Obwohl das Bändchen weder ein Katalog, ein Inventar- oder Nachlaßverzeichnis sein kann und will, ist es trotzdem in vielerlei Hinsicht enttäuschend dünn und teilweise sogar irritierend.
Die Kurzübersicht gliedert sich in Schriftgut von Parteien und Organisationen, Bibliotheksgut und weitere Sammlungen (u.a. Flugblätter, Plakate, Photos, Filme usw.) mit knapper Beschreibung und Umfangsangabe der Teilbestände. Nennung von einzelnen Titeln (z.B. von Zeitungen oder Zeitschriften) ohne Bestandsangaben helfen dem Bibliothekar in der Auskunft wenig und der Wissenschaftler erwartet von einer Verzeichnung von persönlichen Nachlässen neben dem Geburts- und Sterbejahr mit Recht eine knappe Angabe über Beruf und Funktion des Nachlassers. Hier wie auch bei der Verwendung von Abkürzungen setzen die Autoren beim Benutzer viel an Spezialwissen voraus (ein Abkürzungsverzeichnis findet sich aber im Anhang). Hier ist die vermutlich große Vertrautheit der Autoren mit der Materie eher hinderlich, wie auch die DDR-Terminologie teilweise befremdet: so ist von Organen des Staates selbst in Bezug auf das 19. Jahrhundert die Rede, die Bezeichnung Institute der SED dagegen ist zu neutral für SED-unmittelbare Parteieinrichtungen (wie z.B. das Zentralinstitut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED). Bei Archivgut wird unter Gesellschaftliche Organisationen der Bund der Architekten genauso gefaßt wie die FDJ, der Frauenbund oder der Verlag Junge Welt, ebenso: die SED wird wie eine Partei unter vielen behandelt. - Hier müßte man einen systematisierenden Zugriff erwarten, der sich dann abhebt von der rein zitierenden Auflistung z.B. verschiedener Abteilungen von Organisationen, die sozusagen im "O-Ton" der DDR widergegeben werden.
Mangelnde Distanz zum archivierten Gegenstand wird auch im beschreibenden Text deutlich, denn der "Umzug nach Lichterfelde" (S. 57) sagt nur dem Wissenschaftler etwas, der den Ort der Stiftung auf dem Berliner Stadtplan sucht. Hier angekommen ist das Bändchen dem Forscher nicht mehr sehr hilfreich, denn es suggeriert z.B. die Existenz eines Sachkataloges, der sich am Ort als Systematischer Katalog des Instituts für ML beim ZK der SED herausstellt.
Das Register ("Sachindex") ist leider zu knapp gehalten und nicht
zuverlässig (fehlende Einträge, z.B. Der Morgen oder Verweisungen: der
Deutsche Turn- und Sportbund ist nicht unter Sportbund zu finden
usw.). Kleinere Fehler sind störend,[1] mindern aber nicht den Wert des
Bändchens als kurze Übersicht über eine noch viel zu wenig bekannte
Sammlung.
Klaus Ulrich Werner
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