Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Kinder- und Jugendliteratur zu Sport und Spiel


97-1/2-072
Kinder- und Jugendliteratur zu Sport und Spiel : eine kommentierte Bibliographie / Rolf Geßmann. Unter Mitarb. von Barbara Reuter. - 1. Aufl. - Sankt Augustin : Academia, 1995. - VIII, 352 S. ; 23 S. - (Schriften der Deutschen Sporthochschule Köln ; 32 : Sonderbd.). - ISBN 3-88345-396-X : DM 88.00
[3253]

Am Institut für Sportdidaktik der Deutschen Sporthochschule Köln entstand als langjähriges Projekt eine Bibliographie der "sportbezogenen Kinder- und Jugendliteratur." 1365 Titel sind in drei Gruppen (Bilderbuch, Sachbuch, Erzählungen) alphabetisch geordnet. Ausschlaggebend für die Aufnahme in die Bibliographie war ein "durchgehender und akzentuierter Sportbezug des jeweiligen Werkes": Deshalb blieben Bücher unberücksichtigt, die nur sportbezogene Teile aufwiesen, wie das z.B. bei Sammelwerken Spiel- und Beschäftigungsbüchern oder Jugendjahrbüchern oft der Fall ist. Der dabei verwendete "Sportbegriff" wird genau definiert. Er wird "weitgefaßt" angewendet und schließt "alle körperlichen Bewegungen und Übungen ein, die um ihrer selbst willen betrieben werden." Er umfaßt also die geregelten Sportarten, Bewegungsspiele der Kinder, das Bemühen um körperliche Fitneß oder das Sich-Ausdrücken oder Gestalten von Bewegung in Gymnastik, Tanz oder Ballett. Entscheidend war bei allen die Adressenspezifik. Berücksichtigt wurden nur solche Werke, "die dem Kind bzw. Jugendlichen als Adressaten auch ausdrücklich und sichtbar gerecht werden wollen." Hier wurde besonders bei Werken, die sich an "Jung und Alt" oder pauschal an "Die Jugend" wenden, streng geprüft. Auch bei der Trennlinie zwischen Literatur für Jugendliche und Erwachsene wurde "recht eng" verfahren, um diese Bibliographie im Interesse des spezifischen Anliegens nicht ausufern zu lassen. Ausgespart wurden Radfahr-, Auto-, Motorrad-, Kanu- oder Segelbücher, wenn sie als Reisebeschreibungen, Feriengestaltung oder Abenteuersuche konzipiert sind bzw. als Ratgeberliteratur für solche Unternehmungen dienen. Vollkommen verzichtet wurde auf Kinder- und Jugendzeitschriften zum Sport, Liederbücher, Theaterstücke sowie Jugendliteratur zu Angelsport und Schach. Für Schulbücher wurde auf andere Bibliographien verwiesen. Die klaren Abgrenzungen, die ausführlich begründet werden, lassen genau erkennen, was zu erwarten ist.

Ein kurzer Abriß der bisherigen Bemühungen und Initiativen um das sportbezogene Kinder- und Jugendbuch ist der Bibliographie vorangestellt. Er skizziert in historischer Abfolge Stationen der Entwicklung dieser Literatur. Die 200-jährige Entwicklungsgeschichte beginnt mit Johann Christoph Friedrich Guts Muths Spiel-Almanache und reicht von den frühen Spiel- und Beschäftigungsbüchern, den Hilfsbüchern für jugendliche Vorturner, den frühen Turner-Bilderbüchern und den Künstlerbilderbüchern über das Turnerjugend-Schrifttum u.a. bis zu den Sportsachbüchern für Jugendliche. Der Komplex "sportbezogene Kinder - und Jugendliteratur" wird umfassend dargeboten. Die umfangreiche Sekundärliteratur wird ergänzt durch die Liste der Examensarbeiten zu Sport und Spiel in der Kinder- und Jugendliteratur. Am Institut in Köln entstanden seit 1963 35 Examensarbeiten zu diesem Sujet. Ein Kapitel der Einleitung widmet sich auch der Literaturkritik dieses Gebietes.

Die exakten Titelaufnahmen werden ergänzt durch inhaltliche und erscheinungsgeschichtliche Kommentare. Zu fast jedem Titel wurde ein Standortnachweis angegeben. Das Standortverzeichnis nennt zwar 88 Bibliotheken und Sammlungen, doch da während der Erarbeitung dieser Bibliographie an der Sporthochschule eine spezielle Büchersammlung dazu angelegt wurde, sind fast 70% der verzeichneten Titel in der Bibliothek des Instituts für Sportdidaktik oder an der Zentralbibliothek der Sporthochschule vorhanden.

Ein chronologisches Register, ein Autorenregister und ein Sachregister erschließen die Bibliographie. Das Sachregister läßt bequem die Titel zu einzelnen Sportarten, zu Biographien, Schriftenreihen, Gattungen und Buchformen finden. Der Ausstattung der einzelnen Werke wurde große Aufmerksamkeit geschenkt. Die Einbände wurden genau spezifiziert und beschrieben, Art und Anzahl der Abbildungen registriert. Um so erstaunlicher ist es daher, daß es kein Register der Illustratoren gibt.

Diese solide erarbeitete Bibliographie wird ihr Ziel erreichen, die Sportwissenschaft auf diesen Literaturbereich aufmerksam zu machen, der Kinder- und Jugendliteraturforschung ein Hilfsmittel für stoff- und motivgeschichtliche Untersuchungen zu geben, und einen Baustein zur Erstellung einer Gesamtbibliographie deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur beizusteuern.

Heinz Wegehaupt


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