Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 5(1997) 1/2
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Guide to reference books


97-1/2-001
Guide to reference books . - 11. ed. / ed. by Robert Balay. - Chicago ; London : American Library Association, 1996. - XXVII, 2020 S. ; 29 cm. - ISBN 0-8389-0669-9 : $ 275.00
[3307]
97-1/2-002
Walford's guide to reference material . - 6. ed. - London : Library Association Publishing. - 26 cm. - (Auslfg. über K. G. Saur, München)
[2107]
Vol. 3. Generalia, language & literature, the arts / ed. by Anthony Chalcraft ... - 1995. - XI, 1148 S. - ISBN 1-85604-137-9 : œ 135.00, DM 398.00 (Saur)
97-1/2-003
Walford's guide to reference material . - 7. ed. - London : Library Association Publishing. - 26 cm. - (Auslfg. über K. G. Saur, München)
[4048]
Vol. 1. Science and technology / ed. by Marilyn Mullay and Priscilla Schlicke. - 1996. - XII, 967 S. - ISBN 1-85604-165-4 : DM 398.00 (Saur)

Von den beiden konkurrierenden und sich doch ergänzenden Führern zu Informationsmitteln amerikanischen und englischen Ursprungs erscheinen Neuauflagen von letzterem, der 1959 erstmals vorgelegt wurde und seit seiner 4. Aufl. 1980 den Namen des Begründers - John Walford - dem Titel inkorporiert hat, inzwischen so häufig, daß man sich nur mit kurzen Anzeigen behelfen kann. Anders bei dem älteren amerikanischen Werk, dessen Ursprünge bis 1902 zurückreichen und dessen Auflagen trotz der auch hier inzwischen erfolgten Umstellung der Datenhaltung auf EDV in wesentlich größeren Abständen erscheinen, so daß es immer noch ein gewisses Ereignis darstellt, wenn eine neue Auflage des Guide to reference books erscheint. Die neueste, 11. Aufl. ist jetzt ganz mit dem Namen des neuen Herausgebers Robert Balay verbunden, der bereits das 1992 erschienene Supplement zur 10. Aufl. betreut hatte, so daß man das Werk wohl gerechterweise bis auf weiteres mit seinem Namen als Balay zitieren wird, da man auch die früheren Auflagen nach deren Herausgebern als Sheehy und Winchell - um nur die beiden letzten Bearbeiter zu nennen - zitiert hatte. In Anbetracht der Bedeutung sowohl des amerikanischen als auch des englischen Führers wurden sämtliche seit 1974 erschienene Ausgaben z.T. ausführlich und, wenn möglich, vergleichend besprochen, zuletzt die 10. Aufl. des Sheehy samt Supplement von Balay mit der 5. Aufl. des Walford in ABUN in ZfBB 39 (1992),5, S. 420 - 423. An diese Besprechung knüpft die folgende an, um den aktuellen Stand der Konkurrenz vorzustellen.

Daß das amerikanische Werk nur in größeren Abständen erscheint, mag auch damit zusammenhängen, daß daran inzwischen nicht weniger als 50 Mitarbeiter beteiligt sind, was einen erheblichen Koordinierungsaufwand mit sich bringt, der von Balay und seinen Mitarbeitern geleistet wird, deren Redaktionsbüro organisatorisch mit der Redaktion des Referateorgans Choice verbunden ist. Liest man sein langes und ausgesprochen instruktives Vorwort zur 11. Aufl., kann man erahnen, welchen Abstimmungsaufwand ein solches repräsentatives, von der ALA verlegtes Werk jenseits der Koordinierung der Mitarbeiter selbst hat, geht es doch dabei nicht zuletzt um die Wahrung der political correctness bei der Titelauswahl ebenso wie bei der Benennung von ethnischen Gruppen oder der Beherzigung einer non-sexist language in den Annotationen; auch "eurozentrische" Bezeichnungen wie Near East und Far East werden verbannt und durch Asia, West und Asia, East ersetzt (hier steht den RSWK noch einiges bevor). Es sind dies alles Dinge, um die sich die relativ wenigen Bearbeiter des Walford nicht zu kümmern brauchen. Andererseits bringt die Heranziehung zahlreicher Mitarbeiter bei dem amerikanischen Werk durchaus große Vorteile mit sich, sind doch darunter Spezialisten für relativ enge Gebiete, die zudem in großen Bibliotheken mit z.T. exzellenten Beständen arbeiten, was nicht nur der Aktualität zustatten kommt.

