Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Italian paintings of the Seventeenth and Eighteenth


97-1/2-175
Italian paintings of the Seventeenth and Eighteenth centuries / Diane De Grazia ; Eric Garberson. - Washington, DC : National Gallery of Art ; New York ; Oxford : Oxford University Press, 1996. - XVIII, 392 S. : Ill. ; 29 cm. - (The collections of the National Gallery of Art : systematic catalogue). - ISBN 0-89468-241-5 (NGA) : $ 95.00, œ 55.00
[2881]
97-1/2-176
American paintings of the Nineteenth century / Franklin Kelly. - Washington, DC : National Gallery of Art ; New York ; Oxford : Oxford University Press. - 29 cm. - (The collections of the National Gallery of Art : systematic catalogue)
[4030]
Part 1. [A - L]. - 1996. - XVI, 467 S. : Ill. - ISBN 0-89468-215-6 (NGA) : $ 95.00, œ 55.00

Seit Mitte der achtziger Jahre erschließt die National Gallery of Art in Washington ihre Bestände in einem umfassenden, auf etwa 30 Bände geplanten kritischen Katalog, dessen Teile in erfreulich rascher Folge publiziert werden, liegen doch zusammen mit den beiden hier angezeigten, bereits zehn Kataloge vor, die bis auf den ersten, der bereits 1986 erschien, alle seit 1990 erschienen sind. Bei den ersten acht Bänden handelt es sich um die folgenden Kataloge: 1. zur altniederländischen Malerei (1986), 2. zur spanischen Malerei des 15. - 19. Jh. (1990), 3. zur britischen Malerei des 16. - 19. Jh. (1992), 4. zur amerikanischen naiven Malerei (1992), 5. zur deutschen Malerei des 15. - 19. Jh. (1993), 6. den ersten Teilband zum Kunstgewerbebestand (1993), 7. zur amerikanischen Malerei des 18. Jh. (1995) und 8. zur niederländischen Malerei des 17. Jh. (1995). Die Ende 1996 erschienenen Kataloge zur italienischen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts sowie der erste Teilband des Katalogs zur amerikanischen Malerei des 19. Jahrhunderts, zeichnet - wie alle anderen - ihre großzügige Gestaltung aus. Die Einträge folgen wie üblich dem Künstleralphabet und bieten neben umfangreichen biographischen Angaben, die Eckdaten für die Einzelwerke (Titel, Datierung, Material, Format, Provenienz, Signatur, Ausstellungsnachweise) und - durchgehend besonders umfangreich - gemäldetechnologische Informationen (alle Gemälde wurden entrahmt und eingehender, auch roentgenologischer Analysen unterzogen) ebenso wie Hinweise zur Restaurierungsgeschichte. Der umfangreiche Textteil zu den einzelnen Werken beschränkt sich nicht auf eine Beschreibung, sondern spiegelt auch die Diskussion zu interessanten Details und wird von Literaturhinweisen abgeschlossen. Die Einträge werden durchgehend von Schwarz-Weiß-Abbildungen, zusätzlich zum Teil auch von großformatigen Farbtafeln begleitet. Vergleichswerke werden ebenfalls im Bild präsentiert, ebenso bei besonderen Fragestellungen die Roentgen-Aufnahmen. Der klassischen Katalogkonzeption folgend stellen die Katalogbände die Sammlungsgeschichte der jeweiligen Bestände an den Beginn und schließen mit einer Gesamtbibliographie, mit Registern und Konkordanzen.

