Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Fritz H. Landshoff und der Querido-Verlag, 1933 - 1950


97-3/4-305
Fritz H. Landshoff und der Querido-Verlag, 1933 - 1950 : [Sonderheft für die Ausstellung des Vereins "Jeanette-Schocken-Preis - Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur e.V." ...] / bearb. von Hans-Albert Walter. - Marbach am Neckar : Deutsche Schillergesellschaft, 1997. - 285 S. : Ill. ; 21 cm. - (Marbacher Magazin ; 78). - S. 237 - 285: Bibliographie Querido-Verlag Amsterdam, 1933 - 1950 / bearb. von Friedrich Pfäfflin unter Mitarb. von Franziska Sörgel. - ISBN 3-929146-62-2 : DM 18.00
[4081]
97-3/4-306
Exil-Gestalten : deutsche Buchgestalter in den Niederlanden 1932 - 1950 / Kurt Löb. - Arnhem : Gouda Quint, 1995. - 341 S. : Ill. ; 25 cm. - Zugl.: Amsterdam, Univ. Diss., 1994. - ISBN 90-387-0267-1 : Hfl. 130.00. - (Kluwer Juridische Uitgevers, Postbus 23, NL-7400 GA Deventer, FAX ++31 570 634475)
[4248]

Unsere Kenntnisse über die deutsche Abteilung des Querido-Verlags werden gerade in den neunziger Jahren beträchtlich vermehrt. Nach den Lebenserinnerungen des Verlegers Fritz Landshoff[1] und nach Ausstellung und Katalog des Deutschen Exilarchivs zur Exilliteratur in den Niederlanden[2] geben die beiden hier zu besprechenden Titel dem Bild eines der wichtigsten deutschsprachigen Exilverlage noch mehr Kontur. Das Sonderheft des Marbacher Magazins über Fritz Landshoff und den Querido-Verlag ist einer Anregung des Bremerhavener Jeanette-Schocken-Vereins zu danken. Auf rund 200 Seiten umreißt Hans-Albert Walter, der Altmeister der deutschen Exilforschung, darin zunächst die bewegte Verlagsgeschichte. Anschließend folgt eine umfassende Bibliographie der Verlagspublikationen, die im Deutschen Literaturarchiv in Marbach erarbeitet wurde. Nach Erscheinungsjahren geordnet, werden hier neben den Werktiteln u.a. Lizenzgeber, Buchausstatter und Drucker genannt sowie Ausgabevarianten und Besitznachweise vermerkt. Das Marbacher Archiv besorgte auch die insgesamt ansprechende Ausstattung des Bandes. Irritierend ist nur, daß das Inhaltsverzeichnis allein auf dem Schutzumschlag, nicht im Buchblock zu finden ist.

Hans-Albert Walters lebendige, gekonnt recherchierte Darstellung leidet bedauerlicherweise an einer fortschreitenden Atemlosigkeit des Erzählten und einem durchgehend ungenügenden Quellennachweis. Die äußerst gedrängten Sammelanmerkungen am Ende des Buches sind kaum brauchbar, ein Literaturverzeichnis fehlt ganz. Ein weniger strenges Umfangslimit - notfalls auch außerhalb der Reihe des Marbacher Magazins - hätte der Arbeit gewiß gutgetan. Im gründlichen bibliographischen Teil fallen die Besitznachweise negativ auf. Während neben dem Deutschen Literaturarchiv und dem S.-Fischer-Verlagsarchiv mehrere, nicht öffentlich zugängliche Privatsammlungen aufgeführt werden, bleiben die Exilsammlungen Der Deutschen Bibliothek unberücksichtigt. Bis zum Abschluß der Neubearbeitung des gedruckten Katalogs des Deutschen Exilarchivs[3] wäre ein Nachweis der Querido-Titel dieser wichtigen Institution jedoch durchaus wertvoll gewesen. Die Bibliographie wie auch Walters Darstellung bleiben trotzdem sehr anerkennenswerte Leistungen. Künftige Arbeiten werden stets davon ausgehen müssen.

Inhaltlich unterscheidet sich das zweite hier zu besprechende Buch deutlich von der Veröffentlichung aus Marbach. Es bietet keinen breiten Überblick, sondern nimmt sich mit der Buchgestaltung im Exil eines bislang kaum beachteten Spezialaspekts an. Hinsichtlich der Fülle der Illustrationen, der Sorgfalt der Recherche sowie des starken persönlichen Beteiligtseins ihres Autors ähnelt Kurt Löbs Studie dagegen stark dem oben vorgestellten Titel. Selbst deutscher Emigrant, Buchkünstler und Publizist hat Löb offensichtlich sein Thema gefunden. Daß seine Arbeit sprachlich nicht eben elegant ausfällt, sieht man ihm gerne nach. Löb widmet sich im wesentlichen dem Wirken zweier bedeutender deutscher Buchgestalter unseres Jahrhunderts - Henri Friedlaenders und Paul Urbans, wobei er neben deren Zusammenarbeit mit Querido auch die Arbeiten für den Verlag Allert de Lange berücksichtigt. Nach einer Einführung in das Thema enthält der Band ausführliche Biographien der beiden Künstler sowie eine eingehende Würdigung ihrer gestalterischen Arbeit in den Niederlanden zwischen 1933 und 1940. Den Abschluß bildet eine Bibliographie mit derselben Berichtszeit, die 114 von Friedlaender und Urban künstlerisch betreute Bücher aufführt und graphisch kurz beschreibt. Da die Mitarbeit der beiden Gestalter in den Werken selbst keineswegs immer festgehalten ist, verdient Löbs Rechercheleistung größten Respekt. Das Ergebnis wird nicht zuletzt auch die Antiquare freuen.

Achim Bonte


[1]
Amsterdam, Keizersgracht 333, Querido-Verlag : Erinnerungen eines Verlegers ; mit Briefen und Dokumenten / Fritz H. Landshoff. - Berlin [u.a.] : Aufbau-Verlag, 1991. - 559 S. : Ill. - ISBN 3-351-00585-7 : (vergr.) (zurück)
[2]
Deutsche Literatur im Exil in den Niederlanden : eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933 - 1945 / Die Deutsche Bibliothek. [Redaktion: Frank Wende]. - Leipzig ; Frankfurt am Main [u.a.] : Deutsche Bibliothek, 1993. - 195 S. : Ill. ; 24 cm. - (Sonderveröffentlichungen / Die Deutsche Bibliothek ; 20). - ISBN 3-922051-55-3 : DM 15.00 [3276]. - Rez.: IFB 96-1-113). (zurück)
[3]
Vgl. Deutsches Exilarchiv : 1933 - 1945 ; Katalog der Bücher und Broschüren / Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. - Stuttgart : Metzler, 1989. - XIX, 714 S. - (Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bibliothek ; 16). - ISBN 3-476-00657-3 : DM 398.00. (zurück)

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