Balay verzeichnet lt. Vorwort 15.875 Titel, zu denen nach derselben Quelle etwa noch einmal so viele kommen, die in den Annotationen zitiert sind; letztere Schätzung kommt dem Rezensenten etwas hoch gegriffen vor, doch wie dem auch sei, sind diese "versteckten" Titel ebenfalls im Register berücksichtigt. Walford verzeichnet in den drei Bänden der 6. Aufl.[1] zusammen 23.964 Haupteintragungen (7007[2] + 8183 + 8774) also doch beträchtlich mehr als die Haupteintragungen bei Balay, und auch hier kommen zahlreiche "versteckte" Titel hinzu, über deren genaue Zahl sich allerdings noch schwerer spekulieren läßt.

Walford ordnet die Titel nach der UDK, was für die Benutzung nicht unbedingt praktisch ist, dafür aber vor überraschenden Änderungen bewahrt. Balay ordnet weiterhin nach den bekannten Fächergruppen und Teilgebieten, die sich an den praktischen Erfordernissen eines derartigen Führers orientieren, weshalb sie der Rezensent auch vorzieht und damals die sachliche Gliederung von IFB in Anlehnung an Sheehy gewählt hatte. Nun hat Balay einige Änderungen vorgenommen, die zwar nicht das Prinzip einer Großgruppen-Gliederung berühren, wohl aber die Binnengliederung tangieren, so daß man sich jetzt nicht mehr auf die mit der Zeit memorierten Kürzel wie AJ = Biography verlassen kann. Insbesondere bei der Großgruppe A = General reference works haben sich Verschiebungen dadurch ergeben, daß die alte Untergruppe AB = Librarianship and library resources jetzt umbenannt als AK = Library and information science nach hinten gerückt wurde (wodurch sich die Kürzel für alle anderen, dazwischen liegenden Untergruppen, geändert haben); dazu kommt jetzt als Abschluß von Gruppe A eine neue Sammelstelle AL = Other general reference works, an der sinnvollerweise die in früheren Auflagen in anderen Gruppen (nicht immer glücklich) verstreuten kleineren Gattungen von allgemeinen Informationsmitteln zusammengefaßt wurden. Verschiebungen ergaben sich auch bei der Großgruppe B = Humanities durch die in Analogie zu den anderen Großgruppen eingerichtete Untergruppe BA = General works. Hoffen wir, daß das dadurch erforderliche Umlernen nicht durch weitere Änderungen in den nächsten Auflagen in einen ständigen Lernprozeß ausartet. Auf eine weitere, nicht auf den ersten Blick ersichtliche Änderung ist gleichfalls hinzuweisen: bevorzugte Sheehy innerhalb der Untergruppen Abschnitte nach dem Alphabet der betroffenen Länder, was der Rezensent immer als ausgesprochen praktisch empfand, auch wenn dann räumlich benachbarte Länder weit auseinander gerissen waren und sie zudem nicht in der Nähe der Eintragungen für Regionen und Subkontinente standen, so präferiert Balay jetzt eine Ordnung nach Kontinenten und Subkontinenten mit anschließendem Alphabet der zugehörigen Länder.[3] Damit kann man jedoch immer noch besser leben, als mit der strikt an der UDK orientierten Ordnung bei Walford.

An der Überlegenheit des Balay was die Zuverlässigkeit der Titelaufnahmen betrifft, hat sich nichts geändert; auch fremdsprachige Titel sind in der Regel korrekt wiedergegeben, im Gegensatz zu den bei Walford gerade hier zahlreich auftretenden Fehlern.

Das Register bei Balay ist weiterhin einheitlich für alle - typographisch differenzierten - Eintragungsarten: Verfasser und Urheber (Normalschrift), alle Sachtitel (kursiv) und Schlagwörter (fett); Computerdateien sind mit einem fetten Punkt markiert. Eine wichtige und für europäische Gewohnheiten erfreuliche Neuerung besteht darin, daß Akronyme nicht mehr am Beginn des jeweiligen Alphabetteils stehen, sondern als normale Wörter ordnen. Das dreispaltige Register nimmt allein gut 400 Seiten ein und ist zur Platzersparnis in so kleiner Type gesetzt, daß die Benutzung mühsam ist. Unter diesem Aspekt sind die Bandregister bei Walford leichter zu benutzen, und auch die Separierung der Schlagwörter in einem eigenen Register ist nicht unbedingt von Nachteil.

