Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Eymers Pseudonymen-Lexikon


97-1/2-062
Eymers Pseudonymen-Lexikon / Wilfrid Eymer. - Bonn : Kirschbaum, 1997. - XV, 672 S. ; 25 cm. - ISBN 3-7812-1399-4 : DM 86.00
[4148]

Auch wenn der Waschzettel des Verlages vermerkt, daß "das Lexikon ... mehr als nur eine imponierende Fleißarbeit" sei, so kann man diesen letzteren Aspekt gleichwohl nicht übersehen, ist das Werk doch das Ergebnis der langjährigen Sammelarbeit seines Verfassers, der in der glücklichen Lage ist, einen Sohn zu haben, der seine Sammlung in einer Datenbank aufbereitet hat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: da ist einerseits die ansehnliche Zahl von ca. 18.000 Schriftstellern der schönen Literatur, aber auch von Fachschriftstellern aus den deutschsprachigen Ländern unter gleichzeitiger Berücksichtigung der nicht deutsch schreibenden von der frühen Neuzeit[1] bis zur Gegenwart, die etwa 27.000 Pseudonyme verwendet haben. Teil 1 verzeichnet die wirklichen Namen im Alphabet unter Angabe von Geburts- und Todesdatum sowie -orten, den verwendeten Pseudonymen, den mit Kürzeln bezeichneten literarischen Gattungen sowie Fundstellen in 20 gängigen Autoren- und sonstigen personenbezogenen Lexika.[2] Teil 2 dient als Register der Pseudonyme und verweist auf Teil 1. Das Mehr an Informationen gegenüber der jüngsten Konkurrenz ist eindeutig, verzeichnet doch das Lexikon von Weigand[3] nur ca. 10.000 Pseudonyme der neueren Literatur und dazu mit weniger zusätzlichen Angaben und zahlreichen Lücken. Vergleicht man die in der Rezension des Weigand aufgeführten Lücken, so werden die dort fehlenden Autoren bei Eymer alle berücksichtigt und nur in zwei Fällen fehlen in der Rezension genannte Pseudonyme.[4] Trotz der hohen Zahl an Pseudonymen, die sowohl die ca. 10.000 bei Weigand als auch die ca. 17.000 im alten Standardwerk Holzmann/Bohatta[5] übertrifft, worauf in den Benutzungshinweisen des Eymer ausdrücklich aufmerksam gemacht wird, sind beide nicht völlig überholt, da Eymer sie leider nicht völlig ausgewertet hat, ohne daß er dafür eine Erklärung gibt: bei den 10 Autoren auf S. 19 des Weigand fehlen bei Eymer genau die Hälfte und bei einem weiteren fehlt ein Pseudonym; von den letzten 20 Pseudonymen in der linken Spalte von S. 3 des Holzmann/Bohatta fehlen bei Eymer 4 und damit auch die zugehörigen Autorennamen und auch sonst sind kleine Ungenauigkeiten zu konstatieren.[6] - Auch wenn man künftig bei der Ermittlung von Pseudonymen zuerst zum Eymer greifen wird, sind die beiden anderen Pseudonymen-Lexika leider nicht völlig ersetzt.

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[1]
Berücksichtigt sind auch die Gesellschaftsnamen von Mitgliedern der deutschen literarischen Gesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts; hier hätte man sich die Angabe der einschlägigen Quellen gewünscht. (zurück)
[2]
Ein unverzeihlicher Mangel besteht darin, daß weder bei Kürschners deutschem Literaturkalender noch gar bei Goedekes Grundriss Band (und bei letzterem auch Seite) angegeben sind. Allein daran bereits dürfte beim Goedeke eine weitergehende Recherche scheitern; erst der im Druck befindliche Band 18 von Goedekes Grundriss mit den Registern wird da Abhilfe schaffen.
Auch der 1., bereits 1995 erschienene Bd. der Fortführung des Goedeke u.d.T.: Deutsches Schriftstellerlexikon : 1830 - 1880 (vgl. IFB 95-3-397) hätte bereits berücksichtigt werden können und hätte vermutlich weitere Pseudonyme eingebracht.
Am meisten wundert man sich, daß der Hayn/Gotendorf nicht benutzt wurde; er fehlt auch im Literaturnachweis S. 670 - 672. (zurück)
[3]
Pseudonyme : ein Lexikon ; Decknamen der Autoren deutschsprachiger erzählender Literatur / Jörg Weigand. - 2., verb. und erw. Aufl. - Baden-Baden : Nomos-Verlagsgesellschaft, 1994. - 421 S. ; 23 cm. - ISBN 3-7890-3526-2 : DM 28.00 [2549]. - Vgl. IFB 95-1-015. (zurück)
[4]
Bei Harro Paul Harring: Hamlet; Jopfer; bei Helene Keßler: Eva H. von Montbart (hier nur: Helene von Monbart). - Statt Karl Reinhold Döderlein muß es besser Döderlin heißen, auch wenn ihn Kosch unter der ersteren Namensform führt. (zurück)
[5]
Deutsches Pseudonymen-Lexikon : aus den Quellen bearb. / von Michael Holzmann und Hanns Bohatta. - Wien [u.a.] : Akademischer Verlag, 1906. - XXIV, 323 S. - Holzmann/Bohatta ordnet allein nach Pseudonymen, so daß man nicht festellen kann, welche Autoren welche Pseudonyme benutzt haben. Dafür zitiert er wesentlich mehr Quellen, die auf S. XI - XXIX zusammengestellt sind.
Zum Holzmann/Bohatta vgl. den folgenden, biographisch orientierten Beitrag: Der >Holzmann-Bohatta< / Karl Klaus Walther. // In: Aus dem Antiquariat. - 1997,5 (Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. - 164. 1997,42), S. A221 - A227 - Ebd. S. A256 - A257 eine kritische Rezension des Eymer durch Meinhard Knigge. (zurück)
[6]
Wenn für Adeline von Dobrowolski (die bei Holzmann/Bohatta Dobrowolsky heißt) als Pseudonym Adelide angegeben ist, so möchte man lieber Holzmann/Bohattas Adeline glauben. (zurück)

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