Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
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Der Konzertführer


96-4-482
Der Konzertführer : Orchestermusik von 1700 bis zur Gegenwart / hrsg. von Attila Csampai und Dietmar Holland in Zsarb. mit Irmelin Bürgers. - Überarb. und erw. Neuausg. - Reinbek bei Hamburg : Wunderlich, 1996. - 1343 S. ; 20 cm. - ISBN 3-8052-0450-7 : DM 58.00[1]
[3582]
96-4-483
Harenberg-Konzertführer : der Schlüssel zu 600 Werken von 200 Komponisten. Mit 800 CD-Empfehlungen der "FonoForum"-Redaktion / [Autoren: Alfred Beaujean ... FonoForum-CD-Tips: Sören Meyer-Eller]. - Dortmund : Harenberg. - 1055 S. : Ill. ; 25 cm + 12 CDs. - ISBN 3-611-00535-5 (Buch) : DM 98.00 - ISBN 3-611-00083-3 (CDs) : DM 149.00
[3658]

Der Konzertführer grenzt sich bewußt ab gegenüber anderen derartigen Werken und betont die praktische Seite der Musik. Csampai und Holland
[2] wollen "einen Vorgeschmack auf das Hören selbst" vermitteln und sind sich bewußt, daß "uns der Fachjargon der Musikwissenschaft auch nicht weiter(hilft), da er vergißt, daß Musik in erster Linie erklingt ..." (Vorwort S. 17). Ihre 32 Autoren beschreiben die Orchestermusik - Symphonik, Konzert, Vokalsymphonisches - von etwa 1700 bis heute aus ihrem persönlichen Blickwinkel. "Nur so ist trotz der Informationsfülle und einer konsequenten sachlichen Genauigkeit garantiert, daß der persönliche Affekt, das Angerührtwerden durch Musik, weitergegeben wird und sich dem Leser mitteilt" (Umschlagklappe). Dabei bleibt es dem jeweiligen Autor überlassen, ob er eine Epoche, eine Komponistenschule in Form eines Sammelartikels oder einen Komponisten allein abhandelt. Die Konsequenz: die einzelnen - chronologisch angeordneten - Kapitel sind sehr unterschiedlich aufgebaut. Ein Kapitel kann aus einem fortlaufenden Text bestehen, es kann sich aber auch aus Teilen verschiedener Autoren zusammensetzen, die jeweils ein Werk oder eine Werkgruppe beschreiben und denen meist ein paar allgemeine Worte zum Komponisten vorausgehen. Beigefügt am Schluß des Bandes sind Lebensläufe zunächst der Herausgeber, dann der Autoren - alle Artikel sind gezeichnet - sowie ein Register der 527 enthaltenen Komponisten. Letzteres gibt die Namen mit den Seitenzahlen ohne die besprochenen Werke, was es leider notwendig macht, die entsprechenden Seiten aufzuschlagen, um zu wissen, ob ein bestimmtes Werk bzw. welche Werke eines Komponisten besprochen sind oder nicht. Der Band kommt ohne Literaturangaben und Illustrationen aus. Auf informative Weise erfüllt er die von den Herausgebern gewünschte Funktion, ist aber zum Nachlesen von musikalischen Analysen nur bedingt tauglich.

Dafür eignet sich besser der Harenberg-Konzertführer, der neben den Kurzbiographien von ca. 200 Komponisten aus der Zeit des Barock bis zur Gegenwart ca. 600 ihrer Orchesterwerke - reine Orchesterwerke sowie Konzerte für Soloinstrumente und Orchester, dagegen keine vokalsymphonischen Werke - vorstellt. Parallel erscheint eine von Decca, Deutsche Grammophon und Philips Classics eigens zusammengestellte Edition von 12 CDs mit Musikbeispielen. Buch und CDs sind separat erhältlich, aber durch Verweisungen verknüpft. Im Band wird auf die ca. 150 Hörbeispiele - einzelne, doch vollständige Sätze aus Symphonien und Konzerten - auf CD hingewiesen mit Angabe der Interpreten, umgekehrt verweist das Booklet der jeweiligen CD auf die Seitenzahl des Buches. Zahlreiche - auch farbige - Illustrationen: Portraits von Komponisten und Interpreten, Abbildungen von Plattencovers, Notenhandschriften, Plakaten und Aufführungen, sowie farbig hervorgehobene Überschriften, die zur Übersichtlichkeit beitragen, zeichnen den Band aus. Das Werk ist alphabetisch nach Komponisten geordnet und bringt zu diesen jeweils eine kurze Biographie mit Bild und knappen Literaturangaben.[3] Es folgen die in die Abschnitte Entstehung, Zur Musik, Wirkung gegliederten Werkbeschreibungen, denen ggf. der Hinweis auf das Hörbeispiel sowie meist die Angabe von Satzfolge, Entstehung, Uraufführung und Spieldauer vorangeht und an die sich CD-Empfehlungen - 800 im ganzen Band, die Auswahl traf das Fachmagazin FonoForum[4] - anschließen. Sind Komponisten mit vielen Werken vertreten, so sind zwischen Biographie und Werkbeschreibung tabellarische Übersichten - chronologisch nach dem Jahr teilweise der Enstehung, teilweise der Uraufführung geordnet - über die besprochenen Werke eingeschoben. Die Artikel sind gezeichnet (die Auflösung der Kürzel findet sich sowohl auf der Rückseite des Titelblattes als auch bei den Autoren-Biographien im Anhang), ein verantwortlicher Herausgeber oder Redakteur ist nicht genannt. Der Anhang setzt sich zusammen aus: 1. einem Glossar der verwendeten Fachausdrücke, 2. einem Dirigentenlexikon mit zahlreichen Portraits, 3. einer Komponisten-Chronologie mit Hinweis auf die Seitenzahl und die Hörbeispiele, 4. einem Werkeregister nach originalen, deutschen und umgangssprachlichen Titeln, ebenfalls mit Hinweis auf die Seitenzahl und die Hörbeispiele, 5. einem Personenregister, 6. den bereits genannten Autoren-Biographien und 7. dem Bildquellenverzeichnis. Das Inhaltsverzeichnis der Komponisten und [ihrer] Werke am Anfang des Bandes mit Angabe von Seitenzahl und Hörbeispiel hilft zum schnelleren Auffinden eines Komponisten oder Werkes.

