Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Österreichische historische Bibliographie [Computerdatei]


97-3/4-403
Österreichische historische Bibliographie [Computerdatei] : Information und Dokumentation auf dem Gebiet der Geschichte / Institut für Geschichte, Universität Klagenfurt. - Graz : Neugebauer, in Komm. - (Kommissionsverl. Wolfgang Neugebauer, Kreuzgasse 6, A-6800 Feldkirch, FAX ++43 5522 74770)
[4100]
1945/93 ([1996]). - 2., erg. Aufl. - 1 CD-ROM. - ISBN 3-85376-088-0 : ÖS 4900.00, DM 700.00

1 Österreichische historische Bibliographie

1.1 Inhalt

Die Österreichische historische Bibliographie (ÖHB) ist eine Literaturdokumentation, die wissenschaftliche Veröffentlichungen zur österreichischen Geschichte in den Grenzen der Zweiten Republik nachweist. Publikationen zur Geschichte anderer Staaten werden nur verzeichnet, wenn sie in Österreich erschienen sind (Provenienzprinzip). Berücksichtigt werden Monographien sowie Aufsätze aus Festschriften, Sammelwerken, Zeitschriften und Periodica. Gleichfalls werden Kataloge, Kongreß- und Tagungsbände sowie Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationsschriften, aber auch Personal- und Sachbibliographien zu historischen Themen im weitesten Sinne nachgewiesen. Insgesamt umfaßt die Bibliographie auf der CD-ROM ca. 115.000 Titel aus den Berichtsjahren 1945 - 1993. Die ÖHB wird am Institut für Geschichte an der Universität Klagenfurt erstellt und im dortigen Rechenzentrum mit dem Datenbanksystem ORACLE verwaltet. Das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung fördert das Projekt.

1.2 Installation

Die CD-ROM läßt sich auf einem Einzelplatz sowohl unter DOS als auch unter MS-Windows problemlos installieren. Außerdem kann man die Datenbank direkt von der CD-ROM starten, ohne sie zuvor installiert zu haben. Allerdings ist das nur im DOS-Modus möglich. Lt. Installationshinweisen soll diese Nutzungsform auch unter MS-Windows möglich sein, aber die angegebene Startdatei Win-OEHB fehlt auf der CD-ROM. Unter MS-DOS liefert die ÖHB schon auf vergleichsweise langsamen Rechnern (386/33 PC mit 4 MB RAM) sehr gute Antwortzeiten. Dagegen sind die Hardwarevoraussetzungen für MS-Windows deutlich größer. Selbst bei einem mit 133 Mhz getakteten und mit 16 MB RAM bestückten PC ist viel Geduld erforderlich.

1.3 Mängel der Windows-Version

Insgesamt ist die Windows-Version nicht zu empfehlen, da es sich um eine MS-Acces-Datenbank (Verion 2.0) handelt und nicht - wie naheliegend - Folio bound views verwendet wird wie bei der im folgenden beschriebenen DOS-Version. In der Suchmaske gibt es keine dokumentierte Möglichkeit des Einsatzes des Booleschen Operators UND innerhalb eines Feldes. Angesichts von 115.000 Titeln ist damit eine vernünftige Recherche sehr erschwert. Immerhin kann man Suchbegriffe in unterschiedliche Suchfelder eingeben, die dann mit dem Operator UND verknüpft werden. Da der Operator UND voreingestellt ist, kann man wiederum eine ODER-Suche zwischen mehreren Feldern nicht ausführen. Der Boolesche Operator ODER ist dagegen innerhalb eines Suchfeldes verwendbar. Allerdings gibt es unterschiedliche Treffermengen, je nachdem, in welcher Reihenfolge man die Suchwörter eingibt. Die Suche nach Bildungswesen / Finnland (der Schrägstrich steht für den Operator ODER) ergibt 56 Treffer, die als Schlagworte entweder Bildungswesen oder Finnland enthalten. Sucht man dagegen nach Finnland / Bildungswesen so erhält man 858 Titel als Ergebnismenge. In der Erläuterung wird als Erklärung angegeben, daß in der Auswahlliste nur das erste Wort enthalten sei. Deshalb muß man mit einem * trunkieren. An welcher Stelle die Trunkierung jedoch erfolgen muß, um auf die gleiche Trefferanzahl zu kommen wie bei Finnland / Bildungswesen, erschließt sich erst nach vielen Versuchen. Bildungswesen* / Finnland ist die Lösung.

Trunkierungsmöglichkeiten werden geboten. Allerdings sind die Benutzungsmodalitäten äußerst gewöhnungsbedürftig. Wenn man nach dem Wort Struktur aus dem Titel Struktur und Probleme des finnischen Außenhandels sucht, wird der Titel nicht gefunden. Erst die Rechtstrunkierung, also Struktur*, führt zum Erfolg. Das Wort Außenhandels desselben Titels muß gar rechts und links trunkiert werden (*Außenhandels*), was durch die Linkstrunkierung zu einer unzumutbaren Antwortzeit führt und natürlich viel mehr Treffer in die Ergebnismenge bringt als gewünscht, da alle Dokumente recherchiert werden, die mit "Außenhandels" beginnen und beliebig enden.

