Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Denkmaltopographie Siebenbürgen. 3. Kreis Kronstadt


97-3/4-359
Denkmaltopographie Siebenbürgen. 3. Kreis Kronstadt = Topografia monumentelor di Transilvania. - Thaur bei Innsbruck : Wort-und-Welt-Verlag [u.a.]. - 30 cm. - (Kulturdenkmäler Siebenbürgens ; ...)
[3387]
3. Großschenk, Tarteln, Stein, Seiburg, Leblang, Bekokten, Felmern, Rohrbach, Seligstadt, Scharosch / bearb. von Gheorghe Andron ... Hrsg. von Christoph Machat. - 1995. - 365 S. : Ill. ; 30 cm. - (... ; 4). - ISBN 3-85373-189-9 : Preis nicht mitgeteilt

Die für die Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland in den 70er Jahren erarbeiteten Kriterien der Denkmalerfassung und -beschreibung[1] und die in diesem Rahmen von einzelnen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen gewählten Erfassungsverfahren und Festschreibungen des Denkmalbegriffs waren direktes Vorbild für ein Projekt zur "Dokumentation siebenbürgisch-sächsischer Kulturgüter", das in den Jahren 1991 - 1995 von der Bundesrepublik Deutschland finanziert wurde mit der Aufgabe der systematischen wissenschaftlichen Dokumentation der Siedlungen der Siebenbürger Sachsen und ihrer denkmalswerten Bausubstanz. Anlaß war die seit 1990 erheblich verstärkte Tendenz der Siebenbürger Sachsen zur Auswanderung aus Rumänien und der dadurch bedingte Zerfall ganzer Siedlungen und Siedlungsstrukturen in Siebenbürgen. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege Brauweiler und vom Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS (dem Internationalen Rat für Denkmalpflege der UNESCO); Partner auf rumänischer Seite waren das staatliche Denkmalamt, die Kunstakademie und die Architekturhochschule "Ion Mincu" in Bukarest, das Institut für Archäologie und Kunstgeschichte der Akademie der Wissenschaften in Klausenburg und das Forschungsinstitut für Sozialwissenschaften der Akademie in Hermannstadt.

Der bereits 1995 und bisher einzige publizierte Teil dieser Dokumentation verzeichnet die Denkmäler von 10 Ortschaften des Kreises Kronstadt: von Großschenk, Tarteln, Stein, Seiburg, Leblang, Bekokten, Felmern, Rohrbach, Seligstadt und Scharosch. Das Inventar ist durchgängig zweisprachig (deutsch und rumänisch) angelegt, die Verzeichnung selbst eher listenartig konzipiert - die unter den gegebenen Umständen wohl einfachste und angemessenste Dokumentationsform - und für die Bandeinteilung der Publikation nach Städten und Landkreisen der derzeitigen territorialen Gliederung Rumäniens geordnet. Ein kurzer Überblick zur (Siedlungs-)Geschichte Siebenbürgens geht den einzelnen Ortsartikeln voraus. Diese sind jeweils durch demographische Daten und Einführungen in Geschichte, Lage und Siedlungsstruktur zusammenfassend kurz charakterisiert; danach folgt die Denkmalliste (überwiegend der Baudenkmale) mit Kurzbeschreibungen. Im Zentrum steht dabei die Dokumentation der besonderen Siedlungsstrukturen der Siebenbürger Sachsen: die Kirchburgen (befestigte Kirchhöfe nach dem Vorbild mittelalterlicher Ritterburgen, die der Bevölkerung in Notzeiten als Fluchtburgen dienten, aber auch in Friedenszeiten Gemeinschafts- und damit Identifikationssymbol waren) mit ihren Gemeinschaftsbauten und die um sie orientierten Gehöfte mit ihren meist geschlossenen Straßenfronten und längsgestreckten Parzellierungen; sie bilden in sich geschlossene Denkmalensembles und sind als Ganzes Zeugen der Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Darüber hinaus werden aber auch die Ortsteile und die Baudenkmale der rumänischen und der sonstigen Bevölkerungsgruppen teilweise mitverzeichnet. Die Gesamtstruktur der Ortschaften wird in jedem Fall auch durch eine Luftaufnahme und durch den Orts-Lageplan verdeutlicht. Die Denkmalbeschreibung im Einzelnen konzentriert sich in Text und Abbildung jedoch auf die herausragenden Bauwerke: Kirche und Kirchenburg mit den weiteren Gemeinschaftsbauten; die Wohnbauten (meist Gehöfte) werden mit Kurzeintrag aufgeführt und durchgängig mit einer Ansicht (meist der typischen Straßenfront) auch photographisch dokumentiert. Es fehlt, dem Charakter der Listenverzeichnung entsprechend, jede einzelobjektbezogene Quellen- und Literaturdokumentation; eine kleine Auswahlbibliographie für den Gesamtband ist einziges Hilfsmittel. Nicht sehr hilfreich sind einige Kartenbeigaben zum Gesamtband; so ist die letzte Karte, die wohl Siebenbürgen und seine Kreise innerhalb Rumäniens darstellen soll, ohne Legende und - als Ausnahme zur sonstigen Bandkonzeption - ohne deutsche Ortsnamenentsprechung. Eine Übersicht am Ende des Bandes zeigt die Publikationsplanung für die weitere Denkmalverzeichnung des Kreises Kronstadt. Bislang stehen die geplanten vier weiteren Bände (darunter auch der zur Stadt Kronstadt) noch aus. Wenn man zudem bedenkt, daß der Kreis Kronstadt rein flächenmäßig nur etwa ein Sechstel von Siebenbürgen darstellt und daß zu den anderen Kreisen, darunter auch das zentrale Hermannstadt, noch nichts publiziert ist, ist ein Abschluß der Gesamtdokumentation wohl kaum in nächster Zeit zu erwarten. Bleibt nur zu hoffen, daß wenigstens die eigentliche Erfassungsarbeit halbwegs abgeschlossen ist. Für die kunsthistorische, vor allem aber historische Forschung wird die Denkmaltopographie Siebenbürgen in jedem Fall ein wichtiges Arbeitsinstrument sein; für Rumänien, das bis Anfang der 90er Jahre gar keine Denkmalinventarisierung kannte, ist es zugleich ein Einstieg in die systematische Dokumentation der Baudenkmäler des Landes.

Angela Karasch


[1]
Vgl. hierzu IFB 95-3-403, insbes. Abschnitt 5.1, S. 605 - 606. (zurück)

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