Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Literaturwissenschaftliches Lexikon


97-1/2-132
Literaturwissenschaftliches Lexikon : Grundbegriffe der Germanistik / hrsg. von Horst Brunner und Rainer Moritz. - Berlin : Erich Schmidt, 1997. - 372 S. ; 24 cm. - ISBN 3-503-03745-4 : DM 44.80
[3847]

Nachgerade en suite kommt ein literaturwissenschaftliches Sachlexikon nach dem anderen heraus, nach dem von Volker Meid als Teil des von Walther Killy besorgten Literaturlexikons herausgegebenen umfassenden zweibändigen Sachlexikon (IFB 94-3/4-444) und dem von Ulfert Ricklefs herausgegebenen Fischer-Lexikon Literatur (IFB 96-4-445) nunmehr als jüngstes der hier angezeigte Titel.

Das neue Werk löst das Versprechen von Untertitel und Vorwort, sich auf Grundbegriffe zu beschränken, in Umfang und Anlage ein. Etwa 150 Stichwörter informieren auf aktuellem Stand über Epochen, Gattungen und Theorien - und zwar gleichermaßen zur älteren und neueren Germanistik - in Artikeln, deren Sprache sich allermeist als wohltuend klar von disziplinärem Jargon abhebt - auch dort, wo von solchem gehandelt wird, z.B. unter dem Stichwort Dekonstruktion. Nicht kleine Stichwörter, sondern eher enzyklopädisch weite Artikel (z.B. ein Eintrag zu literarischen Kleinformen statt einzelner Artikel zu Anekdote, Rätsel, Witz usw.) kennzeichnen die Anlage. (Darin unterscheidet sich dies Werk etwa vom Metzler-Literaturlexikon.[1]) Ein Register erschließt Begriffe, denen kein eigener Eintrag gewidmet ist.

Das neue Lexikon referiert auch nicht lediglich standpunktlos, sondern zieht den Leser - bei Wahrung inhaltlicher und sprachlicher Klarheit - durchaus in die Diskussion der Forschung hinein - man lese als Beleg etwa die furiose Abfuhr nach, die der Konstanzer Schule im Artikel Rezeption zuteil wird.

Die bibliographischen Hinweise beschränken sich auf wenige Titel aus der neueren monographischen Literatur. Die Titelaufnahmen sind konsequent, aber auf das absolute Minimum an Daten verkürzt. Vornamen erscheinen nur als Initialen, Erscheinungsorte sind nicht angeführt.

Angesichts der Zahl einschlägiger Unternehmungen gewinnt man den Eindruck, daß der Bedarf nach lexikalisch-alphabetischer Aufbereitung einzelner Disziplinen zu den Signaturen unserer Tage gehört. Da macht das neue Werk alles in allem eine vorzügliche Figur. Der niedrige Preis empfiehlt es auch den Studenten zur Anschaffung. Sie sollten freilich von ihren akademischen Lehrern oder von wohlmeinenden Bibliothekaren erfahren, daß auch für ihre Arbeit mit Lexika das Thomas von Aquin zugeschriebene Wort gilt: "Timeo hominem unius libri." Dies Lexikon endet wie das Fischer-Lexikon Literatur mit dem Eintrag Zensur, welch Unterschied aber schon beim vorletzten Stichwort: bei Fischer Interessantes und Wichtiges zu Zeitschriften, im neuen Literaturwissenschaftlichen Lexikon dazu nichts, dafür aber ein in bei aller Kürze vorzüglicher Artikel Zeitung.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Metzler-Literatur-Lexikon : Begriffe und Definitionen / hrsg. von Günther und Irmgard Schweikle. - 2., überarb. Aufl. - Stuttgart : Metzler, 1990. - 525 S. ; 24 cm. - ISBN 3-476-00668-9 : DM 39.80 [1123]. - Vgl. ABUN in ZfBB 38 (1991),1, S. 63 - 64. (zurück)

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