Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Fischer-Handbuch Theater, Film, Funk und Fernsehen


97-3/4-307
Fischer-Handbuch Theater, Film, Funk und Fernsehen / Jürgen Kirschner. - Orig.-Ausg. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1997. - 325 S. ; 19 cm. - ([Fischer-Taschenbücher] ; 10995 : Fischer-Informationshandbücher). - ISBN 3-596-10995-7 : DM 29.90
[4080]

Wie gern möchte man den neuesten Band der Fischer-Informationshandbücher uneingeschränkt loben, ersetzt er doch zugleich zwei altgediente, doch längst obsolete Verzeichnisse, die aber in der täglichen Informationspraxis mangels geeigneterer neuer Titel immer noch herangezogen werden, nämlich den zuletzt 1988 erschienenen Band Wie finde ich film- und theaterwissenschaftliche Literatur?[1] und das seit 1975 nicht überarbeitete Handbuch der Medieninstitute.[2] Vorgestellt und kommentiert werden über 400 Einführungen und Handbücher, 300 Lexika und Wörterbücher, 400 Bibliographien und Referateorgane (1200 Literaturhinweise insgesamt) und über 300 Institutionen zu einem medialen Kernbereich Darstellende Künste, der durchaus eigenwillig aus dem komplexen Gefüge dessen, was im weitesten Sinn heute als Medien bezeichnet wird, herausgeschnitten wurde. Theater ist eingeschränkt auf Sprechtheater für Erwachsene (ohne Musik- und Tanztheater und alle anderen spezifischen Ausprägungen), Film meint Spielfilm und künstlerischen Dokumentarfilm, Funk und Fernsehen umfassen hier traditionell Hörfunk und Fernsehen, z.T. auch Video, nicht aber Telekommunikation, nicht Neue Medien, nicht Photographie, nicht Tonträger und generell weder Druckmedien noch gar die literarische Basis der Medien.[3]

Geographisch beschränkt sich das Handbuch im Adressenteil auf die deutschsprachigen Länder, im Literaturteil werden auch englisch- und französischsprachige Titel aufgeführt. Thematisch stehen allgemeine und wissenschaftliche Informationen im Zentrum, die Bereiche Aus- und Weiterbildung, Kulturpolitik und Verbände etc. sind für spätere Erweiterungen vorgemerkt.

Die Literaturdaten wurden mittels bibliographischer Nachweise zusammengetragen und abgeglichen, Autopsie war "nicht durchgängig" möglich (S. 15). Das bibliographische Niveau ist m.E. unnötig hoch angesetzt und folgt meist Bibliotheks-/Verbundkatalogen, was die Verzeichnung von Periodika nicht immer übersichtlich macht.[4] Abschlußdaten von eingestellten Periodika werden leider nicht immer angegeben. Die Nachweise betreffen überwiegend die siebziger/achtziger und ersten neunziger Jahre; ältere Titel sind selten.

Die Institutionen wurden 1994/95 auf der Basis allgemeiner Adreßverzeichnisse in einer Fragebogen-Aktion angeschrieben; die Antworten werden ausführlich wiedergegeben, Selbstdarstellungen und Publikationslisten werden übernommen, weitergehende Recherchen erfolgten nicht.[5] Die Notierung von Telephon- und Telefax-Nummern mit je durch ++ eingeleiteter internationaler Vorwahl erscheint unnötig aufwendig, stattdessen hätten besser Öffnungszeiten recherchiert werden sollen; E-Mail-Anschlüsse und WWW-Adressen fehlen noch.

Die inhaltliche Gliederung des Literaturteils wird i.w. von Blinn übernommen,[6] die Gliederung des Adressenteils folgt eigenen Kriterien, die nicht unbedingt überzeugen[7] und auch (noch) nicht durchweg mit Material belegt sind.[8] Abweichend von Blinn werden die Kapitelüberschriften numerisch gegliedert, das führt in der tieferen Gliederung unschön zu Konflikten mit der springenden Zählung der Titel und Adressen. Auch ist nicht einzusehen, warum einleitende Bemerkungen in den Kapiteln numeriert werden mußten und dies auch noch - im Widerspruch zu den Überschriften - in der Zahlenfolge der Titel- und Adressen. Sinnvoll und praktisch ist das gemeinsame Register für Personen, Titel und Institutionen; allerdings stört, daß nicht durch ff oder ähnlich angedeutet wird, wenn ein Eintrag mit mehreren, aufeinander folgenden, aber doch springenden Titelnummern belegt wird.

