Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 3/4
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Internationale Bibliographie zur deutschsprachigen Presse


97-3/4-276
Internationale Bibliographie zur deutschsprachigen Presse der Arbeiter- und sozialen Bewegungen von 1830 - 1982 / Alfred Eberlein. - 2. aktualisierte und erw. Aufl. / bearb. von Ursula Eberlein. Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft hrsg. von der Universitätsbibliothek Bochum. - München [u.a.] : Saur. - 30 cm. - ISBN 3-598-23280-2 : DM 3480.00, DM 3040.00 (Subskr.-Pr. bis 30.07.1996)
[3454]
Bibliographie
Bd. 1. A - Freie Post : 00001 - 09207. - 1996. - XIII, 414 S. - ISBN 3-598-23281-0
Bd. 2. Freie Presse - Leinenzwirner : 09208 - 18881. - 1996. - XIII S., S. 415 - 829. - ISBN 3-598-23282-9
Bd. 3. Leipzig - Rotdruck : 18882 - 27050. - 1996. - XIII S., S. 831 - 1214. - ISBN 3-598-23283-7
Bd. 4. Rote - Z : 27051 - 37852. - 1996. - XIII S., S. 1215 - 1671. - ISBN 3-598-23284-5
Register
Bd. 5. 1. Personen, 2. Titel nach Orten und geographischen Begriffen. - 1996. - V, 374 S. - ISBN 3-598-23285-3
Bd. 6. 3. Länder, 4. Betriebszeitungen nach Orten, 5. Betriebszeitungen nach Firmen. - 1996. - V, 321 S. - ISBN 3-598-23286-1
Bd. 7. 6. Titel nach Körperschaften. - 1996. - V, 362 S. - ISBN 3-598-23287-X
Bd. 8. Stich- und Schlagwörter, Verzeichnis der Standorte, Abkürzungsverzeichnis. - 1996. - V, 409 S. - ISBN 3-598-23288-8

"Fata sua habent libelli" und "Tantae molis erat" lauten die Motive, unter die Hans Mommsen und Bernhard Adams ihre Einleitungen zur Neuausgabe des Eberlein stellen. Wie zutreffend beide Leitworte ausgewählt wurden, um das Schicksal dieses monumentalen Werks und die Mühe seiner Erarbeitung anzusprechen, wird mit der Lektüre der Einleitungen und dem prüfenden Blick in die Bibliographie nur zu deutlich. Bestätigt und verstärkt wird diese Einschätzung durch das Begleitheft zur Ausstellung Alfred Eberlein an der Universitätsbibliothek Rostock,[1] das durch eine kurze Darstellung und vor allem durch die Reproduktion zahlreicher Dokumente das Schicksal des Bibliographen und Bibliothekars in der DDR exemplarisch enthüllt: Wie politische Gesinnung und bibliographische Arbeit zum offenen Konflikt mit der Staatsmacht führen und wie bibliothekarische Arbeit zum Anlaß genommen wird, ein Exempel zu statuieren und ein Lebenswerk mutwillig zu zerstören, wirkt für westdeutsche Leser seltsam unwirklich und ist in seinen Konsequenzen auch kaum faßbar. Die politisch motivierte Abstrafung eines eigenwilligen Charakters fußt vordergründig und zunächst auf wirtschaftliche Fakten,[2] ist aber hintergründig politisch motiviert auch durch das bibliographische Lebenswerk Eberleins, das im Kern das Selbstverständnis der DDR berührte. Ganz deutlich wird die Verletzung des staatlichen Selbstverständnisses angesprochen in der Rezension in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, die mit einem großen "ja, aber" auf den politischen Grundfehler der fachlich zunächst gelobten Bibliographie hinweist, nämlich "nicht in vollem Umfange den neuen Charakter der Arbeiterklasse im Sozialismus beachtet zu haben", d.h. den "Arbeiter- und Bauernstaat" im Grunde nicht als die - staatlich proklamierte - Vollendung der deutschen Arbeiterbewegung anerkannt zu haben.[3] Eberlein hatte 1954/1956 im Auftrag der Deutschen Akademie der Wissenschaften begonnen, bibliographische Belege und Standortnachweise der Presse der deutschen, österreichischen, schweizerischen und deutschsprachigen Arbeiterbewegung im Ausland zu sammeln, eine Arbeit, die einen äußerst intensivem Briefverkehr erforderte und 1962 als Manuskript vorläufig abgeschlossen wurde. Vier Textbände erschienen nach zensurierenden Eingriffen 1968/69 im Akademie-Verlag, ein Registerband 1970; der ebenfalls fertiggestellte Anhang mit Annotationen zu den Organisationen durfte nicht erscheinen (für das Gebiet der BRD erschien zeitgleich eine Lizenzausgabe im Verlag Sauer & Auvermann).[4] Im Juni 1970 wurde Eberlein mit der Bibliographie und anderen Publikationen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg promoviert. Im Zuge des Prozesses gegen Eberlein wurden seine Privatpapiere 1971 beschlagnahmt und sind seither verschollen; vom Manuskript der Bibliographie ist nur ein Bruchstück in der UB Rostock erhalten geblieben. Nach der Übersiedlung in die Bundesrepublik wurde Eberlein zunächst Verlagsleiter im Verlag Auvermann, nach dessen Erlöschen leitete er von 1977 bis zum altersbedingten Ausscheiden 1981 - im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme - die Bibliothek des damaligen Instituts zur Geschichte der Arbeiterbewegung an der Ruhr-Universität Bochum (jetzt: Institut zur Erforschung der Europäischen Arbeiterbewegung). Schon seit seiner Übersiedlung und ab 1981 innerhalb eines DFG-Projekts arbeitete Eberlein bis zu seinem Tod 1982 mit seiner Frau an der Fortführung und Erweiterung der Bibliographie. Ursula Eberlein führte sie im Rahmen des Projektes mit bibliothekarischer und EDV-technischer Unterstützung aus Bochum und Tübingen bis 1990 fort, unterbrach diese Arbeit aber bis Mitte 1993, um in langwieriger Mühe die Aktenlage für Rehabilitierung und Wiedergutmachung zu klären.[5] Zu diesem Zeitpunkt übernahm der Verlag Saur die weitere verlegerische Initiative, die sich bis zur endlichen Veröffentlichung des monumentalen Werks noch bis 1996 spannte.

