Die Installation der CD-ROM[2] gestaltet sich etwas gemütlich. Der
Benutzer muß - nach Lektüre der auf der CD-ROM befindlichen Datei
Liesmich.txt im Verzeichnis ROCKARC die Datei Startwin.exe auswählen
und starten. Es gibt keine optische Information, daß das Programm
gestartet wurde und da das Programm sich Zeit läßt, weiß der Benutzer
eigentlich nicht, ob noch etwas passiert. Zumindest eine Sanduhr wäre
hier hilfreich. Was das Programm genau tut, bleibt ebenfalls im
dunkeln, zumindest werden keine Daten auf die Festplatte kopiert;
alles läuft auf der CD-ROM selbst ab. Dies stellt auch das
Hauptproblem der CD-ROM dar - sie ist sehr langsam, und das selbst bei
einem CD-ROM-Laufwerk mit 8facher Geschwindigkeit.
Nach erfolgtem Aufruf des Startprogramms kann der Benutzer das Archiv
öffnen. Die Software, mit der die CD-ROM entwickelt wurde, ist Claris
FileMaker Pro in der Runtime-Version 3.0v3. Sucheinstiege sind möglich
unter Musicians, Songs A - L, Songs M - Z, Interprets, Titles, CDs/LPs
und Labels. Die Sprache der Benutzeroberfläche kann von englisch
(default) auf deutsch umgestellt werden (glücklicherweise, denn manche
englische Texte, insbesondere das preface, sollten nochmals
überarbeitet werden). Die Button-Texte bleiben jedoch englisch.
Beim Sucheinstieg über CDs/LPs können im Find-Modus CDs oder LPs
gesucht werden, die anschließend in ihrer Vollform angezeigt werden
mit Interpret, Titel der Platte, Erscheinungsjahr/Aufnahmejahr,
Besetzung mit Instrumenten und Titeln mit Längenangaben. Diese Form
der Schallplattenverzeichnung entspricht nicht dem Stand der
diskographischen Aufnahmeregeln, die von Plattensessions ausgehen:
hier jedoch dient das publizierte Produkt, also die CD oder LP als
Vorlage.[3] Dieses Format ist bestens dazu geeignet, Abgleiche mit der
eigenen Plattensammlung vorzunehmen oder verschiedene Ausgaben von
Platten zu vergleichen. In der Bildschirmanzeige kann aufwärts und
abwärts geblättert werden. Die Seiten können auch ausgedruckt
werden.[4]
Bei der Recherche nach Musicians werden z.B. bei Eingabe von Santana
alle gespeicherten Informationen in Tabellenform (Name, Instrument,
Jahr, Interpret/Titel) angezeigt. Damit erhält man einen sehr schönen
Überblick auch über Platten, bei denen Carlos Santana z.B. nur als
Gastsolist mitgespielt hat (John Lee Hooker, Jose Feliciano, Bob
Dylan, Aretha Franklin u.v.a.) oder auch für Platten, die unter
anderen Namen erschienen sind. Besonders eindrucksvoll sind solche
Listen bei Musikern wie Howard Johnson, dem herausragenden Tuba- und
Saxophonsolisten, der bis 1995 keine Platte unter eigenem Namen
veröffentlicht hat und daher nur auf Platten anderer Musiker zu finden
ist (Taj Mahal, John Lennon, Carla Bley, Muddy Waters, Quincy Jones,
u.v.a.). Leider fehlen hier die Platten mit der George Gruntz Concert
Jazz Band. Wünschenswert wäre hier ein Link von einer Eintragung
dieser Liste auf die Vollform der Platte.[5]
Etwas irritierend sind die 8 Einträge unter Rolling Stones, die man
erhält, wenn man unter Musicians im Feld Name sucht. In der Kategorie
CDs/LPs stößt man durch die gleiche Suchanfrage auf über 90
Schallplatten und CDs. Die Eingabe von Rolling Stones im Feld
Interpret bei Musicians hingegen führt auf insgesamt 12
DIN-A4-Druckseiten, die alphabetisch nach Namen sortiert sind. Die
Sortierung kann durch eine spezielle Sortierfunktion geändert werden.
Recherchen unter Songs A - L oder Songs M - Z, also nach Musiktiteln,
führt oft zu interessanten Ergebnissen. Da die Recherche jedoch
sequentiell erfolgt, also auch ohne Trunkierungsangaben die
eingegebene Zeichenkette im ganzen Titel abgesucht wird, kann eine
solche Anfrage zu langen Antwortzeiten führen. Dies wird dadurch
verstärkt, daß die Daten ausschließlich auf der CD gesucht werden und
offensichtlich keine oder schlecht optimierte Indizes aufgebaut
wurden. Eine Abfrage mit Verknüpfungen, also z.B. Brown Sugar von den
Rolling Stones im Jahre 1990 dauert inakzeptabel lange.
Was K. D. Tilch unter Rock versteht, wird nicht genau definiert und
läßt sich bei einem solchen Werk wohl auch gar nicht mehr eingrenzen.
Jedenfalls sind auch sehr viele Jazzmusiker vertreten wie Stichproben
unter John Coltrane, Roland Kirk, Miles Davis u.v.a. ergaben. Eine
Vollständigkeit in diesem Bereich ist selbstverständlich nicht
erreicht und war vermutlich auch nicht beabsichtigt. Daß ein solch
umfangreiches Datenmaterial nicht fehlerfrei sein kann, ist klar. Sun
Ra sollte jedoch nicht einmal unter Ra, Sun und einmal unter Sun Ra
eingetragen sein, abgesehen davon, daß nur 2 LPs verzeichnet sind.
Auf der CD ist auch eine kurze Introduction enthalten, sie sollte
jedoch umfassender gestaltet sein, da die Benutzeroberfläche sich
nicht sofort intuitiv selbst erklärt und etwas gewöhnungsbedürftig
ist. Eine Liste der Abkürzungen für Länder und Instrumente ist
vorhanden.
Die CD-ROM enthält zudem die Demo-Version einer für das 1. Quartal
1997 angekündigten CD-ROM-Ausgabe Rock Cover mit 5000
Cover-Abbildungen, die offensichtlich als separate CD-ROM geplant ist.
Eine Verknüpfung mit Tilchs Datenbank wäre natürlich sehr
wünschenswert, so daß bei einem Rechercheergebnis auch gleich die
graphische Information mit der Cover-Abbildung abgerufen werden
könnte.
Insgesamt stellt diese lt. Verlagsangabe im November 1996 erschienene
erste Ausgabe dieser CD-ROM ein sehr umfangreiches Datenmaterial zur
Verfügung, das nach vielen Kriterien recherchierbar ist. Die
Benutzeroberfläche und die Hilfestellungen sollten bei einer
Neuauflage jedoch verbessert werden, desgleichen das
Antwortzeitverhalten. Updates sind etwa alle zwei Jahre geplant.
Bernhard Hefele
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