Angela Karasch Der neunte Band der systematischen Kataloge der NGA ist der erste, der in dieser Reihe der italienischen Kunst gewidmet ist. Der Bestand an italienischen Gemälden ist - insbesondere dank der Samuel H. Kress Collection - der bedeutendste in amerikanischen Museen, und selbst wenn auch im Falle der Kress Collection der Schwerpunkt auf der italienischen Malerei vor dem 17. Jahrhundert liegt - eine geschmacksgeschichtlich bedingte Besonderheit der meisten bedeutenden amerikanischen Sammlungen - so ist die Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts in der NGA im Verhältnis zu anderen amerikanischen Museen sowohl quantitativ als auch qualitativ besonders reich vertreten. Daß gerade diese Epoche als erste im neuen Katalog bearbeitet wird, hängt damit zusammen, daß die Forschung des letzten Vierteljahrhunderts so viele neue Erkenntnisse erbracht hat, daß eine Erneuerung des 3., bereits 1973 erschienenen Bandes des Katalogs der italienischen Gemälde der Kress Collection[1] besonders dringlich war. Im Gegensatz zu diesem alten Katalog, der einen beträchtlichen Teil von Bd. 3 noch der Malerei des 16. Jahrhunderts reserviert und der nach regionalen Malschulen geordnet ist, folgt der neue Katalog dem Alphabet der Künstlernamen. Der Fortschritt gegenüber dem Katalog von 1973 und dem von 1979[2] ist gewaltig, wie an einem einzigen Beispiel demonstriert werden kann, Giovanni Battista Paninis Gemälde vom Inneren des Pantheons: während der alte Katalog dem Maler selbst eine viertel und dem Bild etwas über eine Spalte widmet, sind es im neuen eineinhalb bzw. sieben Spalten mit folgenden Rubriken: Inventarnummer(n), Titel, Datierung, Ausführung und Bildträger, Format, Sammlung; Technische Beschreibung (allein knapp 1 Sp.); Provenienz; Ausstellungen; Beschreibung und Würdigung (3 Sp.); knapp 2 Sp. mit Fußnoten zu den vorstehenden Rubriken; Fundstellen in früheren Katalogen der NGA und in weiteren Nachschlagewerken (chronologisch mit Abkürzungen zitiert, die im langen Abkürzungsverzeichnis S. 341 - 367 aufgelöst sind). Das Bild ist zudem in einer ganzseitigen Farbtafel reproduziert (im alten Katalog mit einer halbseitigen schlechten Schwarzweiß-Abbildung), zu der noch eine kleinformatige Vergleichsabbildung einer anderen Version tritt. Der Fortschritt gegenüber den vorhergehenden Katalogen ermißt sich allerdings nicht allein am Umfang der Einzelbeschreibung, sondern am Mehr an Information, die nicht zuletzt auf Grund der seit damals erfolgten Restaurierung vieler Gemälde[3] und deren Untersuchung mit naturwissenschaftlich-technischen Verfahren[4] möglich ist. Das bedeutet freilich nicht, daß die alten Kataloge deswegen obsolet wären (was sie als Dokument für die Sammlungsgeschichte und deren Erforschung sowieso nie sein können): vielmehr sind dort viele Gemälde beschrieben, die im neuen Katalog völlig fehlen; daß es sich dabei um solche handelt, die im Katalog von 1973 fälschlich als italienische Gemälde eingestuft wurden, weshalb ihre Beschreibung nunmehr in anderen Bänden des neuen Katalogs erfolgen müsse (S. XV), kann kaum auf die Gesamtheit der Lücken zutreffen. Hier könnte eine komplette Konkordanz der Inventarnummern weiterhelfen. Gerade in diesem Bereich möchte der Benutzer mehr erfahren, enthält der neue Band doch zwar (S. 391 - 392) eine Konkordanz von neuen und alten Inventar-(Akzessions-) Nummern, die im alten Katalog von 1973 verwendeten Inventarnummern der Kress Collection (bestehend aus einem K und einer Nummer) finden sich jedoch weder bei der Beschreibung der Gemälde selbst wieder, noch handelt es sich um die dort und in der erwähnten Konkordanz angegebene "alte" Inventarnummer. Des weiteren vermißt man die Spezialregister der ikonographischen Themen und der Vorbesitzer, die den alten Katalog von 1973 auszeichneten.

sh Der erste Teilband zur amerikanischen Malerei des 19. Jahrhunderts behandelt einen besonderen Sammlungsschwerpunkt der NGA und präsentiert bereits umfangreich die Anfänge der Hudson River School, aber auch das Werk einzelner Künstler wie Winslow Homer, Thomas Eakins, Thomas Cole usw. Mehr noch als die Sparte der gut vertretenen Bildnismalerei dürften die Landschaften in qualitätsvollen Abbildungen für Liebhaber der romantischen Landschaftsmalerei ein besonderer Anreiz sein, den eurozentrischen Kunstblick zu weiten. Alles in allem finden die Kataloge der NGA zu einer sehr guten Verbindung von großzügiger Gestaltung und umfassender wissenschaftlicher Information, somit zu einer Form, an deren Realisierung sicher nicht mehr viele Institutionen - zumindest nicht durchgängig für alle Sammlungsbestände - denken können.

Angela Karasch


[1]
Paintings from The Samuel H. Kress Collection / by Fern Rusk Shapley. - London : Phaidon Press. - 30 cm. - (Complete catalogue of the Samuel H. Kress Collection). - [3.] Italian schools, XVI - XVIII century. - 1973. - 470 S. : zahlr. Ill. (zurück)
[2]
Catalogue of the Italian paintings / National Gallery of Art / by Fern Rusk Shapley. - Washington : National Gallery of Art. - Text. - 1979. - XII, 591 S. - Plates. - 1979. - ca. 190 S. : nur Ill. (zurück)
[3]
Guercinos Joseph and Potiphar's wife (S. 162 - 170, Farbtafel S. 165) war danach kaum wiederzuerkennen. (zurück)
[4]
"Erhellend" z.B. bei dem früher Tizian zugeschriebenen Selbstporträt, das jetzt unter Piero della Vecchia als Imaginary self-portrait of Titian geführt wird: eine Röntgenaufnahme brachte eine darunter liegende Komposition mit einer barbusigen Dame zutage (S. 328 - 333). (zurück)

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