Vorteilhaft ist weiterhin, daß Balay mit einem einzigen Band auskommt, wozu das gegenüber Walford größere Format bei gleichfalls zweispaltigem Satz und das sehr dünne Papier beiträgt; trotzdem ist die Dicke des Bandes und sein Gewicht inzwischen so groß, daß man ihn kaum noch mit einer Hand aus dem Regal nehmen kann. Die sicher mit der nächsten Auflage wieder eintretende Vermehrung der Titelzahl wird also wohl leider zwangsläufig zu einer Aufteilung in zwei Bände führen. Auch das Angebot einer CD-ROM-Version wurde erwogen und die Schaffung der Voraussetzungen dazu gehörte zu den Auflagen an den Herausgeber. Der Prospekt der ALA kündigte sogar bereits eine CD-ROM-Ausgabe[4] gleichfalls für 1996 an, die dann aber mangels Nachfrage nicht zustande kam, was aber nicht an dem unangemessen hohen Preis lag, sondern daran, daß die Auskunftsbibliothekare - obwohl sie täglich mit CD-ROMs hantieren - für ihre "Bibel" das gedruckte Produkt vorzogen.

Der Rezensent hat wie bei der letzten vergleichenden Besprechung wieder eine ganze Anzahl von nicht-englischsprachigen Informationsmitteln ersten Ranges, die in ABUN in ZfBB und im Jg. 1 (1993) von IFB besprochen wurden, an beiden Führern abgeglichen, und zwar unter Beschränkung auf solche, die in Bd. 3 des Walford einschlagen. Erfreulicherweise fiel das Resultat diesmal wesentlich besser aus, als damals und auch diesmal führte Walford wieder vor Balay.[5] Letzteres dürfte allerdings weniger mit dem etwas aktuelleren Berichtsstand (nämlich 1994) von Bd. 3. der 6. Aufl. zusammenhängen - gegenüber Balay mit Berichtsstand 1993 - als damit, daß die Bände des Walford jetzt im Jahresrhythmus erscheinen und somit somit stets Anlaß zur Sichtung neuer Titel bietet. Dagegen ist Balay i.d.R. aktueller, was die Fortschreibung noch nicht abgeschlossener mehrbändiger Werke betrifft. Das führt der Rezensent darauf zurück, daß die Mitarbeiter am Balay nur mit einem relativ kleinen Fächerausschnitt befaßt sind und dazu direkten Zugriff auf die Bestände ihrer eigenen Bibliothek haben.

Der Rezensent hat darüber hinaus erstmals die Ergebnisse ausgewählter Recherchen in beiden Führern protokolliert, die er in Zusammenhang mit eigenen Rezensionen vorgenommen hat, was er stets zusätzlich zur Befragung der Bestände seiner eigenen Bibliothek tut, wenn es darum geht für eine Rezension die Vorgänger und die Konkurrenz eines neuen Nachschlagewerks zu prüfen. Bei diesen Stichproben bot überwiegend Balay die besten Informationen, vor allem auch was die historische Dimension betrifft. Hier einige Beispiele in knappster Form; die in Klammern angegebenen Nummern sind die bei Balay (alphanumerisch) bzw. Walford (numerisch).

Nationalbiographien : Belgien

Bei Balay fehlt: Dictionnaire des Belges (5888); dafür fehlt dessen Neuauflage u.d.T. Nouveau dictionnaire des Belges 1992 auch bei Walford; bei letzterem fehlen ferner: Nouvelle biographie nationale (AH175); Bibliographie coloniale ... (AH173); Dictionnaire ... / Seyn (AH176). Bei den Who's who sind beide nicht wirklich aktuell: Wie is wie in Vlaanderen und Qui est qui en Belgique francophone haben ihr Erscheinen eingestellt.

Nationalbibliographien : Ungarn

Balay kennt insgesamt 8 Titel (AA709 - AA716), die wesentlich ausführlicher und besser annotiert sind als die lediglich 3 Titel (349 - 351) bei Walford.

Zeitschriftenbibliographien : Ungarn

Balay nennt 4 Titel (AD120 - 123), Walford kennt nur die laufende Bibliographie (1723). Bei beiden fehlt die wichtige Magyar sajtóbibliográfia, 1705 - 1849 : ... / ... V. Busa Margit. - Budapest, 1986 [1987]. - 1 - 2. - LXXVIII, 1137 S. : ISBN 963-200-242-3.