Neben der bisher beschriebenen Möglichkeit gibt es eine Volltextsuche, in der die Titel nach dem ausgewählten Suchbegriff in der Reihenfolge, in der sie abgespeichert wurden, durchsucht werden. Selbst bei einem schnellen PC beansprucht die Suche erhebliche Zeit und ist deutlich langsamer als im DOS-Modus. Eine Möglichkeit, den Suchvorgang abzubrechen, besteht nicht!

1.4 DOS-Version

1.4.1 Recherche und Anzeige

Angesichts dieser verbesserungsbedürftigen Suchmöglichkeiten ist es ratsam, die DOS-Version zu benutzen, die schneller, einfacher und in den Suchmöglichkeiten vielfältiger ist. In einem Eröffnungsbildschirm wird eine Vielzahl von Suchmöglichkeiten angeboten, die über die Tabulatortaste angesteuert werden können. Durch Betätigen der Leertaste gelangt man in einen dreigeteilten Bildschirm, der sich aus dem mitlaufenden All-In-One-Index, der Eingabezeile sowie dem Teilfenster Ergebnisse zusammensetzt. Bei der Eingabe eines Suchbegriffes läuft der Index automatisch mit, so daß man sofort erkennt, ob der gesuchte Begriff vorhanden ist. Boolesche Operatoren können verwendet werden, indem man aus einem Fenster den gewünschten Operator (UND, ODER, NICHT, EXCLUSIVE ODER) auswählt. Nach Betätigen der Enter-Taste wird der Suchvorgang gestartet und die gefundenen Titel aufgelistet. Die Anzahl der Treffermenge wird oben rechts angezeigt. Wenn man mit der Pfeil-unten- oder Bild-unten-Taste die Liste durchgeht, so wird neben der Zahl, die die Anzahl der Gesamttreffer angibt, die Nummer des gerade am Bildschirm zu sehenden Titels dokumentiert. Das recherchierte Suchwort ist in jedem Titel markiert, allerdings nur, solange man auf Trunkieren verzichtet.

Leider ist die Liste nicht alphabetisch geordnet, was um so problematischer ist, als die Titelliste nicht als Kurzliste anzeigbar ist, sondern gleich die vollständige bibliographische Beschreibung aufführt. Ein schneller Überblick über die Ergebnismenge ist somit nicht möglich. Auch nachträglich kann der Benutzer die Liste nicht nach den von ihm gewählten Kriterien ordnen.

1.4.2 Ausgabe und Druck

Die Ausgabe kann über ein Menü sowohl in eine Datei als auch über den Drucker erfolgen, wobei allerdings die Druckausgabe Probleme bereitet. Vor dem eigentlichen Ausdruck muß man einen Drucker aus einer vorgegebenen Liste auswählen. Die aufgeführten Modelle bzw. Versionsnummern zeigen, daß es sich bei der Datenbank um ein schon betagtes Programm handelt, das offensichtlich nicht aktualisiert wird. Die Dateiausgabe funktioniert, allerdings könnte die Beschreibung in der Online-Hilfe - ein eigenständiges Handbuch gibt es nicht - verbessert werden. Man kann nicht voraussetzen, daß Benutzer den Unterschied zwischen aktives folio und aktiver view kennen. Jedenfalls muß man die Option aktiver view auswählen, um die gesamte Ergebnismenge abzuspeichern.

Die ausgegebene Liste ist in gleicher Weise ungeordnet wie zuvor die Bildschirmausgabe. Das heißt, wenn man eine Liste etwa für eine Veröffentlichung weiterverwenden möchte, so muß man die alphabetische Ordnung selbst herstellen. Schließlich ist zu bemängeln, daß es keine Möglichkeit zur Auswahl der auszugebenden Felder gibt. Bei Sammelwerken werden etwa nicht nur die bibliographische Beschreibung, die Klassifikation und die Schlagworte ausgegeben, sondern auch die in dem Sammelwerk enthaltenen Beiträge.

1.4.3 Recherchebeispiel

Eine präzise Suche ist jedoch auch im DOS-Modus problematisch. Die Suche nach Literatur zum Schulwesen in der Römerzeit etwa soll durch die Eingabe der Suchwörter Römerzeit UND Schule erfolgen. Die Suche ergibt einen Treffer: Das neue Bild von Oberösterreich : 150 Jahre Oberösterreichischer Musealverein, Gesellschaft für Landeskunde. In dieser zweibändigen Festschrift sind zahlreiche Aufsätze enthalten. In einem Beitrag geht es um Römerzeit und frühes Christentum 1933 - 1982, in einem zweiten um Schule/Museum im Linzer Schloßmuseum. Der "Treffer" ist also für die Suchfrage völlig irrelevant. Um das Problem zu beheben, müßte es möglich sein, die Suche auf bestimmte Felder, z.B. Schlagwortfeld, zu begrenzen.