Als Haupteinwand gegen die erste Fassung der Bibliographie, den er selbst zu verantworten habe, nennt Eberlein das Fehlen von Standortangaben ab 1945 (zu ergänzen vielleicht noch um das Fehlen jeglicher Angaben zur Erscheinungsweise der Periodika). Der äußeren Zensur sind alle die Hinweise zum Opfer gefallen, die sich auf eine Tendenz, auf eine politische Richtung der Zeitschriften und der sie herausgebenden Organisationen bezogen. "Hinweise auf oppositionelle Gruppen in der KP mußten allesamt weggelassen werden, ... Organisationen, die einwandfrei dem ideologischen Überbau zuzuordnen sind, wurden gestrichen. Der Organisationsband verschwindet, von allen Titeln werden die Angaben der politischen Richtung getilgt."[6] Übrig bleibt dennoch eine eindrucksvolle Veröffentlichung von 22.875 Titelnummern, geordnet nach den Regeln der Preußischen Instruktionen (mit Titel, Untertitel, Herausgeber und Redakteuren, Beilagen, bibliographischen Bemerkungen, Erscheinungsort, Erscheinungszeitraum, Vorgänger, Nachfolger, Standort - alles nach Möglichkeit -), erschlossen durch Register der beteiligten Personen, von Schlag- und Stichwörtern, der geographischen Begriffe und der Betriebe und Institutionen, für die Betriebszeitungen herausgegeben wurden. In der oben schon zitierten Kritik bemängelt Gerhard Becker, daß zuviel kleinbürgerliche Periodika aufgenommen wurden, nicht jedoch die Presse-Organe in der DDR, die nicht, resp. sobald sie nicht mehr von Organisitionen herausgegeben werden, außerdem fehle die Presse der sog. Block-Parteien. "Das bedeutet aber, daß die Arbeiterklasse als herrschende und machtausübende Klasse, daß der sozialistische Staat der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten, als Verwirklichung der revolutionären sozialen Bewegungen der vergangenen 140 Jahre in gewisser Weise ignoriert wird. ... bei anderen Benutzern, vor allem außerhalb der Grenzen der DDR, könnten die genannten Unzulänglichkeiten durchaus zur Desorientierung führen."[7] Die offenbar einzige fachliche Rezension in der Bundesrepublik bemängelt das Fehlen von Angaben zur Parteizugehörigkeit (die - dem Rezensenten offensichtlich unbekannt - ja der Zensur zum Opfer gefallen waren) und führt einige fehlerhafte Angaben und Dubletten auf, bedenkt aber die Bibliographie "mit dem höchsten Prädikat".[8]

