Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Lexikon des Science-Fiction-Films


97-3/4-364
Lexikon des Science-Fiction-Films / Ronald M. Hahn ; Volker Jansen. Unter Mitarb. von Wolf Jahnke ... - 7. Aufl., 1. Aufl. dieser [aktualisierten Neu-] Ausg. - München : Heyne, 1997. - Bd. 1 - 2. - 1138 S. : Ill. ; 21 cm. - (Heyne-Bücher : 32, Heyne-Filmbibliothek ; 250). - ISBN 3-453-11860-X : DM 48.00
[4458]

Aus der großen Zahl der Filmbücher des Heyne-Verlags ragen einige Titel hervor, die "zu Unrecht" in diese Reihe voller Verbrauchsliteratur geraten sind. So undurchsichtig wie die Zuordnung zu den verschiedenen Taschenbuchreihen des Verlags, so unvermutet stehen diese Titel zwischen übervielen anderen. Das Lexikon des Science-Fiction-Films wurde erstmals 1983 in der allgemeinen Reihe der Heyne-Bücher veröffentlicht (mit 720 Filmbesprechungen), wurde mit und ohne Auflagenzählung 1984 und 1987 (auf 1000 Filme) erweitert, 1990 in die Sachbuch-Reihe übernommen, dort 1992 (auf 1400 Filme) vergrößert und 1993 außerhalb der Reihen mit abweichendem Titel nachgedruckt und wird jetzt erweitert als 7. Auflage in die Filmbibliothek übernommen (warum es nicht in die Science-Fiction-Reihe des Verlags gelangt ist, mag ein Rätsel und der Zukunft vorbehalten bleiben).[1] Jetzt werden 2000 Filme, hauptsächlich Spielfilme neben einigen Fernsehserien, vorgestellt (nicht 1400 wie im auf dem Stand der Vorauflage stehengebliebenen Vorwort angegeben): Filme, die sich meist nicht durch besondere künstlerische Qualität auszeichnen, sondern die einem eher schlichten Genre angehören. Definiert und gegenüber Phantasy- und Horrorfilmen abgegrenzt wird das Genre durch den H. G. Wells unf William Cameron Menzies Titel Things to come,[2] durch Zukunftserwartungen - wie in diesem Fall - hoffnungsfrohen oder - wie meist - angstbesetzten Inhalts. Es umfaßt Filme, die massenhaft und in oft zweifelhafter Qualität vor allem im Hollywood der fünfziger Jahre produziert wurden, daneben und über die Zeiten hinweg aber immer wieder auch Produktionen von besserer und hoher Qualität. Vor allem für die SF-Fans unter den Zuschauern tragen die Verfasser und Mitarbeiter solide Filmdaten (meist sogar mit Rollenbesetzungen) zusammen und erweitern sie durch Inhaltsangaben und wertende Beurteilung.

Die Filme werden alphabetisch (in strenger Buchstabenfolge) nach ihren deutschen Titeln geordnet. Von deutschsprachigen Titelvarianten wird innerhalb der Titelfolge verwiesen, von Originaltiteln und weiteren abweichenden Titeln dagegen in einem Register, desgleichen von Regisseuren. Die Bibliographie von über 200 Titeln mag helfen, sich mit dem Thema weiter auseinanderzusetzen, während die Einführung mit dem Schaubild SF-Elemente und beispielhaften Filmzuordnungen wenig hilfreich erscheint. Die umfangreichere Filmliste "primäre Motivkreise des Science-Fiction-Films" im Anhang ist viel praktischer.

Verdienstvoll und nützlich ist das Lexikon vor allem durch seine Filmrezensionen, die von kurzen Inhaltsangaben bis zu 10-spaltigen Kommentierungen - im zweispaltigen Satz - reichen und die sich gelegentlich mehr mit der (gelungenen) literarischen Filmvorlage befassen, als mit dem (mißlungenem) Film selbst (z.B.: Der Wüstenplanet/Dune). Die Kommentare zitieren häufig fremde Rezensionen und Notizen, belegen sie aber nur sehr ungenau (in der Qualität "Verfassername, Zeitschriftentitel"). Gelegentlich fallen die eigenen Urteile recht drastisch aus; nur so war wohl noch Distanz zu gewissen Produkten zu wahren. Man fragt sich, warum solche Filme überhaupt aufgenommen worden sind und warum die Auswahl nicht auf die "wertvolleren" oder "wichtigeren" Filme des Genres eingeschränkt wurde. Die Antwort ist einfach: Es gibt noch viel mehr und viel schlechtere SF-Filme, und außerdem: Das Genre ist eben zu großen Teilen durch simple Unterhaltungsfilme geprägt worden. So dient das Lexikon nicht nur den Fans, sondern auch einer Sozialgeschichte des Films.

Wilbert Ubbens


[1]
Die früheren Ausgaben: Lexikon des Science-Fiction-Films : 720 Filme von 1902 bis 1983 / Ronald M. Hahn ; Volker Jansen. - München : Heyne, 1983. - 607 S. - (Heyne-Bücher ; 7236). - Lexikon des Science-Fiction-Films : 720 Filme von 1902 - 1983 / Ronald M. Hahn ; Volker Jansen. - 2. Aufl. - München : Heyne, 1984. - 607 S. - (Heyne-Bücher ; 7236). - Lexikon des Science-Fiction-Films : 1000 Filme von 1902 - 1987 / Ronald M. Hahn ; Volker Hansen. - Aktualisierte, erg. und erw. Neuaufl. - München : Heyne, 1987. - 1037 S. - (Heyne-Bücher ; 7295). - Lexikon des Science-Fiction-Films : 1000 Filme von 1902 - 1987 / Ronald M. Hahn ; Volker Hansen. - München : Heyne, 1987 [vielm. 1990]. - 1037 S. - (Heyne-Sachbuch ; 93). - Lexikon des Science-Fiction-Films : 1500 Filme von 1902 bis heute / Ronald M. Hahn ; Volker Jansen. - Neuausg., 5.Aufl. - München : Heyne, 1992. - 974 S. - (Heyne-Sachbuch ; 93). - Das Heyne-Lexikon des Science-Fiction-Films : 1500 Filme von 1902 bis heute / Ronald M. Hahn ; Volker Jansen. Unter Mitarb. von Wolf Jahnke. - München : Heyne, 1993. - 974 S. (zurück)
[2]
Der deutsche Verleihtitel Was kommen wird, unter dem dieser Film ausführlich vorgestellt wird, fehlt als Verweisung im Register der Originaltitel, - einer der nicht zu übersehenden Flüchtigkeitsfehler des Lexikons. (zurück)

Zurück an den Bildanfang