Die vom Verfasser lt. Vorwort angestrebte Vollständigkeit insbesondere
bei den Lehrbüchern dürfte für den deutschsprachigen Raum, auf den
sich die Bibliograpie von vornherein beschränkt, weitgehend erreicht
sein. Trotzdem bedauert man diese Einschränkung, da gerade die
Wirtschaftswissenschaften über hervorragende Lehrbücher und
Einführungen aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum[3] verfügen, die
den Charakter von Standardwerken haben. Zwar sind viele dieser
grundlegenden Werke immer dann in der vorliegenden Bibliographie unter
Angabe des Originaltitels verzeichnet, wenn sie in deutscher
Übersetzung vorliegen, doch läßt die Qualität der Übersetzung oft sehr
zu wünschen übrig. Im Bereich der Einführungen ließen sich noch
deutschsprachige Titel finden, die in der vorliegenden Bibliographie
nicht verzeichnet sind.[4]
Im Vorwort werden die Titelflut und die mangelhafte Transparenz des
Literaturangebots beklagt. Eine bloße Titelverzeichnung, wie in der
vorliegenden Bibliographie, kann hier gerade keine Abhilfe schaffen.
Innerhalb eines Gliederungspunktes sind die Titel nur im
Verfasseralphabet geordnet, das sich bei einzelnen Gliederungspunkten
über mehrere Seiten erstrecken kann. Die Titel sind weder durch
Markierungen oder etwa durch die Reihenfolge gewichtet noch finden
sich Annotationen zumindest der wichtigen Werke, so daß einem keine
Entscheidungshilfe für die Selektion geboten wird. Hier sind auch die
Hinweise auf Rezensionen, die bei einem ganz kleinen Teil der Titel in
Fußnoten beigegeben sind - im Kapitel 02.0 Volkswirtschaftslehre
gerade bei einem von 86 Titeln - nicht sehr hilfreich, zumal man sich
nach den Auswahlkriterien für deren Berücksichtigung fragt.
Leider fehlen auch sonstige, für eine Kaufentscheidung erforderliche
Informationen, insbesondere der Preis (der zugleich die Lieferbarkeit
signalisieren könnte), Angaben, die beispielsweise im Verzeichnis
empfohlener Lehrbücher,[5] das in großen Buchhandlungen kostenlos
aufliegt, selbstverständlich sind. Die Gliederung dieses handlichen
Verzeichnisses ist zwar gröber als bei Fichtel und die Titel sind
gleichfalls nicht annotiert, jedoch dürfte dieses Verzeichnis für
einen ersten Überblick und eine Kaufentscheidung völlig ausreichen.
Bedenkt man, daß der Autor Bibliothekar ist, wundert man sich über die
unnötigen Abweichung der Titelbeschreibung vom gewohnten
bibliographischen Schema, das dem Benutzer aus den
Bibliothekskatalogen
bekannt ist. Man wird die Titel zwar finden, aber für Zitate lassen
sich die Aufnahmen nicht unverändert übernehmen. Typographisch werden
nur die Fußnoten durch Kleindruck von den Titelaufnahmen abgesetzt;
ein ansprechenderes Layout mit typographischen Hervorhebungen z.B. der
Verfasser würde wesentlich zur Übersichtlicheit beitragen.
Insgesamt könnte man die Entstehung von Bd. 1 dieser Bibliographie
vereinfacht wie folgt beschreiben: Man suche in der Deutschen
Nationalbibliographie auf CD-ROM oder einem großen elektronischen
Verbundkatalog nach den Schlagwortketten Volkswirtschaftslehre /
Einführung und Volkswirtschaftslehre / Lehrbuch mit den
Erscheinungsjahren 1990 bis 1995, ziehe Werke allzu entlegener Verlage
und fremdsprachige Werke ab und schon erhält man das Kapitel 02.0
Volkswirtschaftslehre. So fahre man anhand einer systematischen
Gliederung für alle Teilbereiche der Wirtschaftswissenschaften fort.
Ein so entstandenes Verzeichnis wirtschaftswissenschaftlicher
Einführungen und Lehrbücher könnte für Fachfremde von Interesse sein,
die sich Grundlagen auf bestimmten Gebieten der
Wirtschaftswissenschaften aneignen wollen. Doch genau für diese fehlen
weitere Orientierungshilfen. Wer möchte schon 86 Einführungen und
Lehrbücher zur Volkswirtschaftslehre i.e.S. lesen. Man könnte auch an
die zahlreichen Studienanfänger der Wirtschaftswissenschaften denken,
die aber erfahrungsgemäß nur das von ihrem Professor empfohlene
Lehrbuch lesen. Damit wäre man dann bei den Professoren und
Assistenten selbst, die sich einen Überblick über das Lehrbuchangebot
verschaffen wollen, oder bei Bibliotheken, die eine derartige
Bibliographie für Auskunftszwecke oder zur Überprüfung ihrer
Lehrbuchsammlung benutzen könnten. Dann dürften diese Gruppen entweder
keinen Zugang zu elektronischen Bibliothekskatalogen oder der
Deutschen Nationalbibliographie auf CD-ROM, keine Recherchekenntnisse
oder einfach keine Zeit haben. Einen Überblick über das gegenwärtige
Angebot an deutschsprachiger wirtschaftswissenschaftlicher
Grundlagenliteratur erhält man zwar durch den vorliegenden Titel,
dennoch fällt es schwer, eine Zielgruppe für diese Art von
Bibliographie zu benennen, die den Preis für die beiden Bände zahlen
möchte.
Barbara Wild
Zurück an den Bildanfang