Die jetzt 8 Bände der 1996 bis 1997 veröffentlichten Neubearbeitung gleichen der ersten Ausgabe weder äußerlich noch innerlich, lediglich ihre Großgliederung wurde beibehalten. Die ersten 4 Bände enthalten alphabetisch geordnet - für alle Länder in einem gemeinsamen Alphabet, jetzt in gegebener Wortfolge und unter gelegentlicher Zuhilfenahme der Namen von Organisationen - 37.852 Titelbeschreibungen, weitere 4 Bände bieten ausführliche Register, aber leider nicht das nicht mehr rekonstruierbare Organisationen-Handbuch. Zur Zahl der Titel ist nachzutragen, daß Eberlein ursprünglich die Existenz von 800 bis 1000 Arbeiterzeitungen vermutet hatte,[9] 1959 waren bereits 10.899 Titel ermittelt,[10] die Druckfassung umfaßte 22.875 Titel. Die Titeländerung der Neubearbeitung in Internationale Bibliographie zur deutschsprachigen Presse der Arbeiter- und sozialen Bewegungen charakterisiert auch die jetzt erreichte Zahl als nur vorläufig, da je nach Definition dessen, was unter Arbeiter- und sozialen Bewegungen zu verstehen sei, sowie durch die Erschließung weiterer bibliographischer Nachweise die Anzahl weiter vergrößert werden kann. Daß jetzt nur bibliographisch-pragmatische und politiktheoretische Kriterien die Auswahl umschrieben haben, verdient trotz der resignativen Bemerkungen Eberleins zu diesem Aspekt seiner Arbeit gegenüber dem ersten dogmatisch fixierten Arbeitsauftrag in der DDR festgehalten zu werden.[11]

Die bibliographischen Einträge enthalten nach Möglichkeit folgende, im Text numerierte Kategorien: (1) Haupttitel, (2) Untertitel, (3) Betrieb bei Betriebszeitungen, (4) Körperschaft, beteiligte Personen (Hrsg., Red., Mitarb.), (5) Erscheinungsort, (6) Erscheinungszeitraum, (7) Beilage von ..., (8) Nebenausgabe von ..., (9) Mit folgenden Beilagen ..., (10) Mit folgenden Nebenausgaben ..., (11) Vorgänger war ..., (12) Nachfolger war ..., (13) Erscheinungsland, (14) Gesellschaftliche und politische Richtung, sonstige Anmerkungen, (15) Standortnachweise. Dankenswerterweise werden die Kategorien in den Textbänden auf Lesezeichen wiederholt. Die hohe Zahl der Titeleintragungen beruht auch auf zahlreichen Split-Eintragungen für Titeländerungen, für Nebenausgaben, Beilagen etc., deren Titelnummern in den Verweisungen immer mit angegeben werden. Auch jetzt fehlen jegliche Angaben zur Erscheinungsweise. Viele Eintragungen sind in den Kategorien unvollständig, können teilweise weder Erscheinungszeiträume noch überhaupt Beleg-Exemplare nennen und beruhen dann offensichtlich auf weiter nicht verifizierbaren Literaturhinweisen oder sonstigen Sekundärangaben. Gleichlautende Ortsnamen (vom Typ Neustadt) werden leider nicht spezifiziert. Standorte in öffentlichen und privaten Bibliotheken und Archiven sind jetzt auch für die Zeit nach 1945 angegeben und erfreuen durch gelegentlich reichhaltige Nachweise und durch Hinweise auf Mikrofilmbestände.[12] Die Standorte werden nicht mit Bibliotheks-Sigeln, sondern hilfreich mit sprechenden Abkürzungen verschlüsselt, die Bestände werden mit Kalenderjahren, resp. offen mit "ff" (auch bei offensichtlich inzwischen erloschenen Zeitschriften) und gelegentlich mit erläuternden Zusätzen (lückenhaft, Einzelnummern, Mikrofilm) notiert. Gelegentlich werden Besitzvermerke bei einem Titel zusammengeführt, von Nebenausgaben wird entsprechend verwiesen. Anzuerkennen ist, daß generell versucht wurde, die bibliographischen Angaben und Besitzvermerke durch Rückfragen bei den Bibliotheken resp. durch Prüfung ihrer Kataloge zu verifizieren, Autopsie konnte bei der übergroßen Titelmenge und den verstreuten Standorten nur in Teilen gelingen. Die mangelhaften Angaben fallen insoweit auf die Gemeinschaft der Bibliotheken und Archive zurück. Die Bearbeiter allerdings haben die reichlichen Druckfehler, die Sortierfehler durch unvollständige Stopwortliste der Artikel, fehlerhafte Trennungen und sonstige Ungereimtheiten zu verantworten, - Hinweise auf beschränkte Sortiermöglichkeiten der EDV fehlen jedenfalls.

