietet jetzt ca. 400 Artikel mehr, somit ca. 1400, in denen ca. 8000 Nachschlagewerke mit Kurztiteln und ohne Angabe der Schriftenreihe zitiert werden. Die Artikel betreffen: Sprachen, Fächer, einzelne Sachbegriffe, Ländernamen,[2] Namen von Verlagen (Brockhaus),[3] Titel einzelner Wörterbücher und anderer Nachschlagewerke[4] sowie Fachbegriffe zur Terminologie der Nachschlagewerke, das meiste in kaum überbietbarer Willkür. An Typen von Nachschlagewerken finden sich allgemeine und fachliche Sprach- und Sachwörterbücher, aber auch, da die alphabetische Ordnung als Auswahlkriterium dient, Länderenzyklopädien, biographische Nachschlagewerke aller Art und sogar ein Sprachatlas (unter Bolivia). Die zitierten Nachschlagewerke beschränken sich i.d.R. auf englischsprachige (bzw. mit Englisch als zweiter Sprache) oder auf solche mit Bezug auf die anglo-amerikanischen Länder. Unter German sind nur zweisprachige Wörterbücher mit Englisch zitiert, obwohl lt. Einleitung auch - soz. als Ausnahme - das führende einsprachige Wörterbuch zitiert werden soll. Dieses findet sich, allerdings ohne Verweisung bei German, mit einem eigenen Artikel Deutsches Wörterbuch.[5] Weitere Artikel in Zusammensetzung mit German sind: Biography (weiterhin mit zwei nicht repräsentativen Who's who)[6], History,[7] Linguistics (hier Teilwörterbücher, darunter die englische Ausgabe von Kluges Etymologischem Wörterbuch von 1891!), Literature[8] und Special dictionaries.

Die Titelaufnahmen sind höchst unzuverlässig, da zu beträchtlichem Teil auf Informationen aus zweiter Hand beruhend. Erschreckend ist die Veraltung der Angaben; insbesondere sind neue Auflagen sehr häufig nicht berücksichtigt. Auch die Ausführlichkeit der Angaben schwankt stark: häufig fehlen sogar Umfang und Verlag, die ISBN in nicht standardisierter Form ist genannt oder auch nicht.

Ein dilettantisches Werk, das auch in der 2. Aufl. sein teures Geld nicht wert ist. Selbst Benutzer in englischsprachigen Ländern, an die es sich primär wendet, täten besser daran, die guten Führer zu Informationsmitteln[9] zu konsultieren, die eine solide Auswahl des wirklich Wichtigen bieten.

Klaus Schreiber


[1]
Dieser Begriff dürfte von Kabdebo stammen, da er - soweit der Rezensent sieht - weder in der Fachliteratur gängig ist, noch in den Großwörterbüchern der englischen Sprache begegnet. - Kabdebo definiert den Begriff als "A dictionary maker". Wenn man weiter liest und Namen wie Murray und dem der Brüder Grimm begegnet, weiß man auch gleich, in welcher Deszendenz sich Kabdebo sieht. "The modern dictionarian is either a great scholar [dürfte auf den Autor, objektiv betrachtet, freilich kaum zutreffen] ... or a team leader [vielleicht trifft das zu, denn immerhin besteht das Team der 2. Aufl. aus zwei Personen] ..." (S. 77). (zurück)
[2]
Hier fast ausnahmslos die qualitativ sehr unterschiedlichen Werke aus den Reihen ... historical dictionaries des Verlags Scarecrow. (zurück)
[3]
Dort wird man immer noch unverändert mit Sottisen wie den folgenden konfrontiert: "Friedrich A. Brockhaus, the founder of the publishing firm ... was, originally, a Wiesbaden antiquarian and bookseller ... After decades of sojourns in Altenburg and Leipzig, Brockhaus returned to Wiesbaden in 1945 whence it has operated ever since." Als die größten Leistungen des Verlags werden zwei Lexika des 19. Jahrhunderts sowie der Brockhaus-Wahrig bezeichnet. (zurück)
[4]
Der Verfasser scheut sich auch nicht, seinem eigenen Werk einen Artikel zu widmen. (zurück)
[5]
Wenn man Kabdebo glaubt - was man in der Regel aber nicht tun sollte - erschien das Grimm'sche Wörterbuch in 14 Bd. von 1852 bis 1911! (zurück)
[6]
Der Artikel hat 11 Zeilen, der über Canadian Biography knapp zwei Spalten. Derartige Beispiele für die krasse Unausgewogenheit der Darstellung finden sich auf Schritt und Tritt. (zurück)
[7]
Hier wird sogar ganz wider Erwarten ein deutschsprachiges Lexikon (RSWK: Wörterbuch) genannt: Lexicon [!] der Deutchen [!] Geschichte (1977) und bedauert, daß dieses nicht im Hinblick auf die Veränderungen nach 1990 neu bearbeitet wurde. Immerhin gibt es eine 2., überarb. Aufl. von 1983, die Kabdebo entgangen ist. (zurück)
[8]
Neben dem Oxford companion of [recte: to] German literature in der 1. Aufl. 1976, obwohl es eine wesentlich veränderte 2. Aufl. von 1986 gibt, wird als deutsches Werk zitiert: "Die Literature [!] (Frankfurt: Herder, 1990, 5th ed.)", was immer damit gemeint sein mag. - Von den inzwischen 18, der deutschen Literatur gewidmeten Bänden des Dictionary of literary biography sind nur zwei genannt, hier - als seltene Ausnahme - mit Angabe der Schriftenreihe. (zurück)
[9]
Oder spezielle, wie das von Library Association Publishing für März 1998 angekündigte [d.h. - nach allen Erfahrungen mit dem Verlag - vielleicht in der zweiten Jahreshälfte erscheinende] Werk A world companion to language dictionaries / Andrew Dalby. - [1998, März]. - Ca. 488 S. - ISBN 1-85604-251-0 : ca. œ 49.95. (zurück)

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