Hans-Albert Walters lebendige, gekonnt recherchierte Darstellung
leidet bedauerlicherweise an einer fortschreitenden Atemlosigkeit des
Erzählten und einem durchgehend ungenügenden Quellennachweis. Die
äußerst gedrängten Sammelanmerkungen am Ende des Buches sind kaum
brauchbar, ein Literaturverzeichnis fehlt ganz. Ein weniger strenges
Umfangslimit - notfalls auch außerhalb der Reihe des Marbacher
Magazins - hätte der Arbeit gewiß gutgetan. Im gründlichen
bibliographischen Teil fallen die Besitznachweise negativ auf. Während
neben dem Deutschen Literaturarchiv und dem S.-Fischer-Verlagsarchiv
mehrere, nicht öffentlich zugängliche Privatsammlungen aufgeführt
werden, bleiben die Exilsammlungen Der Deutschen Bibliothek
unberücksichtigt. Bis zum Abschluß der Neubearbeitung des gedruckten
Katalogs des Deutschen Exilarchivs[3] wäre ein Nachweis der
Querido-Titel dieser wichtigen Institution jedoch durchaus wertvoll
gewesen. Die Bibliographie wie auch Walters Darstellung bleiben
trotzdem sehr anerkennenswerte Leistungen. Künftige Arbeiten werden
stets davon ausgehen müssen.
Inhaltlich unterscheidet sich das zweite hier zu besprechende Buch
deutlich von der Veröffentlichung aus Marbach. Es bietet keinen
breiten Überblick, sondern nimmt sich mit der Buchgestaltung im Exil
eines bislang kaum beachteten Spezialaspekts an. Hinsichtlich der
Fülle der Illustrationen, der Sorgfalt der Recherche sowie des starken
persönlichen Beteiligtseins ihres Autors ähnelt Kurt Löbs Studie
dagegen stark dem oben vorgestellten Titel. Selbst deutscher Emigrant,
Buchkünstler und Publizist hat Löb offensichtlich sein Thema gefunden.
Daß seine Arbeit sprachlich nicht eben elegant ausfällt, sieht man ihm
gerne nach. Löb widmet sich im wesentlichen dem Wirken zweier
bedeutender deutscher Buchgestalter unseres Jahrhunderts - Henri
Friedlaenders und Paul Urbans, wobei er neben deren Zusammenarbeit mit
Querido auch die Arbeiten für den Verlag Allert de Lange
berücksichtigt. Nach einer Einführung in das Thema enthält der Band
ausführliche Biographien der beiden Künstler sowie eine eingehende
Würdigung ihrer gestalterischen Arbeit in den Niederlanden zwischen
1933 und 1940. Den Abschluß bildet eine Bibliographie mit derselben
Berichtszeit, die 114 von Friedlaender und Urban künstlerisch betreute
Bücher aufführt und graphisch kurz beschreibt. Da die Mitarbeit der
beiden Gestalter in den Werken selbst keineswegs immer festgehalten
ist, verdient Löbs Rechercheleistung größten Respekt. Das Ergebnis
wird nicht zuletzt auch die Antiquare freuen.
Achim Bonte
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