Die Registerbände unterscheiden sich von der ersten Ausgabe schon auf den ersten Blick durch die Aufnahme von Titeln in die Verweisungen, vermeiden also die ausufernden Reihen von bloßen Titelnummern zugunsten alphabetisierter Titelfolgen (incl. Titelnummer). Die Register beginnen mit dem Personenregister, in dem den Personen, die im Textteil zwar unvollständig, aber mit Angaben zu ihrer Funktion als Herausgeber, Redakteure etc. genannt werden, hier ohne solche Funktionsbezeichnungen die Zeitschriftentitel zugeordnet werden. Das Register Titel nach Orten und geographischen Begriffen verweist von allen in den Titelbeschreibungen vorkommenden geographischen Namen - z.T. mit geographischer Spezifizierung bei häufig vorkommenden Städtenamen. Das Länderregister nennt alle Herkunftsstaaten und führt alle unspezifizierten Periodika unter International zusammen. Betriebszeitungen werden in zwei Registern nach Orten und genannten Firmen indexiert (auch unspezifisch, je nach Vorlage). Bd. 7 wird allein durch das Register Titel nach Körperschaften gefüllt, die von den im Text erwähnten Namensformen ausgehen, also keiner Körperschafts-Normdatei o.ä. folgen und beim Leser entsprechend Aufmerksamkeit und Vorwissen verlangen. Das Stich- und Schlagwortregister geht von sinntragenden Wörtern und zugeordneten Schlagwörtern aus (geographische Begriffe werden hier z.T. noch einmal verzeichnet) und ergänzt die übrigen Register in ausgezeichneter Weise (vor allem in Hinblick auf Berufsgruppen, spezifische Titelwörter u.a.m.). Ein Verzeichnis der Standorte löst die Kürzel der Besitzvermerke auf, nennt aber keine vollständigen Adressen und wirkt daher gelegentlich etwas kryptisch (hoffen wir, daß im "Ernstfall" solche Besitzvermerke tatsächlich verifiziert werden können!). Die Register werden vom Verzeichnis der Abkürzungen und Dialektausdrücke abgeschlossen, das in entsprechenden Zweifelsfällen und Unverständlichkeiten in den Titeleintragungen gute Dienste leistet. Noch einmal ist zu bedauern, daß der ursprünglich vorhandene Annotationsband unwiederbringlich verloren ist. Eberlein selbst hat erklärt, ihn wegen mangelnder subjektiver und objektiver Voraussetzungen nicht noch einmal schreiben zu können.[13] Daß ein solcher Band auch in anderem Zusammenhang bisher nicht erarbeitet worden ist, ist nicht nur für den Eberlein ein großes Manko.