Im Vorwort nimmt Kirschner für sich die Position des "dokumentierenden Blicks von außen" ein und fordert auf "zur produktiven Auseinandersetzung mit dem Konzept sowie der Auswahl einzelner Dokumente bzw. Fakten". (S. 10) Konzept und Auswahl werden in der Einleitung ausführlich begründet und mit den gesammelten Daten auch belegt. Überzeugen kann ohne Zweifel das Konzept der Verbindung von Literatur- und Adressen-Nachweis, das durch Blinn positiv eingeführt worden ist. Die inhaltliche Spezifizierung (der "scope") und die Ausfüllung des Konzepts scheinen jedoch nicht optimal gelungen,[9] vor allem aber ist die Sammlung der Literaturdaten und Adressen nicht abgeschlossen. So sehr wir ein solches Handbuch wieder benötigen und mit dem vorliegenden Handbuch endlich angeboten bekommen haben, so sehr hoffen wir, daß die Kritik an der ersten Auflage möglichst rasch zur Überarbeitung, Ergänzung und Erweiterung führt: Zur Verbesserung des guten Beginns.

Wilbert Ubbens


[1]
Wie finde ich film- und theaterwissenschaftliche Literatur / Frank Heidtmann ; Paul S. Ulrich. - 2., völlig überarb. Aufl. - Berlin : Berlin-Verlag Spitz, 1988. - 428 S. ; 21 cm. - (Orientierungshilfen ; 11). - ISBN 3-87061-331-9 : DM 48.00 [0496]. - Rez.: ABUN in ZfBB 36 (1989),2, S. 135 - 139. - Die 1. Aufl. erschien 1978. (zurück)
[2]
Handbuch der Medien-Institute : Informationen über medienpädagogische und -wissenschaftliche Institutionen und Aktivitäten in der Bundesrepublik Deutschland / Red.: Wolfgang Böhm. - München : Fink, 1975. - 143 S. - (Schriften zur Medienpädagogik ; 1). (zurück)
[3]
Für Druckmedien und Literatur kann Kirschner auf einen verwandten und ihm vorbildhaften Band aus der Reihe der Fischer-Informationshandbücher verweisen: Informationshandbuch deutsche Literaturwissenschaft / Hansjürgen Blinn. - 3., neu bearb. und erw. Ausg. - Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1994. - 490 S. ; 19 cm. - ([Fischer-Taschenbücher] ; 12588 : Fischer-Informationshandbücher). - ISBN 3-596-12588-X : DM 24.90 [2462]. - Rez.: IFB 95-1-077. (zurück)
[4]
Als Beispiel sei die Titelaufnahme meiner Jahresbibliographie Massenkommunikation angeführt, die unnötig auf drei Aufnahmen verteilt wird, während das zitierte Vorbild Blinn hier mit einer übersichtlichen Titelaufnahme auskommt. S. 124 - 125, resp. Blinn S. 182. Zudem führt die durchaus löbliche Absicht, die jüngste erschienene Ausgabe eines periodischen Nachschlagewerks anzugeben, leicht zu dem Fehlschluß, mit der angegebenen Ausgabe sei das Werk abgeschlossen. (zurück)
[5]
Wie leicht es so zu peinlichen Auslassungen kommen kann, zeigt sich am Beispiel der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt, die mit den Beständen ihrer Musik- und Theaterabteilung aufgeführt wird, nicht aber mit ihrem SSG 9,4 Film, Rundfunk, Fernsehen, zu dem der Fragebogen offensichtlich nicht gelangt ist. (zurück)
[6]
So auch mit Wort-Umstellung die Überschrift Zeitungen und Zeitschriften, obwohl keine einzige Zeitung aufgenommen ist, - was wegen ihrer Theater-, Film-, Fernsehkritiken etc. doch sinnvoll gewesen wäre. (zurück)
[7]
So werden die Museen den Bibliotheken, nicht den Archiven zugeschlagen, die von den Produktionsarchiven durchaus sinnvoll getrennt wurden. (zurück)
[8]
Z.B. Informationsvermittlung; Datenbankanbieter und Datennetze; Kulturelles Leben harren offensichtlich noch weiterer inhaltlicher Füllung. (zurück)
[9]
Vielleicht wäre doch die Aufspaltung in getrennte Bände zu Theater und Film einerseits resp. zu Funk und Fernsehen mit Erweiterung in Richtung der übrigen traditionellen und modernen Medien andererseits zu erwägen. (zurück)

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