1.4.4 Thesaurussuche; Inhaltserschließung

Dazu - ist man versucht zu glauben - bietet sich die Recherchemöglichkeit über den Thesaurus an. Mit dem Terminus "Thesaurus" verbindet sich die Vorstellung eines kontrollierten und strukturierten Wortschatzes. Tatsächlich findet sich eine entsprechende Auflistung auf der CD-ROM, die als Ausdruck 106 Seiten umfaßt. In der Windows-Version findet sich der Hinweis, daß der Thesaurus im Gegensatz zur DOS-Version noch nicht mit den Literaturnachweisen verknüpft sei. Wenn man in der DOS-Version die Option Thesaurus für Geschichte auswählt, gelangt man an den Anfang einer alphabetischen Wortliste, die, wie man das von Thesauri kennt, Deskriptoren und Nichtdeskriptoren ebenso enthält wie Oberbegriffe, Unterbegriffe und Siehe-auch-Hinweise. Durch die Auswahl eines Deskriptors wird sofort die Suche eingeleitet. Leider beschränkt sich die Suche nicht nur auf das Schlagwortfeld jedes Titels, sondern bezieht auch die Sachtitel mit ein. Das heißt, wenn der Deskriptor im Titel eines Werkes vorkommt, so wird der Titel in die Ergebnismenge aufgenommen, ob er inhaltlich der Suchfrage entspricht oder nicht. Der Deskriptor Ausbildung etwa weist als Oberbegriff Bildungswesen auf, Synonyme sind Berufsausbildung und Grundausbildung. Damit ist der Begriff eindeutig auf einen individuellen (beruflichen) Lernprozeß eingeschränkt. Der mit diesem Deskriptor gefundene Titel Die berg- und hüttenmännische Ausbildung zur Zeit Erzherzog Johanns entspricht den Erwartungen des Suchenden. Im Stichwortfeld dieses Titels, das besser Schlagwortfeld heißen sollte, findet sich das Wort Ausbildung ebenfalls. Dagegen ist der Treffer Die Ausbildung des polnischen Nationalbewußtseins in diesem Kontext falsch. Zwar ist der Titel mit Nationalbewußtsein und Polen (14. - 17. Jh.) richtig, wenngleich sparsam verschlagwortet, aber die Einbeziehung des Sachtitels führt zu dem falschen Treffer. Die bibliographische Beschreibung ist ausreichend. Positiv zu vermerken ist, daß bei Sammelwerken die enthaltenen Aufsätze mit Autoren-, Titel- und Seitenangaben aufgeführt werden. Die inhaltliche Erschließung ist dagegen teilweise sparsam. Der Titel von Leszek Hajdukiewicz über Bildungswesen und Wissenschaft in der Epoche der Jagiellonen : Polen im Zeitalter der Jagiellonen 1386 - 1572 weist die Schlagworte Bildungswesen, Polen (1386 - 1572), Wissenschaft und Jagiellonen, Dynastie auf, geht also kaum über das Stichwortniveau hinaus. Zeitangaben werden eher selten und darüber hinaus uneinheitlich vergeben. Im Titel Barock bis heute : aus dem Kunstbesitz des Landes Niederösterreich ; eine Ausstellung des Niederösterr. Landesmuseums in der Akad. der Bildenden Künste, Wien. 10. Juli bis 6. September 1970 ist in der Kategorie Jahreszahlen der Eintrag 1970, also das Jahr der Ausstellung zu finden. Der Titel Polen im Zeitalter der Jagiellonen 1386 - 1572 : Ausstellung auf der Schallaburg vom 8. Mai bis 2. November 1986 (Kataloge des Niederösterreichischen Landesmuseums) ist dagegen im Feld Jahreszahlen mit 1386 - 1572 verschlagwortet.

Die Mängel des "Handlings" schränken den Wert der ÖHB beträchtlich ein. Denn mit 115.000 Titeln enthält die Datenbank bezüglich des Berichtsgegenstandes und -zeitraums einen einmaligen Fundus. Die Verbesserung und Vereinheitlichung der Inhaltserschließung dürfte dabei das schwierigste Problem darstellen. Als Alternative zur Benutzeroberfläche könnte sich das in Entwicklung befindliche Angebot im Internet anbieten.

1.5 Internet-Angebot

Unter der WWW-Adresse des Informationssystems der Universität Klagenfurt http://info.uni-klu.ac.at/ findet sich ein Link zur ÖHB. Ein weiterer Link führt zu einer Suchmaske, mit deren Hilfe man in der Datenbank recherchieren kann. Ein gewaltiger Vorteil der Internet-Suche gegenüber der CD-ROM-Suche ist ihr Aktualitätsvorsprung. Während die CD-ROM-Datenbank nur Titel bis Erscheinungsjahr 1993 nachweist, finden sich über das Internet auch jüngere Veröffentlichungen.

Christian Ritzi


Zurück an den Bildanfang