So bewundernswert und imposant die Lebensleistung von Alfred und Ursula Eberlein auch ist, als grundsätzliche Frage stellt sich auch diesem so umfassenden und übergreifenden Werk die Frage, inwieweit es auf zuverlässigen Vorarbeiten aufbauen kann oder ob es auch als Neuausgabe noch ohne solche fundierte Basis auskommen muß. Wie ein entsprechender Unterbau auszusehen hätte, hat z.B. Aiga Seywald für Die Presse der sozialen Bewegungen 1918 - 1933[14] gezeigt, die die Bestände dreier Spezialbibliotheken - incl. der Bibliothek des Instituts zur Erforschung der Europäischen Arbeiterbewegung (Bochum) - genauestens verzeichnet und durch Autopsie intensiv beschreiben kann. Solche Vorarbeiten weiterzuführen und auszubauen scheint mir für die nachfolgende Erarbeitung überörtlicher und übergreifender Spezialverzeichnisse unverzichtbar. Es zeigt sich auch im vorliegenden Fall, daß die Befragung von Bibliothekskatalogen und Archivlisten nicht ausreicht, um exakte bibliographische Beschreibungen und weiterführende inhaltliche Informationen im vollen und für Spezialverzeichnisse auch notwendigen Umfang leisten zu können, sondern daß Autopsie unabdingbar ist. Daß durch die überlange Bearbeitungszeit Bestandsnachweise z.T. überholt sind, könnte als nachrangig außer Acht bleiben, solange nur irgend ein Bestandsnachweis für die Existenz eines Periodikums einsteht. Eintragungen, die allein auf Literaturangaben oder anderen Sekundärquellen beruhen, sollten zumindest als solche gekennzeichnet werden.

Daß das Mammutwerk des Eberlein mit offensichtlich unzulänglichen Mitteln begonnen worden ist und auch in der Neubearbeitung nur unzureichend unterstützt wurde, ist historisches Faktum. Nehmen wir das Lebenswerk von Alfred und Ursula Eberlein mit Hochachtung zur Kenntnis: Es beschreibt und erschließt einen Literatursektor mit staunenswerter Akribie und umfassender Kenntnis. Die kritisch angemerkten Unzulänglichkeiten und Detailfehler weisen auf grundlegende Mängel der literarischen Überlieferung hin, die den Bearbeitern nur insoweit zuzurechnen sind, als sie unter gänzlich anderen Umständen ein übergroßes Werk begonnen haben, das ihnen mit Gewalt aus den Händen gerissen wurde und dessen Vollendung ihr Lebensinhalt wurde.