Enzyklopädien : Rußland/UdSSR

Beide verzeichnen die BSE in allen drei Auflagen (AB82 - AB84 bzw. 1507 - 1508), doch bietet Balay wesentlich bessere Annotationen, die zudem die Derivate der BSE in anderen Sprachen nennen; ferner verzeichnet er den Ezegodnik zur BSE (AB91) sowie die Malaja SE (AB88). Beide nennen ferner die Great Soviet encyclopedia (AB87 bzw. 1511); auch hier verdient die Annotation bei Balay den Vorzug. Dafür kennt nur Walford das neue Bol'soj enciklopediceskij slovar' von 1991 (1510). Bei den älteren, jedoch keineswegs überholten russischen Enzyklopädien ist bei Walford Fehlanzeige zu vermelden, während die Konkurrenz drei Titel mit guten Annotationen verzeichnet: Brokgauz/Efron (AB85, AB89) und Granat (AB86). Gleichfalls nur bei Balay der wichtige Führer zu den russischen und sowjetischen Enzyklopädien von Kaufman (AB90).

Enzyklopädien : Schweiz

Bei Balay das Schweizer Lexikon 1992 - 1993 (AB100), bei Walford völlige Fehlanzeige.

Koreanische Literatur

Hier immerhin hat Walford die Oberhand mit gleich vier Titeln (8736 - 8739); bei Balay dagegen Fehlanzeige.

Fazit: Beide Führer haben ihre besonderen Qualitäten und auch ihre Schwächen. Sie sind beide nebeneinander zu benutzen, da sie sich bei aller Überschneidung ergänzen. Der Rezensent bekennt gerne, daß er weiterhin zuerst zu Balay greifen wird, auch wenn dieser zu langsam bei der Berücksichtigung neuer Titel ist. Beide könnten von der regelmäßigen Durchsicht von IFB profitieren,[6] und es ist zu hoffen, daß sie künftig wenigstens dessen Digest in Gestalt des Reference reviews Europe annual oder von Reference reviews Europe online[7] nutzen. Für alle Benutzer außerhalb der anglo-amerikanischen Länder sind beide ein absolutes Muß, selbst dann, wenn zusätzlich fachliche Führer (die man stets ergänzend heranziehen wird) und nationale Führer zu Informationsmitteln bereitstehen, von denen im folgenden einige signifikante neuere Beispiele vorgestellt werden.

sh


[1]
Vol. 1. Science and technology / ed. by Marilyn Mullay and Priscilla Schlicke. - 1993. - IX, 943 S. - ISBN 1-85604-015-1 : œ 120.00, DM 398.00 (Saur). - Vgl. IFB 94-2-328.
Vol. 2. Social and historical sciences, philosophy and religion / ed. by Alan Day and Joan M. Harvey. - 1994. - XII, 1156 S. - ISBN 1-85604-044-5 : œ 130.00 (LA), DM 398.00 (Saur). - Vgl. IFB 95-2-161. (zurück)
[2]
Der oben aufgeführte Bd. 1 der 7. Aufl. hat bereits 7429 Haupteintragungen. (zurück)
[3]
Also z.B. Europe (by region); Europe, Eastern; Scandinavia; Europe (by country) mit folgendem Länderalphabet, hier allerdings mit der nach den neuen Ordnungskriterien eigentlich unlogischen - da dem Alphabet folgenden - Trennung von Commonwealth of Independent States, Russia und Union of Soviet Socialist Republics.
Das Zugeständnis an die Benutzer im Herkunftsland des Sheehy, daß nämlich die USA immer dem Länderalphabet vorausgingen, hat sich insofern auch bei Balay erhalten, als innerhalb des Subkontinents North America die United States vor Canada und Mexico ordnen. Bemerkenswert, und im Vorwort eigens thematisiert, ist auch die zwar geographisch korrekte Zuordnung von Mexiko zu Nordamerika, die allerdings wegen der eindeutigen sprachlich-kulturellen Orientierung des Landes nach Lateinamerika andere Probleme mit sich bringt. (zurück)
[4]
ISBN 0-8389-0675-3 : $ 427.00. (zurück)
[5]
Nur einige kapitale Beispiele für Titel bzw. neuere Auflagen die bei Balay fehlen (in Klammern die Walford-Nummern): Bibliographie der Flugschriften des 16. Jahrhunderts (314); Deutsche Drucke des Barock (315); Dictionnaire des journaux (1730); Internationale Künstlerdatenbank (2848); Literaturlexikon von Killy (7745); ZDB (1676); Literatur zur deutschsprachigen Presse (2181).
Dagegen fehlt bei Walford das Lexikon des gesamten Buchwesens 2 (AA270).
Bei beiden fehlt: Handbuch der historischen Buchbestände; Wolfenbütteler Bibliographie zur Geschichte des Buchwesens. (zurück)
[6]
Walford (1384) verzeichnet immerhin das alte Generalregister zu ABUN von 1990. (zurück)
[7]
S.u. 97-1/2-004. (zurück)

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