Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Gemälde- und Skulpturenbestand


97-1/2-182
Gemälde- und Skulpturenbestand / Wallraf-Richartz-Museum Köln [Computerdatei] = Collection of paintings and sculptures / Wallraf-Richartz-Museum Köln. - München [u.a.] : Saur, 1996. - 1 CD-ROM. - (Diskus ; 7). - ISBN 3-598-40309-7 : DM 88.00 (unverbindliche Preisempfehlung)
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Am Beispiel des Katalogs des Wallraf-Richartz-Museums sollen noch einige weitere Spezifika verdeutlicht werden. Wie schon erwähnt, ist das Gestaltungsziel der DISKUS-Kataloge nicht unbedingt der schnelle Überblick über die Bestände oder über Sammlungsschwerpunkte. So ist etwa eine Zusammenschau der Bestände an Altkölner Malerei im Wallraf-Richartz-Museum, also an Malerei nicht nur eines Stefan Lochner, sondern auch die der nur mit Notnamen faßbaren Künstler, von den anonymen Werken ganz zu schweigen, nur umständlich über die Suchanfragen Ort und Zeit zu erreichen. Die Suchanfrage Künstler berücksichtigt zwar die Notnamen, aber ihre Geläufigkeit kann sicher nicht in jedem Fall vorausgesetzt werden, so daß dieser Einstieg oftmals entfallen muß. Blättern als Erstinformation, wie dies gedruckte Kataloge bequem bieten können, ist hier nicht EDV-spezifisch umgesetzt; einzelne Bestandsgruppen werden nicht vorrangig zusammenhängend präsentiert. Dies muß nicht unbedingt als generelles Manko gewertet werden, nur sollte man daran bei der Recherche denken. Die über die Hilfe-Funktion angebotenen allgemeinen Informationen zum Gemälde- und Skulpturenbestand des Wallraf-Richartz-Museums kompensieren jedenfalls diese Informations- und Zugriffslücke nicht, auch nicht partiell: sie enthalten weder Hinweise auf Sammlungsschwerpunkte noch Angaben zur Sammlungsgeschichte, sondern beschränken sich auf Angaben zur Datenstrukturierung und zu den Zugriffsmöglichkeiten des CD-ROM-Katalogs.

Für den Sucheinstieg über den Künstlernamen - so in irgendeiner Form bekannt - kann der angebotene Index sehr hilfreich sein; Notnamen, Namensvarianten usw. sind recherchierbar gemacht. So ist beispielsweise der mit acht Werken im Wallraf-Richartz-Museum vertretene Meister der Ursula-Legende, tätig in Köln und am Niederrhein zwischen 1480 und 1515 und benannt nach dem aus der Kölner Severinskirche stammenden Zyklus mit Darstellungen zur Legende der Hl. Ursula, mittels dieses (normierten) Notnamens direkt über den Künstlerindex, mit der Namensvariante "Meister des Ursulazyklus" im spezifischen Suchfeld für Varianten aber ebenso zu fassen. Die Ergebnisanzeige erlaubt dann jeweils über die Funktion Galerie einen Bilderüberblick, die Kurzanzeige führt Titel, Datierung und Inventarnummer auf. Die von allen Ebenen aus zu erreichende Vollanzeige bietet folgende Informationen: Unter dem Künstlernamen sind abrufbar biographische Daten, die sich - im Gegensatz zu manch anderen Beispielen aus derselben Reihe - im vorliegenden Fall nicht auf Lebensdaten und die Fundstellen im Thieme/Becker beschränken, sondern die zu einem ausführlicheren, dem gedruckten kritischen Katalog zur Altkölner Malerei von 1990 entnommenen Text ausgeweitet sind.[1] Die Werkdaten nennen Material, Maße, Befund- und Restaurierungshinweise in knapper Form, Aufschriften und Inschriften, schließlich Provenienz, Zugangs- und Inventarnummer. Im Vergleich zum gedruckten kritischen Katalog sind diese Befund- und Restaurierungshinweise jedoch erheblich reduziert, und im Unterschied zum gedruckten Katalog wird auf eine Diskussion der Forschung zum Werk vollständig verzichtet. Ebenso ist der bildbeschreibende Teil im gedruckten Katalog und auf der CD-ROM unterschiedlich konzipiert. Während ersterer eine über die kurze klassische Bildbeschreibung hinausgehende umfassende bildthematische Einordnung des Werks mit entsprechenden Literaturhinweisen bietet, verzichtet die CD-ROM-Version vollständig auf eine ausformulierte Bildbeschreibung; sie bietet die Bildinhalte in systematisierter Form insbesondere über die ICONCLASS-Notationen an und macht sie durch diese Normierung werkübergreifend recherchierbar.

