Zwar liegen einige Nachschlagewerke über mechanische Musikinstrumente vor wie z.B. die Encyclopedia of automatic musical instruments[4] oder Von der Äolsharfe zum Digitalspieler[5], doch auf eine selbständige Bibliographie der Literatur über die mechanische Musik mußte man bis jetzt warten. Wegen der nicht eindeutigen Zuordnung des mechanischen Instrumentariums zu den Musikinstrumenten - z.B. Kuckucksruf der Uhr, Musikautomaten - stellt Helmut Kowar, Mitarbeiter am Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, seiner Bibliographie eine ausführliche, mit 18 Abbildungen und 16 Tafeln illustrierte Einführung in drei Teilen voran, die sich weniger mit technischen als vielmehr mit kulturellen und musikwissenschaftlichen Aspekten befaßt: 1. Zum Wesen und zur Definition der mechanischen Musikinstrumente, 2. Versuch einer systematischen Betrachtung, 3. Kulturhistorische Aspekte der mechanischen Musikinstrumente. Sie kann Laien durchaus einen ersten Eindruck vom Wesen mechanischer Musikinstrumente vermitteln. Eine englische Zusammenfassung findet sich am Schluß des Bandes.
Auch die Bibliographie selbst mit ihren 1819 alphabetisch geordneten
Titeln ist dreigeteilt. Um des Nachweises willen wurden auch sehr
dürftige Literaturhinweise, die nicht weiter ermittelt werden konnten,
verzeichnet.[6] Dies und die häufig uneinheitliche Zitierweise der
Einträge[7] ebenso wie die nicht immer korrekten Angaben (so z.B. bei
den Zeitschriftenhinweisen) sind auch angesichts der Tatsache, daß es
sich um das Werk eines Liebhabers handelt, unverzeihlich, da man von
jemandem, der eine so umfangreiche Bibliographie zusammenstellt,
erwarten kann, daß er sich das elementare bibliographische Grundwissen
aneignet. Artikel in "ausgesprochenen Fachzeitschriften" - dazu zählt
der Autor jedoch neben speziellen Zeitschriften wie Das mechanische
Musikinstrument,[8] The music box[9] oder Music & automata[10]
Zeitschrift für Instrumentenbau u.a. -, fanden nur dann
Berücksichtigung, wenn "ein Verweis auf wichtige Themen angeführt"
werden sollte (S. 63), weshalb die Titel der Zeitschriften dann
wenigstens im dritten Teil der Bibliographie zusammengefaßt sind.
Artikel aus - überwiegend älteren - allgemeinen und Musik-Lexika und
aus Standardwerken zu Musik und Musikinstrumentenkunde sind nach
Gutdünken berücksichtigt (z.B. Nr. 735). Unbefriedigend ist auch der
Verzicht auf die Verzeichnung von einschlägiger Literatur über solche
Komponisten, die sich auf dem Gebiet der mechanischen Musik betätigt
haben. Nicht aufgenommen ist ferner der Großteil der als graue
Literatur erschienenen Patent- und Firmenschriften. Enthalten sind
zahlreiche Aufsätze in Uhrmacher- und regionalen allgemeinen
Zeitschriften und dgl. sowie Monographien (ohne Umfangsangabe),
darunter zahlreiche Schriften, die wahrscheinlich der grauen Literatur
zuzurechnen sind und die häufig keine Orts- und Jahresangabe haben.
Der 1. Teil für die "allgemeine Literatur", ist mit Nummer 1 - 1644 am
umfassendsten. Der 2. Teil verzeichnet unter Nummer 1645 - 1733 89
Firmen-, Ausstellungs- und Verkaufskataloge, die der besseren
Auffindbarkeit wegen nicht in Teil 1 eingeordnet wurden. Der 3. Teil
schließlich, Nummer 1734 - 1819, verzeichnet die bereits erwähnten 86
Zeitschriften zur mechanischen Musik bzw. solche, die sich in größerem
Rahmen mit ihr befassen. Leider wird nur der 1. Teil der Bibliographie
durch ein Register der Sachbegriffe, Personen-, Firmen- bzw. Marken-
und Ortsnamen erschlossen, in das auch einige Verfasser - nach welchen
Auswahlkriterien bleibt ungewiß - aufgenommen sind.
Der ursprüngliche Plan, einen weiteren Teil mit einer Diskographie von
Aufnahmen mechanischer Musik anzuschließen, wurde vom Verfasser aus
verschiedenen Gründen "vorderhand" aufgegeben (S. 10), vor allem aber
deswegen, weil die große Zahl der zumeist außerhalb des kommerziellen
Marktes produzierten und vertriebenen Tonaufnahmen "eine fundierte und
umfassende Diskographie" in absehbarer Zeit nicht realisierbar
erscheinen lassen (zu Recht, kann man nur sagen).
Selbst wenn Autor und Verlag die vorliegende Bibliographie zutreffend
als "vorläufigen Arbeitsbehelf für Wissenschaft und Forschung auf dem
Gebiet der mechanischen Musikinstrumente" (S. 245) bezeichnen und im
Hinblick auf eine zweite Auflage zur Mithilfe in Form von Korrekturen
und Ergänzungen aufrufen, hätte die Bibliographie in der vorliegenden
Form nicht erscheinen dürfen. Von den eklatanten Mängeln bei der
Beachtung bibliographischer Grundregeln - zu denen auch gehört, daß
man gefälligst angibt, welche Titel nach Autopsie verzeichnet sind und
welche (hier vermutlich sehr viele) nicht - abgesehen, wären folgende
Vebesserungsvorschläge zu beachten: 1. sachliche Anlage des
Hauptteils, in den sich dann auch der jetzige zweite Teil eingliedern
ließe; 2. Annotierung der Titel: es würde dann sofort ins Auge fallen,
daß viele jetzt aufgeführte Titel gar keinen oder allenfalls einen
marginalen Bezug zum Thema haben; sie sollten in einer künftigen
Auflage wegbleiben und dafür sollte sich der Verfasser um die
Ermittlung der wirklich wichtigen Titel bemühen, z.B. durch eine
systematische Auswertung der einschlägigen Zeitschriften.
Martina Rommel / sh
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