Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Druckort Mannheim


97-1/2-044
Druckort Mannheim : Mannheimer Verleger und ihre Drucke von 1608 bis 1803 / bearb. von Heinz E. Veitenheimer. - Frankfurt am Main ; Bern [u.a.] : Lang, 1996. - 244 S. : Ill. ; 21 cm. - ISBN 3-631-49571-4 : DM 89.00
[3337]

Ein "beständiges bibliographisches Monument", so der Autor des vorliegenden Bandes im Vorwort, "eine ausführliche Bibliographie zum Druckort Mannheim" halte man in Händen. Heinz E. Veitenheimer, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Mannheimer Reiß-Museums, weist in diesem ersten Band 1905 seit der Stadtgründung 1607 bis zum Übergang der Stadt an Baden 1803 in Mannheim gedruckte Titel nach.

Erstellt auf der Grundlage der Sammlungen sowie der Desideratenliste des städtischen Reiß-Museums erscheinen nach Druckern/Verlegern geordnet, in chronologischer Ordnung bibliographische Beschreibungen der 17 von 1608 bis 1720 (dem Jahr der Übersiedlung des kurfürstlichen Hofes von Heidelberg nach Mannheim) erschienenen Titel, 482 der bis 1765 allein bestehenden, bis 1804 weiter erfaßten Kurfürstlichen Hofbuchdruckerei, sowie 1405 Titel der sonstigen Produktion zwischen 1765 und 1803.

Die nach den Gründungsdaten der jeweiligen Verlage geordneten großen Kapitel geben eingangs grundlegende (man könnte auch sagen: spärliche) Informationen zum Verlag mit divergierenden Verlagsnamen (Druckvermerke) und verzeichnen dann, nach Erscheinungsjahr, innerhalb nach Verfasser oder Sachtitel geordnet, die Titelaufnahmen der Veitenheimer bekannt gewordenen Werke. An die großen und bekannten Namen Mannheimer Verleger (hervorzuheben sind aufgrund ihrer weit über die Kurpfalz hinausgehenden Wirkung Schwan und von Klein - literarische Erstdrucke und Übersetzungen produzierend, die Weltruhm erlangten) schließen sich Übrige sowie abschließend solche ohne Verlagsangabe an. Ein Register am Ende erschließt die wenigen Abbildungen, die Verlage sowie die zitierten Verfasser und Titel; ein Künstlerregister sowie ein Register der Schriften nach Literaturgattungen fehlen.

Entstanden aus dem Versuch, ein neues Verzeichnis der Bestände an Mannheimer Drucken des Reiß-Museums zu schaffen (das letzte war 1917 erschienen und zählte 816 Titel),[1] werden die sich hierdurch ergebenden methodischen Mängel schon durch die beschriebene Gliederung offenbar: die gewählte Ordnung nach Verlegern erschwert den Zugang nach Autoren, eine dem Forschenden dienliche systematische Erschließung (was hat wer wann mit welchen Interessen gedruckt) geht unter, der Blick auf die reichhaltige graue Literatur der Zeit (zum Teil vorhanden in der Theatersammlung desselben Museums), der Musikdruck zumal entfallen. Da der Autor zudem auf eine Beschreibung des von ihm verwendeten bzw. gebildeten Regelwerks zur bibliographischen Beschreibung der angeführten Druckwerke verzichtet, bleibt auch hier die Methodik im Dunkeln. Die typographische Gestaltung der Titelaufnahmen nutzt die Möglichkeiten der PC-Textverarbeitung, nicht des Buchdrucks und wird dadurch zusätzlich unübersichtlich: die Kopfzeile der Aufnahme wird gebildet durch eine kleine fortlaufende Bibliographienummer, den fett gedruckten Autorennamen (bei Anonyma in der Regel das Incipit) sowie die in der Art einer Katalogkarte ausgerückte, fett gedruckte Signatur (in der Regel der Standort der Bibliothek des Reiß-Museums, so dort nicht vorhanden und ansonsten ermittelt der Standort einer anderen Bibliothek). Es folgt der diplomatische Abdruck des Wortlauts des Titels, bei längeren Titeln mit gekennzeichneten Auslassungen, bei ermittelten Titeln der erschlossene Wortlaut (ohne Autopsie), in kleinerer Schrifttype Verweisungen auf vorangegangene Auflagen. Nach Umbruch erscheint rechts außen ausgeworfen ein Kollationsvermerk, eine Größenangabe sowie Hinweise auf Vignetten, Titelkupfer und Kupfer (mit Stechernamen). Der Kollationsvermerk gibt in der Regel Gesamtseitenzahlen an; so wird, nur als Beispiel, bei den Predigten in der wieder erbauten Deutsch-Reformirten Kirche zu Mannheim (Nr. 828), einem als solchem gedruckten Sammelband aus tatsächlichen XVI, 63 S., [3] Bl., S. 68 - 146 hier XVI, 146 S. Ebenso unergiebig ist der bloße Hinweis auf Vignetten, eine Übersicht über die gebräuchlichsten in Abbildung wird nicht gegeben. Mehr Aufwand beim Druck der Bibliographie, hinsichtlich des Satzes wie auch hinsichtlich der mittlerweile ansonsten gebräuchlichen photographischen Wiedergabe von einheitlich verkleinerten Titelblättern wäre willkommen gewesen. Abbildungen hätten desweiteren Rückschlüsse auf das Typenrepertorium sowie feste Satzmuster eines Druckers erlaubt.

Historische Buchbestände, die fern einer wissenschaftlich interessierten Öffentlichkeit museal verborgen ihr Dasein fristen, werden vor prospektiven Benutzern am besten durch mangelhafte Erschließung geschützt. Den Bestand sowie die Desideratenliste des Mannheimer Reiß-Museums statt in die Datenbank des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes nach einem geläufigen Regelwerk zur bibliographischen Beschreibung in einen Peter-Lang-Band zu pressen, ist hierbei nicht nur nicht zeitgemäß, sondern hilft in der dargebotenen Form, eine eigentlich interessante Facette der Kultur der Aufklärung im musealen Dunkel zu belassen.

Rudolf Nink


[1]
Bücherverzeichnis der Oeffentlichen Bibliothek im Großh. Schlosse zu Mannheim / Max Oeser. - Mannheim. - Abt. 1. Die Mannheimer Drucke und Buchausgaben hauptsächlich der Schillerzeit. - 1917. - Dieser Katalog wurde von Veitenheimer seltsamerweise nicht in sein Literaturverzeichnis aufgenommen. (zurück)

Zurück an den Bildanfang