Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Arthur Schnitzler


97-3/4-327
Arthur Schnitzler : Personalbibliographie 1977 - 1994 / Birgit Kawohl. - 1. Aufl. - Gießen : Kletsmeier, 1996. - 80 S. ; 21 cm. - ISBN 3-930494-28-0 : DM 45.80. - (Edition Kletsmeier, Arnim-Thomas Bühler, Jenaer Str. 4, 35396 Gießen, FAX 0641/53198)
[4187]

Das Fehlen eines Vorworts läßt den Benutzer im dunklen darüber, ob die vorliegende Bibliographie an eine ältere anschließt,[1] noch erfährt er, aus welchen Quellen die Verfasserin die hier in "alphabetischer Reihenfolge" (so das Inhaltsverzeichnis) geordneten Titel geschöpft hat.[2] Eine solche Einleitung ließe sich natürlich entbehren, wenn die Auswahlkriterien für diese objektive Personalbibliographie unmittelbar aus der Arbeit zu entnehmen wären, was aber leider nicht der Fall ist.

Dem Anschein nach beansprucht die Bibliographie für die Berichtszeit Vollständigkeit[3] und dazu fast universellen Charakter: Unter den 709 durchnumerierten Titeln finden sich Publikationen aus der ganzen Welt, von Amerika bis Japan und aller Veröffentlichungsformen, vom Zeitungsaufsatz bis zur soliden Monographie.

Bei den Zeitungen fällt aber auf, daß nur bestimmte Blätter in Betracht gezogen werden. Niemand will das Prestige der Feuilletons der NZZ bestreiten; aber es scheint doch recht unwahrscheinlich, daß unter den deutschsprachigen Zeitungen in dem angegebenen Zeitraum nur in Zürich etwas über Schnitzler geschrieben worden sein sollte. Genauso willkürlich mutet es an, gerade einen Aufsatz aus der Literaturbeilage der italienischen Stampa anzugeben (Nr. 392): Schnitzler, der in Italien eine besonders große Resonanz gefunden hat und findet, ist natürlich auch in anderen italienischen Zeitungen gewürdigt worden. Und warum wird z.B. Modern Austrian literature separat als spezielles Organ der Schnitzler-Forschung eingetragen, obwohl die Zeitschrift sich längst auf die gesamte neuere österreichische Literatur bezieht, was auch für Periodika wie Literatur und Kritik gilt? Nach all diesen Bemerkungen scheint diese Titelliste ihr Entstehen eher dem Zufall als einer bestimmten Auswahlmethode, geschweige denn einer wissenschaftlichen Systematik zu verdanken.

Außerdem werden mehrere Werke als Schnitzler-Monographien präsentiert, die in Wirklichkeit nur zum Teil dem Autor gewidmet sind (z.B. Nr. 172, 174, 196, 400, 421, 454, aber die Liste könnte noch verlängert werden); so befaßt sich z.B. in Nr. 473 - einem Werk von 198 Seiten - nur das Schlußkapitel mit Schnitzler, und dazu ausschließlich mit seiner Jugendlyrik. Natürlich gehören derartige Titel in eine Personalbibliographie aber selbstverständlich mit Annotationen, die auf den Sachverhalt hinweisen. So beweisen diese Beispiele nur, daß die Informationen nicht auf Autopsie beruhen, sondern eher unkritisch übernommen und zusammengestellt worden sind. Ein schlagendes Beispiel dafür ist Titel Nr. 113, der zwar mit [Bibliographie] annotiert ist, den aber die Verfasserin nicht eingesehen hat, sonst fehlten nicht die meisten (nach einer Stichprobe zu schließen) der dort verzeichneten italienischsprachigen Titel der Sekundärliteratur in ihrer Bibliographie. Nicht nach Autopsie verzeichnet ist auch Nr. 463, denn sonst hätte sie das darin auf S. 409 - 463 enthaltene Verzeichnis der in den Niederlanden und in Flandern rezipierten Werke Schnitzlers, 1895 - 1940 bemerkt und annotiert.

Zu dem negativen Eindruck, den diese Bibliographie hinterläßt, trägt nicht zuletzt auch die mindere Qualität der Titelaufnahmen und deren Unvollständigkeit bei: Z.T. fehlt die Verlagsangabe, Schriftenreihen und Zählungen werden teils genannt, teils fehlen sie und selbst Umfangsangaben fehlen zuweilen.

Die drei Register - Werktitel, Sachbegriffe, Personen - können sich mangels Annotationen nur auf Titel beziehen; selbst dort, wo elementare Annotationen vorgenommen wurden (wie bei der erwähnten Nr. 113) fehlen offensichtlich Eintragungen im Register (so in diesem Fall unter Bibliographie, unter dem natürlich auch Nr. 463 nicht nachgewiesen ist.

Die Arbeit von Birgit Kawohl scheint noch tief in der Phase der "Vor-Arbeit" zu stecken: das Ergebnis ihrer bibliographischen Bemühungen ist entsprechend unvollständig und unzulänglich und der dafür geforderte Preis unangemessen hoch.

Gabriella Rovagnati


[1]
Gleichwohl dürfte es sich auf Grund des Berichtsbeginns mit 1977 um die Fortsetzung der beiden folgenden Bibliographien handeln: An annotated Arthur Schnitzler bibliography : 1965 - 1977 / Jeffrey B. Berlin. - München : Fink, 1978. - 80 S. : Ill. - An annotated Arthur Schnitzler bibliography : editions and criticism in German, French and English 1879 - 1965 / Richard H. Allen. - Chapel Hill : University of North Carolina Press, 1966. - XIII, 151 S. - (University of North Carolina studies in Germanic languages and literatures ; 56). (zurück)
[2]
Für die Erscheinungen der Jahre 1976 - 1981 konnte sie die beiden Fortsetzungen der vorstehend genannten Bibliographien durch J. B. Berlin in Modern Austrian literature auswerten (hier Nr. 65 - 66). (zurück)
[3]
Das kann man daraus schließen, daß die Nr. 695 - 709 auf einen "Anhang 1995 in Auswahl" entfallen. (zurück)

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