Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Reclams Musikführer Franz Schubert


97-1/2-192
Reclams Musikführer Franz Schubert / von Walther Dürr und Arnold Feil. Unter Mitarb. von Walburga Litschauer. - Stuttgart : Reclam, 1991. - 374 S. : Ill., Notenbeisp. ; 19 cm. - ISBN 3-15-010367-3 : DM 42.80
[4136]
97-1/2-193
Schubert-Handbuch / hrsg. von Walther Dürr und Andreas Krause. - Kassel [u.a.] : Bärenreiter ; Stuttgart ; Weimar : Metzler, 1997. - XXII, 681 S. : Notenbeisp. ; 25 cm. - ISBN 3-7618-2002-X - ISMN M-006-32002-8 (Bärenreiter) - ISBN 3-476-01418-5 (Metzler) : DM 128.00
[3898]

Die Verfasser des bereits 1991 erschienenen Reclams Musikführer Franz Schubert, Walther Dürr und Arnold Feil, beide ausgewiesene Schubert-Forscher, sind bzw. waren Editionsleiter der Neuen Schubert-Ausgabe am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen, das sich durch einen Sammel- und Forschungsschwerpunkt beim Werk Schuberts auszeichnet. Ersterer ist auch Mitherausgeber des neuen Schubert-Handbuchs. In beiden Fällen handelt es sich um Führer zum Werk Franz Schuberts mit Analysen zahlreicher Einzelwerke und ähnlicher Anlage, wobei der Reclam-Band sich durch die bessere typographische Gestaltung auszeichnet. In der Tat vermittelt bereits das Inhaltsverzeichnis des Handbuchs den Eindruck, als ginge es darum, die verschiedenen Möglichkeiten der typographischen Gestaltung des verwendeten Computerprogamms mit unterschiedlichen Schriftarten, Zentrierung etc. zu demonstrieren. Das Ergebnis kann keineswegs übersichtlich genannt werden. Reclams Musikführer beginnt mit einer 18-seitigen Einführung Schubert und seine Zeit. Dem entspricht das Kapitel Schubert in seiner Welt des Schubert-Handbuchs, das aber 76 Seiten umfaßt. Diesem folgen ausführliche Kapitel zu Kompositionsverfahren und Aufführungspraxis sowie Zur Rezeption des Schubertschen Werkes, hier besonders interessant und nützlich eine Liste der von Komponisten des 20. Jahrhunderts bearbeiteten Schubertschen Werke.

Bei Reclams Musikführer verfaßte Dürr die Kapitel über die Vokalmusik: 1. Lieder; 2. Bühnenwerke; 3. Kirchenmusik, Feil diejenigen über die Instrumentalmusik: 4. Orchestermusik; 5. Kammermusik; 6. Klaviermusik. Es schließt sich ein 7., von Walburga Litschauer verfaßtes Kapitel über die Gesellschaftsmusik, die "für das ... Musizieren im Freundeskreis" (S. 306) entstandenen Werke, an: die mehrstimmigen Gesänge, die Werke für Klavier zu vier Händen sowie die Tänze für Klavier. Die einzelnen Kapitel gliedern sich in zusammenfassende Texte, tabellarische Übersichten über die innerhalb bestimmter Zeitabschnitte entstandenen Werke einer Gattung sowie vor allem die Werkanalysen. Lesenswert sind Feils Bemerkungen zu Schuberts Werken auf Schallplatten, in denen sich auch die Geschichte der Aufführungspraxis widerspiegelt. Das Schubert-Handbuch teilt die Vokalmusik ein in: 1. Die Lieder; 2. Die mehrstimmigen Gesänge; 3. Die Bühnenwerke; 4. Die Kirchenmusik; die Instrumentalmusik in: 5. Die Klaviermusik; 6. Tänze und Märsche für Klavier; 7. Die Kammermusik; 8. Die kleineren Orchesterwerke; 9. Die Sinfonien. Die Gesellschaftsmusik wird bei der jeweiligen Besetzung abgehandelt. Die Kapitel, die von verschiedenen Mitarbeitern stammen, sind unterschiedlich aufgebaut. Sie beginnen mit mehr oder weniger umfangreichen einführenden Texten, denen die Werkbesprechungen folgen oder es sind in die systematisch gegliederten Texte einige wenige exemplarische Besprechungen integriert; insgesamt werden mehr als 300 Einzelwerke besprochen. Jedes Kapitel schließt mit Literaturangaben und tabellarischen Werkübersichten, eine solche fehlt allerdings unverzeihlicherweise für die Lieder. Bei Reclams Musikführer steht der Liederkomponist Schubert im Vordergrund, im Vergleich ist das Kapitel über die Lieder hier 10 Seiten länger - das kleinere Format des Bandes wird durch die kleinere Schrifttype kompensiert -, dafür sind die anderen Kapitel im Schubert-Handbuch ausführlicher, am gravierendsten bei der Orchestermusik mit 157 Seiten im Gegensatz zu 27 Seiten bei Reclam. Das Handbuch legt den Schwerpunkt beim einzelnen Werk auf die Analyse, während Reclam außerdem - ausführlicher als im Handbuch - werkgeschichtliche Informationen und zudem noch den Hinweis auf die Publikation innerhalb der alten und der neuen Schubert-Gesamtausgabe bietet. Dies wird beispielsweise schon im formalen Aufbau der Liederanalysen mit dreiteiliger Anlage deutlich: Zur Überlieferung - Zum Text - Zur Komposition.

Unschlagbar ist das Werkverzeichnis, das bei Reclam gleichzeitig Registerfunktion hat; es führt alle (eindeutig identifizierbaren) Werke Schuberts (ohne Bearbeitungen) mit Titel und Textanfang auf - unabhängig von einer Erwähnung im Musikführer selbst. Das Werkregister des Schubert-Handbuchs dagegen enthält nur diejenigen Werke - und dies allein unter dem Titel des Deutsch-Verzeichnisses[1] - die entweder ausführlich kommentiert oder "in einem bestimmten Kontext wichtig sind" (S. XX) und dient somit ausschließlich der Benutzung des Handbuchs, desgleichen das Personenregister. Das Handbuch schließt mit einem Mitarbeiterverzeichnis.


[1]
Franz Schubert : thematisches Verzeichnis seiner Werke in chronologischer Folge / von Otto Erich Deutsch. - Neuausg. in dt. Sprache / bearb. und hrsg. von der Editionsleitung der Neuen Schubert-Ausgabe und Werner Aderhold. - Kassel : Bärenreiter, 1978. - XXIII, 712 S. : zahlr. Notenbeisp. - (Neue Ausgabe sämtlicher Werke / Franz Schubert : Ser. 8 ; 4) - ISBN 3-7618-0571-3. (zurück)

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