Wilbert Ubbens


[1]
Alfred Eberlein an der Universitätsbibliothek Rostock : 1954 - 1971 / [zsgest. von Werner Müller und Hanno Lietz]. - Rostock : Universitätsbibliothek Rostock, 1997. - [120] S. : Ill., graph. Darst. ; 30 cm. - (Veröffentlichungen der Universitätsbibliothek Rostock ; 125).
Der Band besteht zu einem erheblichen Teil aus der Reproduktion von Dokumenten und Aufsätzen, die im Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben aufgeführt sind, die aber im Band selbst nur z.T. vorkommen, was das Auffinden erheblich erschwert. Auf S. 51 - 54 findet man eine von Katrin Sievert und Hanno Lietz zusammengestellte Auswahlbibliographie der Publikationen von Alfred Eberlein. (zurück)
[2]
Eberlein hatte als Direktor der UB Rostock mit offensichtlicher, staatlicher Duldung in großem Stil sog. Kauftausch über das Norddeutsche Antiquariat/Zentralantiquariat der DDR mit westdeutschen Antiquaren vor allem anläßlich der Universitätsgründungen in Konstanz und Bochum betrieben. Im Februar 1971 wird er vom Dienst suspendiert, entlassen, im August d.J. verhaftet und nach einem nicht-öffentlichen Prozeß am 5.5.1972 "wegen mehrfacher vorsätzlicher ungesetzlicher Warenausfuhr im schweren Fall in Tateinheit mit Vertrauensmißbrauch und in teilweiser Tateinheit mit vorsätzlicher Ausfuhr von Gegenständen von besonderer historischer Bedeutung und wegen Beihilfe zur mehrfachen ungesetzlichen Wareneinfuhr im schweren Fall" (Wortlaut des Urteils des Bezirksgerichts Rostock; abgedruckt im Katalog) zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Im Rahmen einer Generalamnestie wird Eberlein am 15.1.1973 amnestiert, zur Arbeit als Zeichnungssortierer verpflichtet und auf einen Ausreiseantrag von 1973 hin 1975 ausgebürgert. (zurück)
[3]
"Die Presse der Arbeiterklasse und der sozialen Bewegungen" (Rezension) / Gerhard Becker. // In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. - 19 (1971), S. 814 - 817, hier S. 816; nicht im Katalog. (zurück)
[4]
Die Presse der Arbeiterklasse und der sozialen Bewegungen : von den dreißiger Jahren des 19. Jahrhundert bis zum Jahre 1967 ; Bibliographie und Standortverzeichnis der Presse der deutschen, der österreichischen und der schweizerischen Arbeiter-, Gewerkschafts- und Berufsorganisationen (einschließlich der Protokolle und Tätigkeitsberichte). Mit einem Anhang: Die deutschsprachige Presse der Arbeiter-, Gewerkschafts- und Berufsorganisationen anderer Länder / gesammelt, zsgest. und bearbeitet von Alfred Eberlein. Für den Druck bearbeitet von Joachim Böhm, Klaus Reinowski, Hellmuth Weber. - Berlin : Akademie-Verlag ; Frankfurt : Sauer & Auvermann. - (Archivalische Forschungen zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ; 6). - 1. A - E. - 1968. - CVIII, 459 S. - 2. F - K. - 1969. - S. 462 - 968. - 3. L - R. - 1969. - S. 970 - 1477. - 4. S - Z und Anhang. - 1969. - S. 1480 - 2122. - 5. Registerband / zsgest. von Alfred Eberlein. Bearbeitet von Joachim Böhm und Hellmuth Weber. - 1970. - 336 S. (zurück)
[5]
Erst am 13.02.1996 rehabilitierte das Landgericht Rostock Eberlein, erklärte das Urteil von 1972 für rechtsstaatswidrig und hob es auf. Urteil abgedruckt im Katalog. (zurück)
[6]
Eberlein im - mangelhaft redigierten - Gespräch 1980 mit Rolf Taubert: Wissenschaft als Staatsschutz. // In: Arbeiterbewegung und Faschismus. - Frankfurt : Campus Verlag, 1984. - (Soziale Bewegungen ; 1), S. 187 - 197, hier S. 191.; nicht im Katalog. (zurück)
[7]
Gerhard Becker in der oben zitierten Rezension, S. 816 und S. 817. (zurück)
[8]
"Die Presse der sozialen Bewegungen" (Rezension) / Robert Wheeler. // In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. - 1970, 10, S. 104 - 105. Im Katalog neben der Rezension von Gerhard Becker als einzig weitere genannt und auch reproduziert. (zurück)
[9]
Eberlein im Gespräch mit Rolf Taubert: Wissenschaft als Staatsschutz (s.o.), S. 188. (zurück)
[10] Die Arbeiter- und Gewerkschaftspresse / Alfred Eberlein. // In: Archivmitteilungen. - 6 (1959), S. 202 - 205, hier S. 203; im Katalog. (zurück)
[11]
Eberlein im Gespräch mit Rolf Taubert: Wissenschaft als Staatsschutz (s.o.), S. 196. (zurück)
[12]
Daß als Standorte auch inzwischen nicht mehr selbständiger Bibliotheken genannt werden, ist angesichts der verflossenen Bearbeitungszeiträume unvermeidlich. Daß Abteilungen von Bibliotheken verselbstständigt werden und insofern mit Doppeleintragungen versehen werden, so im Fall der "Deutschen Presseforschung" in der SuUB Bremen, hätte auffallen können. (zurück)
[13]
Eberlein 1980 im Gespräch mit Rolf Taubert: Wissenschaft als Staatsschutz (s.o.), S. 196; nicht im Katalog. (zurück)
[14]
Die Presse der sozialen Bewegungen 1918 - 1933 : Linksparteien, Gewerkschaften, Arbeiterkulturbewegung, Anarchismus, Jugendbewegung, Friedensbewegung, Lebensreform, Expressionismus ; kommentiertes Bestandsverzeichnis deutschsprachiger Periodika im Institut zur Erforschung der Europäischen Arbeiterbewegung (Bochum), im Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund und im Fritz-Hüser-Institut für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund / Aiga Seywald. - 1. Aufl. - Essen : Klartext-Verlag, 1994. - 465 S. ; 21 cm. - (Schriften des Fritz-Hüser-Instituts für Deutsche und Ausländische Arbeiterliteratur der Stadt Dortmund : Reihe 2, Forschungen zur Arbeiterliteratur ; 9). - ISBN 3-88474-169-1 : DM 98.00 [2489]. - Rez.: IFB 95-1-010. (zurück)

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