Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Topographie der historischen und kunstgeschichtlichen


97-3/4-361
Topographie der historischen und kunstgeschichtlichen Denkmale in dem Bezirke Karlsbad : (Prag 1933) / von Anton Gnirs. Hrsg. vom Collegium Carolinum. Besorgt von Anna Gnirs. - München : Oldenbourg, 1996. - 262 S. + 404 Abb. auf Taf. ; 24 cm. - (Handbuch der sudetendeutschen Kulturgeschichte ; 8). - ISBN 3-486-56170-7 : DM 96.00
[3562]

Der Kunsthistoriker und Archäologe Anton Gnirs (1873 - 1933),[1] dem wir zwei Bände der 1895 als Topographie der historischen und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen von der Urzeit bis zum Anfange des XIX. Jahrhunderts begründeten und zuletzt als Topographie der historischen und kunstgeschichtlichen Denkmale in der Tschechoslowakischen Republik erschienenen Inventarreihe verdanken,[2] hinterließ einen dritten, als Band 52 der Reihe vorgesehenen Band im Manuskript, das wegen des Todes des Verfassers und der ungünstigen politischen Umstände nicht mehr im Druck erscheinen konnte. Das erhaltene Manuskript - die gleichfalls bereits zusammengetragene Bilddokumentation ging nach 1945 verloren - wurde nunmehr von der Tochter des Verfassers unter pietätvoller Wahrung des Originals, jedoch nach erneuter Überprüfung an den Denkmälern selbst (durch Bereisung in den 90er Jahren), deren Ergebnisse sich in über 300 Anmerkungen niederschlagen.[3] Anlage im Alphabet der deutschen Ortsnamen (der tschechische ist in Klammern beigefügt, ebenso wie im Ortsregister vom tschechischen auf den deutschen Namen verwiesen wird). Den längsten Artikel erhält nicht etwa Karlsbad mit 31 S., sondern Schlackenwerth mit 46 S., vor allem wegen des Schlosses auf dessen Beschreibung allein 25 S. entfallen. Eine kurze Charakterisierung dieses Eintrags gibt zugleich einen Eindruck von der besonderen Art dieses Inventars, das zum älteren Typ seiner Art gehört, der wenig mit den oben beschriebenen Großinventaren neueren Stils zu tun hat. So finden sich z.B. Listen von Künstlern und Kunsthandwerkern, wie sie in den Baurechnungen überliefert sind (S. 123 - 125) am Ende der einleitenden Baugeschichte; es folgen Beschreibungen der einzelnen Teile der Schloßanlage, in denen auch immer wieder soz. zur Illustration mit zeitgenössischem Kolorit aus Verträgen mit ausführenden Künstlern zitiert wird; aufgeführt sind auch mehrere Inventare und Schätzungsberichte mit Preisen von Ausstattungsstücken und Gemälden (S. 130 - 135 und S. 137 - 139, S. 142), deren Verbleib sich z.T. bis in die jüngste Vergangenheit verfolgen läßt, wurden doch Stücke daraus 1995 bei der Versteigerung der Sammlung der Markgrafen und Großherzöge von Baden durch die Firma Sotheby in Baden-Baden veräußert, da das Schloß Schlackenwerth früher ebendiesen Herrschern gehörte. Auf den Text folgen ein titelreiches Literaturverzeichnis (S. 209 - 228), das überwiegend neuere Literatur enthält sowie, das Personen- und das bereits erwähnte Ortsregister. Den Abschluß bildet eine neu erstellte Bilddokumentation mit 404 Abbildungen auf Tafeln, darunter Gegenüberstellungen alter (meist datierter) und neuer (häufig nicht datierter) Aufnahmen. Daß sich die Herausgeberin der Unterstützung tschechischer Stellen (insbesondere auch der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, deren Vorgängerin für die Herausgabe der einleitend erwähnten Topographie ... verantwortlich war) erfreute, läßt hoffen. Ob freilich mit einer Wiederaufnahme der Inventarisierung in der Tschechischen Republik zu rechnen ist, bleibt dahingestellt. Dringend erforderlich wäre sie, handelt es sich hier doch um die immer noch - trotz schlechter Erhaltung - an Bauten aus der Zeit des Barock reichste Kunstlandschaft Europas.

Klaus Schreiber


[1]
Ein Verzeichnis seiner Schriften zusammen mit Erinnerungen der Tochter an den Vater in: Historicky sborník Karlovarska. - 2 (1994), S. 5 - 30. (zurück)
[2]
43. Der politische Bezirk Elnbogen. - 1927. (Im Vorwort zum vorliegenden Band heißt es fälschlich Bd. XLVIII statt XLIII.) - 50. Die Bezirke Tepl und Marienbad. - 1932. (zurück)
[3]
Die Anmerkungen erscheinen leider nicht als Fußnoten, sondern sind unbequemerweise am Schluß des gesamten Textes zusammengefaßt, so als böten moderne Textverarbeitungsprogramme nicht genügend bequeme Möglichkeiten zur Gestaltung von Fußnoten. (zurück)

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