Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Die Thomas-Mann-Literatur


97-1/2-141
Die Thomas-Mann-Literatur : Bibliographie der Kritik / Klaus W. Jonas ; Helmut Koopmann. In Zsarb. mit dem Thomas-Mann-Archiv Zürich. - Frankfurt/M. : Klostermann. - 23 cm. - Bis Bd. 2. 1956/75 (1979) im Verlag E. Schmidt, Berlin
[3817]
Bd. 3. 1976/94 (1997). - XLIII, 614 S. - ISBN 3-465-02847-3 : DM 198.00

50 Jahre - ein ganzes Wissenschaftlerleben hat der bekannte amerikanische Germanist Klaus W. Jonas seit seinen Zürcher Studientagen der Thomas-Mann-Forschung, vorab der Thomas-Mann-Bibliographie gewidmet - lange Zeit in Zusammenarbeit mit Ilsedore B. Jonas. Die Früchte dieser entsagungsvollen bibliographischen Arbeit gehören zum unentbehrlichen Fundament der Thomas-Mann-Forschung: Die Thomas-Mann-Literatur : Bibliographie der Kritik. Der 1972 erschienene erste Band dieser nach dem annalistischen Prinzip angelegten objektiven Personalbibliographie verzeichnet rund 4500 Publikationen, die bis zu Thomas Manns Todesjahr 1955 erschienen waren; der 1979 herausgekommene zweite Band bietet für die Berichtszeit 1956/75 rund 6200 Titel und etwa 550 Nachträge zum ersten Band. Der nun vorliegende jüngste Band, der in einem anderen Verlag erschienen ist, weist wiederum mehr als 6000 Titel nach.[1]

Auch dieser Band erfüllt in jeder Hinsicht die hohen Standards, die Jonas selbst mit den früheren Veröffentlichungen gesetzt hat: vorzügliche Titelaufnahmen, die alle Daten enthalten, um an das nachgewiesene Dokument zu gelangen; ein knappes Verweisungsverfahren, das sich der laufenden Numerierung der innerhalb eines Jahres alphabetisch geordneten Titel bedient, um Rezensionen beim rezensierten Titel zu verankern, übersetzte Titel und Übersetzung zu verklammern usw. Titel, die den Gegenstand nicht präzise benennen, sind annotiert; ferner teilen Annotationen gegebenenfalls mit, auf welches Werk sich ein verzeichneter Titel bezieht.

Den punktuellen Zugriff ermöglichen folgende Register: Verfasserregister, Werkregister, Sachregister (es zerfällt in ein Register der Personen, die in Buch- und Aufsatztiteln bzw. Annotationen vorkommen, und ein Register der Themen); Zeitschriftenregister.

Wie bereits im vorangegangenen Band referiert Jonas in der Einleitung auch die Programme der wichtigen Thomas-Mann-Kolloquien, die in der Berichtszeit stattgefunden haben.

Die Titelei gibt Anlaß, über eine neue bibliographische Funktionsbezeichnung nachzudenken, etwa "Ermöglicher". Man merkt der Äußerung von Helmut Koopmann, der selbst zu den verdienstvollsten Thomas-Mann-Forschern gehört, an, welchen Tort es ihm bedeutet, auf dem Titelblatt zu stehen: "Die vorliegende Bibliographie ist das Werk von Klaus W. Jonas - wenn mein Name auf dem Titelblatt verzeichnet ist, so aus rechtlichen Gründen. Die Universität Augsburg hat erhebliche Mittel für das Zustandekommen dieser Bibliographie bereitgestellt, und das konnte nur unter der Voraussetzung geschehen, daß derjenige, der diese Mittel beantragt und bewilligt bekommen hat, als Mitverantwortlicher genannt wird." (S. XLVII). Mit großer Fairneß erwähnt Koopmann auch noch, daß Jonas selbst sein in Jahrzehnten zustandegekommenes Thomas-Mann-Archiv der Universität Augsburg übergeben hat. Trotzdem stimmt die Sache mißvergnüglich.

Dank der Arbeit von Jonas dürfte Thomas Mann unter den neueren deutschen Autoren derjenige sein, um dessen Personalbibliographie es am besten bestellt ist. Neben der vorzüglichen Thomas-Mann-Bibliographie von Georg Potempa (vgl. IFB 94-3/4-450) für die Primärliteratur steht "der Jonas" als ebenbürtiger Nachweis der Sekundärliteratur.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Die Titel sind jahrgangsweise durchnumeriert. Ihre Zahl wäre noch höher, hätte sich der Bearbeiter nicht "schweren Herzens ... angesichts der überwältigenden Fülle des vorhandenen Materials zum Verzicht auf mehr als dreihundert Eintragungen aus diesen Sprachgebieten (entschlossen)" (S. X). Gemeint sind Publikationen aus Osteuropa und Ostasien, die zumindest dann, wenn sie deutschsprachige Zusammenfassungen haben, in den beiden vorhergehenden Bänden berücksichtigt worden waren. Diese Titel wegzulassen, obwohl der Bearbeiter sie bereits ermittelt hatte, ist nicht einzusehen, selbst wenn man davon ausgehen muß, daß Vollständigkeit in diesem Bereich noch schwerer zu erreichen ist. Dagegen wird man den Verzicht auf die Verzeichnung von ungedruckten akademischen Prüfungsarbeiten (S. XLIII), die früher gleichfalls verzeichnet waren, leichter verschmerzen. Während Bd. 2 ein Gesamtregister der Bd. 1 und 2 enthielt, wird diese Registerkumulation im neuesten Band nicht fortgeführt, was in Anbetracht des Umfangs, den ein solches Register erfordert hätte, verständlich ist. [sh] (zurück)

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