Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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The Oscar Peterson discography


97-1/2-201
The Oscar Peterson discography / Francesco Fini ; Luca Rigazio. - 1. publ. - Imola : Fini Editions, 1992. - XIV, 657 S. : Ill. ; 25 cm. - (Jazz disco series ; 1). - Lit. 150.000, $ 80.00. - (Fini Editions, P.O.Box 231, I-40026 Imola, FAX ++39 545 57621)
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Der Jazz ist vor ca. 100 Jahren entstanden; die erste Jazzschallplatte wurde 1917 aufgenommen. Wir leben im Zeitalter der aussterbenden Jazzpioniere. Um so mehr Respekt zollen wir den Frauen und Männern der ersten Stunde, die heute noch im hohen Alter zu den musikalischsten Persönlichkeiten überhaupt zählen: Lionel Hampton, Max Roach, Benny Carter (der mit 95 Jahren wohl älteste noch auftretende Jazzmusiker) ... und Oscar Peterson. Oscar Peterson zählt heute mit 72 Jahren zu den Dinosauriern des Jazz. Geboren am 15. August 1925 in Montreal, Kanada, wurde Peterson 1949 durch die Jazz At The Philharmonic-Tourneen von Impresario Norman Granz einem großen Publikum bekannt. Seitdem gilt Oscar Peterson als der (schwarze) Vorzeige-Jazzer überhaupt. Auftritte im Smoking, stets am Bösendorfer, keine Entgleitungen in den Free Jazz, trotzdem alle Improvisationsregister des Jazz in singbare Melodien einbindend; Oscar Peterson kann (nach Duke Ellington und Count Basie) zum Adelsstand des Jazz gezählt werden. Auch in der ausuferndsten Improvisation bleiben bei Peterson traditionelle Harmonien nachvollziehbar. Peterson ist ein Klassiker des Jazz.

Endlos die Liste der Jazzmusiker, mit denen Oscar Peterson aufgetreten ist bzw. die mit ihm auftraten und aufnahmen: Julian "Cannonball" Adderley, Count Basie, Louie Bellson, Benny Carter, Harry "Sweet" Edison, Roy Eldridge, Herb Ellis, Ella Fitzgerald, Stan Getz, Dizzy Gillespie, Lionel Hampton, Coleman Hawkins, Billie Holiday, Illinois Jacquet, Sam Jones, Barney Kessel, Charlie Parker, Flip Phillips, Buddy Rich, Sonny Stitt, Ben Webster u.v.a.m. Zusammen mit Bebop-Musikern hat Oscar Peterson Aufnahmen eingespielt, die zu den Höhepunkten des Jazz zählen. Seine Aufnahmen mit Ella Fitzgerald sind einmalige Meilensteine des Jazz. Oscar Peterson hat vom Trio bis zur Bigband als Solist und als Begleiter alle Erscheinungsformen des Jazz "durchgemacht". Er ist das Paradebeispiel für diejenigen, die behaupten, Jazz sei keine Folklore und keine ethnische Musik, sondern DIE klassische Musik Amerikas überhaupt. 1993 erlitt Oscar Peterson einen Schlaganfall und war einige Zeit einseitig gelähmt und an den Rollstuhl gefesselt. Trotzdem spielte er neue Platten ein, trat wieder auf und begeisterte sein Publikum.[1]

Als erster Band einer Reihe mit Jazzdiskographien erschien 1992 bei Fini Editions, Imola, die von Francesco Fini und Luca Rigazio erarbeitete Oscar Peterson discography. Die chronologisch aufgebaute, mit dem 30. April 1945 beginnende und am 18. März 1990 endende Diskographie besticht durch ein übersichtliches Layout. Abweichend von der diskographischen Standard-Eintragung, die von Aufnahme-Sessions ausgeht, verzeichnet die vorliegende Diskographie publizierte Schallplatten, jedoch nach einem festgelegten Schema. Dem Titel der LP folgt eine laufende Nummer sowie die Besetzung (Musiker mit Instrumenten). Darauf folgt das Datum der Aufnahme und der Aufnahmeort. Es folgen Matrixnummer, Titel des Stückes, die Spieldauer und Komponist bzw. Arrangeur, Sänger, Solomusiker, soweit vorhanden. Das Ende der Eintragung bilden Anmerkungen, Hinweise auf Wiederveröffentlichung und Querverweisungen auf ähnliche Platten.

Die 389 Einträge sind durch eine nahezu vollständige Abbildung der - verkleinerten - schwarzweißen Plattencover unterbrochen. Irritierend ist die Numerierung der Abbildungen, die nicht mit der Nummer der Einträge übereinstimmt. So gehört die Plattenabbildung 59.01 zur Aufnahme 178 vom 18. Mai 1959. Die Zusammenführung ist dadurch äußerst erschwert. Ein Index der einzelnen Stücke und ein Index der Musiker schließen das Werk ab. Es sollte in keiner Jazzbibliothek fehlen.

Bernhard Hefele


[1]
Von der Fröhlichkeit und Bescheidenheit dieses Musikers zeugt das jüngste Interview mit Oscar Peterson: Blues ist das Herz und die Seele des Jazz : Oscar Peterson / Jürgen Jurgeit. // In: Jazz-Podium. - 46 (1997),2, S. 6 - 8. (zurück)

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