Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Die Gemälde des 17. Jahrhunderts im Germanischen


97-1/2-174
Die Gemälde des 17. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum : Bestandskatalog / Andreas Tacke. - Mainz : Zabern, 1995. - 473 S. ; 28 cm. - (Kataloge des Germanischen Nationalmuseums). - ISBN 3-8053-1713-1 : DM 148.00
[3424]

Wie der Dessauer Gemäldekatalog entstand auch der noch 1995 erschienene Katalog der Gemälde des 17. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg unter nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen. Als Förderprojekt mit nur zweijähriger Laufzeit (für 230 Katalognummern mit 245 Gemälden!) verdankt er seine Fertigstellung letztlich nur dem besonderen Engagement von Bearbeiter (Andreas Tacke), Mitarbeitern und "Helfern" und versetzt einmal mehr in Erstaunen, welche herausragenden Nachschlagewerke trotz solcher Umstände[1] vorgelegt werden. Der auch dank weiterer Unterstützung großzügig gestaltete und mit Abbildungen in sehr guter Qualität ausgestattete Katalog ist der erste einer in nächster Zeit geplanten Folge von Katalogveröffentlichungen[2] zu den Beständen des Germanischen Nationalmuseums: nach diesem ersten Band, der die Malereibestände des 17. Jahrhunderts unter Einschluß der Werke der Prager Schule des späten 16. Jahrhunderts und unter Erfassung der derzeitigen Depotbestände erstmals vollständig (nach vorangegangenen Katalogveröffentlichungen zu den ausgestellten Werken des 17. Jahrhunderts, die vor mehr als 60 Jahren erschienen) beschreibt, soll in absehbarer Zeit ein Katalog der Bestände an neuzeitlicher Skulptur von 1600 - 1800 sowie ein Katalog der Gemälde von den Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts (also ein Pendant zum vorliegenden Katalog) publiziert werden.

Der Schwerpunkt der Sammlung zur Malerei des 17. Jahrhunderts liegt - der Entstehungsgeschichte und Konzeption des Germanischen Nationalmuseums entsprechend - bei der deutschen und niederländischen Malerei; Werke der französischen und italienischen Schule sind nur in sehr bescheidener Zahl vertreten, im Katalog aber selbstverständlich mitverzeichnet. Der Beschreibungsumfang der einzelnen Katalognummern ist je nach Quellenlage und Stand früherer Bearbeitung sehr unterschiedlich. Detaillierte gemäldetechnologische Beschreibungen waren wegen der Knappheit der vorhandenen Zustandsprotokolle nur in Einzelfällen möglich. Die Einträge (im Künstleralphabet) folgen dem klassischen Beschreibungsschema, jedoch in einer das Standardraster informativ weit auffaltenden Form: Angaben zur Künstler-Vita in (im Vergleich zum Dessauer Katalog) recht umfangreicher Ausführung, gleichwohl aber beschränkt auf abgesicherte Daten; Bildtitel und Datierung; Inventarnummer; Beschreibung des Befunds nach "Augenschein" mit weiteren technologischen Informationen (Bildträger, Maße, Signatur, Datierungvermerke, Beschriftungen, lesbare Informationen der Grundierung usw.); Angaben zu Restaurierungen, zur Provenienz und mit - soweit möglich - Erwerbungsnachweisen. Der allgemeine Textteil bietet dann in unterschiedlicher Breite die eigentliche Bildbeschreibung einschließlich der Transkription aller Textelemente, die Referierung des Forschungsstandes, abschließend Hinweise auf Vorzeichnungen, Nachzeichnungen, Varianten und graphische Reproduktionen zum Werk, bibliographische Informationen (mit Stand 1992) und Hinweise auf Ausstellungen des Werks unter Aufführung begleitender Ausstellungskataloge. Grundsätzlich werden alle Einträge von Schwarz-Weiß-Abbildungen begleitet und zusätzlich werden ausgewählte Gemälde auf Farbtafeln in sehr guter Qualität abgebildet. Dem Hauptteil folgt der Katalog der nicht zuschreibbaren Gemälde, geordnet nach Inventarnummern und ein Katalog der 1945 zerstörten Bilder, ebenfalls mit Abbildungen, soweit vorhanden. Beigaben: Abbildungen der Signaturen und Siegel und Marken im Künstleralphabet; Kurzverzeichnis der Gemälde nach Künstlern mit Inventarnummer; Verzeichnis der Gemälde nach Inventarnummern; Verzeichnis der Abgänge; Konkordanzen (der Katalognummern bisheriger Kataloge nach Künstlern und nach Inventarnummern) und Register (Provenienzen, Personen- und Ortsnamen und bemerkenswert detailliert zur christlichen und profanen Ikonographie der Bilder) runden den Katalog ab, der einen sehr differenzierten Zugriff ermöglicht. Mit diesem Katalog beginnt das Germanische Nationalmuseum sein Projekt eines Gesamtverzeichnisses der Bestände in Einzelbänden auf hohem Niveau: die Informationstiefe und die Informationsaufbereitung dieses Katalogs lassen kaum Wünsche offen und brauchen auch unter dem Aspekt 'differenzierter Informationszugriff' digitalisierte Kataloge nicht unbedingt als Konkurrenz zu fürchten, erst recht natürlich nicht aus der Perspektive Abbildungs- und Lesequalität.

Angela Karasch


[1]
Sieht man von den Zwängen ab, denen sich die Bearbeiter solcher zeitlich begrenzten Projekte ausgesetzt sehen, liegt darin doch ein - vom zügig erreichten Ergebnis her gesehen - nützlicher Zwang, den man manchmal - und sei es in gemilderter Form - den fest beamteten Bearbeitern solcher Kataloge in manchen anderen Museen wünschte, die trotz vieljähriger Beschäftigung keinen Katalog zustande bringen (auch in Bibliotheken soll es ähnliche Fälle geben). [sh] (zurück)
[2]
Angekündigt sind:
Die Bildwerke des 17. und 18. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum / Claudia Maué. - Mainz : Zabern. ; 28 cm. - (Kataloge des Germanischen Nationalmuseums). - Teil 1. Franken. - 1997. - ca. 255 S. : Ill. - ISBN 3-8053-1712-3 : ca. DM 130.00.
Die Gemälde des 16. Jahrhunderts im Germanischen Nationalmuseum / von Kurt Löcher. - Ostfildern-Ruit : Hatje, 1997 (Juli). - ca. 512 S. : Ill. - ISBN 3-7757-0696-8 (br.) : ca. DM 148.00. (zurück)

Zurück an den Bildanfang