Der Volleintrag zur um 1480 entstandenen Kreuzigung des Meisters der Ursula-Legende charakterisiert beispielsweise das Werk primär ikonographisch über zwei Notationen, sekundär ikonographisch mit weiteren 10 Einträgen. Alle ICONCLASS-Erschließungen werden als Notation und in sprachlicher Umsetzung (entsprechend dem englischsprachigen Browser zu ICONCLASS und der deutschsprachigen Schlagwortliste) aufgeführt. Im genannten Beispiel lauten die beiden primären ikonographischen Zuweisungen:

73 D 62 5 * bystanders at the foot of the cross, among whom Mary, Mary Magdalene and John the Evangelist; Mary may be shown swooning; * Maria (Jungfrau); Maria Magdalena (Heilige); Johannes der Evangelist (Heiliger); in Ohnmacht fallen; Golgata

73 D 63 1 * the centurion confessing his belief in Christ; sometimes the soldiers do the same * Hauptmann; bekennen; Soldat; Christi Kreuzestod; Golgata.

Über die einzelnen ICONCLASS-Notationen besteht die Möglichkeit, in die Systematik selbst zu gelangen, die hierarchische Gliederung der Klassifikation zur betreffenden Stelle und somit den ikonographischen Zusammenhang aufzublättern und von hier aus weitere ikonographische Recherchen vorzubereiten.

An diesem Beschreibungsverfahren wird also deutlich, daß nicht das individuelle Bild im Zentrum des Katalogs steht, sondern daß Bildinformationen so aufbereitet werden, daß sie für werkübergreifende (ikonographische) Fragestellungen und Recherchen abrufbar sind. In diesem Sinn ersetzt der CD-ROM-Katalog zum Wallraf-Richartz-Museum auch keineswegs dessen gedruckte wissenschaftliche Bestandskataloge,[2] da er beim einzelnen Werk nur reduzierte Angaben etwa zur Technik des Gemäldes oder zum Forschungsstand bietet, während es andererseits einzelwerkübergreifende, insbesondere thematische Fragestellungen zum Bestand ermöglicht. Hierin liegt insgesamt die Stärke und der besondere Wert dieser CD-ROM-Kataloge. Für den Kölner Bestand bietet der CD-ROM-Katalog darüber hinaus eine sinnvolle Ergänzung zu den gedruckten Verzeichnissen: während sich diese überwiegend - der Band zur Altkölner Malerei sogar ausschließlich - auf Schwarz-Weiß-Abbildungen beschränkten und diese teilweise sogar nur in Auswahl boten, liegt dank der CD-ROM nun erstmals ein vollständiges Bildinventar des Gemäldebestandes des Wallraf-Richartz-Museums vor, für viele Werke dazu erstmals als Farbabbildung. Allerdings können diese nur einen allerersten Eindruck von der Farbgestaltung der Bilder vermitteln, ist ihre Qualität doch weit entfernt von der des oben besprochenen Teilkatalogs der Alten Pinakothek in München.

Angela Karasch


[1]
Katalog der Altkölner Malerei / von Frank Günter Zehnder. - Köln, 1990. - 720 S. : Ill. - (Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums ; 11). (zurück)
[2]
Neben dem in der vorstehenden Fußnote genannten Katalog zur Altkölner Malerei und den weiteren in derselben Reihe erschienenen ist der folgende Gesamtkatalog zu nennen: Vollständiges Verzeichnis der Gemäldesammlung / Wallraf-Richartz-Museum Köln. - Köln : Electa/DuMont, 1986. - 341 S. : Ill. - ISBN 3-7701-1979-1. (zurück)

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