Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Conrad-Ferdinand-Meyer-Bibliographie


97-1/2-142
Conrad-Ferdinand-Meyer-Bibliographie / U. Henry Gerlach. - Tübingen : Niemeyer, 1994. - 319 S. ; 25 cm. - ISBN 3-484-10699-9 : DM 162.00
[2502]

Kein Zweifel, daß eine subjektive und objektive Personalbibliographie zu Conrad Ferdinand Meyer seit längerem ein Desiderat der Forschung gewesen ist. Diese Lücke hat der amerikanische Germanist Gerlach jetzt geschlossen, und man wird ihm für die geleistete Arbeit Dank wissen. Angesichts der aufwendigen Erhebungsarbeit, die Gerlach vor allem in der Zentralbibliothek Zürich und der Schweizerischen Landesbibliothek betrieben hat, kann man sicher sein, daß alles getan worden ist, um die angestrebte Vollständigkeit zu erreichen. Befriedigt nimmt man zur Kenntnis, daß man darüber aufgeklärt wird, wenn im Einzelfall ein nachgewiesener Titel nicht autopsiert, sondern lediglich sekundär erhoben ist.

Die Einträge sind fortlaufend numeriert. Die subjektive Personalbibliographie umfaßt gut 900, die objektive Personalbibliographie rund 1600 Nachweise, jeweils aus allen Sprachen. Der subjektive Teil gliedert sich in die Abschnitte: Gesammelte Werke, Werke in Auswahl, Vermischte Schriften, Werke in Einzeldrucken, Briefe. Der objektive Teil ist in 15 Abschnitte unterteilt, die von frühen Literaturgeschichten und Nachschlagewerken über die Gattungen und Werke bis zu Bibliographien und Forschungsberichten reichen. Ein eigener Abschnitt ist den von Meyer angeregten Werken gewidmet. Dazu gehören literarische Bearbeitungen, Gemälde und Vertonungen. Ein Herausgeber- und Verfasserregister sowie ein Sachregister beschließen den Band.

Das Register der Herausgeber und Verfasser bietet statt der Vornamen nur die Initialen. Ihre Aufschlüsselung im Hauptteil der Bibliographie ist uneinheitlich. Während bei einem Eintrag wie Sigm. Freud (Nr. 2343) der Rest des Vornamens in Kastenklammern ergänzt wird, stehen (Nr. 2471 und 2472) Paraphe und aufgelöster Vorname unmittelbar untereinander. Der Titel mit Paraphe ist freilich nicht autopsiert, die Identität beider Autoren ist aber zweifelsfrei.

Ohne in die Polemik einzutreten, die Gerlach im Vorwort entfacht, wiederholt der Rezensent seine von Gerlach angegriffene Auffassung, daß die Gestaltung der Titelaufnahmen für den Zweck der Personalbibliographie denkbar ungeeignet ist. Daran ändert die Berufung auf das MLA style sheet überhaupt nichts. Bei der Beschreibung eines Buches wünscht man die Angaben in einer sozusagen vom Kern zur Peripherie fortschreitenden Ordnung zu erhalten, und da stört die Serienangabe zwischen Sachtitel bzw. Zusatz zum Sachtitel und Impressum, zumal sie dort immer auch der Gefahr ausgesetzt ist, fälschlich für einen Untertitel genommen zu werden. Davor bewahren nur die komplizierten typographischen Anweisungen des MLA style sheet. Zu ihnen bemerkt Eckhardt Meyer-Krentler in seinem kleinen Buch Arbeitstechniken der Literaturwissenschaft (5. Aufl. München, 1995, S. 48): "Verbreitet (u.a. bei Anglisten), aber unpraktisch ist eine Zitierweise, die mit Anführungsstrichen/Kursivierungen ... arbeitet. Dabei ... wird so oft gerade das Uninteressante typographisch hervorgehoben ... Den Aufsatztitel zwischen Anführungsstriche zu setzen, bringt Komplikationen und Unklarheiten bei schon im Original gesetzten Anführungsstrichen, also sogenannten Zitattiteln ..." Was schließlich die von Gerlach mitgeteilten Formatangaben angeht, sind die Angaben in cm willkommen bei einem Werk, das z.B. aus Zeichnungen besteht (wie Nr. 2463), gegebenfalls auch bei frühen Ausgaben von Interesse, bei Monographien der Sekundärliteratur aber ist die Form "[20 cm, 382 S.]" wirklich keine Verbesserung gegenüber der geläufigen Darstellung im Impressum.

Bedauerlich, daß der Verlag den Autor nicht überzeugt hat, in diesem Punkt auf die Gewohnheiten der vorhersehbaren Mehrheit der Benutzer der Bibliographie Rücksicht zu nehmen. Dann wäre aus einem sehr verdienstvollen Werk auch noch ein einfach zu benutzendes geworden. Dennoch: gaudeamus obtentis!

Hans-Albrecht Koch


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