Für den Sucheinstieg über den Künstlernamen - so in irgendeiner Form
bekannt - kann der angebotene Index sehr hilfreich sein; Notnamen,
Namensvarianten usw. sind recherchierbar gemacht. So ist
beispielsweise der mit acht Werken im Wallraf-Richartz-Museum
vertretene Meister der Ursula-Legende, tätig in Köln und am
Niederrhein zwischen 1480 und 1515 und benannt nach dem aus der Kölner
Severinskirche stammenden Zyklus mit Darstellungen zur Legende der Hl.
Ursula, mittels dieses (normierten) Notnamens direkt über den
Künstlerindex, mit der Namensvariante "Meister des Ursulazyklus" im
spezifischen Suchfeld für Varianten aber ebenso zu fassen. Die
Ergebnisanzeige erlaubt dann jeweils über die Funktion Galerie einen
Bilderüberblick, die Kurzanzeige führt Titel, Datierung und
Inventarnummer auf. Die von allen Ebenen aus zu erreichende
Vollanzeige bietet folgende Informationen: Unter dem Künstlernamen
sind abrufbar biographische Daten, die sich - im Gegensatz zu manch
anderen Beispielen aus derselben Reihe - im vorliegenden Fall nicht
auf Lebensdaten und die Fundstellen im Thieme/Becker beschränken,
sondern die zu einem ausführlicheren, dem gedruckten kritischen
Katalog zur Altkölner Malerei von 1990 entnommenen Text ausgeweitet
sind.[1] Die Werkdaten nennen Material, Maße, Befund- und
Restaurierungshinweise in knapper Form, Aufschriften und Inschriften,
schließlich Provenienz, Zugangs- und Inventarnummer. Im Vergleich zum
gedruckten kritischen Katalog sind diese Befund- und
Restaurierungshinweise jedoch erheblich reduziert, und im Unterschied
zum gedruckten Katalog wird auf eine Diskussion der Forschung zum Werk
vollständig verzichtet. Ebenso ist der bildbeschreibende Teil im
gedruckten Katalog und auf der CD-ROM unterschiedlich konzipiert.
Während ersterer eine über die kurze klassische Bildbeschreibung
hinausgehende umfassende bildthematische Einordnung des Werks mit
entsprechenden Literaturhinweisen bietet, verzichtet die
CD-ROM-Version vollständig auf eine ausformulierte Bildbeschreibung;
sie bietet die Bildinhalte in systematisierter Form insbesondere über
die ICONCLASS-Notationen an und macht sie durch diese Normierung
werkübergreifend recherchierbar.
Der Volleintrag zur um 1480 entstandenen Kreuzigung des Meisters der
Ursula-Legende charakterisiert beispielsweise das Werk primär
ikonographisch über zwei Notationen, sekundär ikonographisch mit
weiteren 10 Einträgen. Alle ICONCLASS-Erschließungen werden als
Notation und in sprachlicher Umsetzung (entsprechend dem
englischsprachigen Browser zu ICONCLASS und der deutschsprachigen
Schlagwortliste) aufgeführt. Im genannten Beispiel lauten die beiden
primären ikonographischen Zuweisungen:
73 D 62 5 * bystanders at the foot of the cross, among whom Mary, Mary
Magdalene and John the Evangelist; Mary may be shown swooning; * Maria
(Jungfrau); Maria Magdalena (Heilige); Johannes der Evangelist
(Heiliger); in Ohnmacht fallen; Golgata
73 D 63 1 * the centurion confessing his belief in Christ; sometimes
the soldiers do the same * Hauptmann; bekennen; Soldat; Christi
Kreuzestod; Golgata.
Über die einzelnen ICONCLASS-Notationen besteht die Möglichkeit, in
die Systematik selbst zu gelangen, die hierarchische Gliederung der
Klassifikation zur betreffenden Stelle und somit den ikonographischen
Zusammenhang aufzublättern und von hier aus weitere ikonographische
Recherchen vorzubereiten.
An diesem Beschreibungsverfahren wird also deutlich, daß nicht das
individuelle Bild im Zentrum des Katalogs steht, sondern daß
Bildinformationen so aufbereitet werden, daß sie für werkübergreifende
(ikonographische) Fragestellungen und Recherchen abrufbar sind. In
diesem Sinn ersetzt der CD-ROM-Katalog zum Wallraf-Richartz-Museum
auch keineswegs dessen gedruckte wissenschaftliche Bestandskataloge,[2]
da er beim einzelnen Werk nur reduzierte Angaben etwa zur Technik des
Gemäldes oder zum Forschungsstand bietet, während es andererseits
einzelwerkübergreifende, insbesondere thematische Fragestellungen zum
Bestand ermöglicht. Hierin liegt insgesamt die Stärke und der
besondere Wert dieser CD-ROM-Kataloge. Für den Kölner Bestand bietet
der CD-ROM-Katalog darüber hinaus eine sinnvolle Ergänzung zu den
gedruckten Verzeichnissen: während sich diese überwiegend - der Band
zur Altkölner Malerei sogar ausschließlich - auf
Schwarz-Weiß-Abbildungen beschränkten und diese teilweise sogar nur in
Auswahl boten, liegt dank der CD-ROM nun erstmals ein vollständiges
Bildinventar des Gemäldebestandes des Wallraf-Richartz-Museums vor,
für viele Werke dazu erstmals als Farbabbildung. Allerdings können
diese nur einen allerersten Eindruck von der Farbgestaltung der Bilder
vermitteln, ist ihre Qualität doch weit entfernt von der des oben
besprochenen Teilkatalogs der Alten Pinakothek in München.
Angela Karasch
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