Die CD-Edition hat eine Spieldauer von 15 Stunden, umfaßt 66 Dirigenten, 49 Orchester und 51 Solisten und zeichnet sich durch klangliche und künstlerische Qualität aus. Es gibt leider kein gemeinsames Inhaltsverzeichnis für alle 12 CDs, was das rasche Auffinden eines bestimmten Hörbeispiels erschwert. Zwar hat jede CD ihr eigenes Booklet, doch muß für eine vollständige Übersicht über die Hörbeispiele auf das Inhaltsverzeichnis, die Komponisten-Chronologie oder - das dafür weniger geeignete Werkeregister - des Buches zurückgegriffen werden.

Der Bertelsmann-Konzertführer mit seinen ca. 250 Komponisten, der Orchesterwerke, Instrumentalkonzerte und geistliche Werke, also Messe und Oratorium, unter starker Berücksichtigung des 20. Jahrhunderts verzeichnet, wurde bereits vorgestellt.[5] Dringend abzuraten ist von dem immer wieder aufgelegten, ursprünglich im Noetzel-Verlag, Wilhelmshaven, erschienenen, stark wertenden, in naiv-beeinflussendem Stil geschriebenen Großen Konzertführer von Heinrich Zelton,[6] der sich gleichwohl noch immer im Informationsbestand von Bibliotheken findet. Ältere Führer sind das Handbuch der Orchestermusik[7] und Sinfonie der Welt.[8] Sowohl Reclams Konzertführer[9] als auch Knaurs Konzertführer[10] können auf eine lange Tradition zurückblicken; auf beide wird man insbesondere wegen ihrer guten Analysen zurückgreifen.

Martina Rommel


[1]
Lizenzausgabe bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darm- stadt, 1996, Best.-Nr. B13369-2 : DM 42.00. (zurück)
[2]
Die beiden sind bekannt als Herausgeber innerhalb der Reihe Rororo-Sachbuch : rororo-Opernbuch, in der Texte, Materialien, Kommentare einzelner Opern erscheinen. Desweiteren haben sie vorgelegt: Opernführer / Attila Csampai ; Dietmar Holland. In Zsarb. mit ... - 3. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 1994. - 1399 S. - ISBN 3-455-08336-6 : DM 78.00. (zurück)
[3]
Es wird lediglich auf deutsch-, englisch- und französischsprachige Monographien hingewiesen, deren Auswahlkriterien der Rezensentin verborgen blieben. Die Annahme, hier seien die wichtigsten Biographien angegeben, wurde nicht bestätigt, fehlt doch beispielsweise Max Kalbeck bei Brahms, Hermann Abert bei Mozart. Auch das Kriterium der Lieferbarkeit scheint nicht maßgebend zu sein, da sich auch ältere Titel finden, z.B. von 1950 bei Sibelius, bei Bach gar ein Werk von 1905. (zurück)
[4]
FonoForum : Klassik und High Fidelity. - München : SZV. - 1956 - . - ISSN 0015-6140. - Sonderpubl.: CD-Führer-Klassik. - Angegeben im Konzertführer sind im Handel erhältliche Ausgaben mit Erscheinungsjahr, Interpreten, sonstigen enthaltenen Werken und Label. (zurück)
[5]
IFB 95-2-227. (zurück)
[6]
Der große Konzertführer : klassische Musik. - Sonderausg. - München : Orbis-Verlag, 1991. - 571 S. : Ill., Notenbeisp. - Lizenzausg. des Noetzel-Verlags, Wilhelmshaven. - ISBN 3-572-00585-X. - Die folgenden Zitate sprechen für sich: "Beethovens Musik ist ein seelisches Drama über den Gegensatz von starrem Mannesstolz und heimlicher Vaterlandsliebe. Harter herrischer Wille ... ein trotziges Verlangen, sich selbst durchzusetzen. ... der Eigenstolz beugt sich der Gemeinschaft" (S. 139). "Schumann ist weich, aber nicht weichlich. ... Wer aber ... sein Klavierkonzert von männlichen, kraftvollen Pianisten gehört hat, -..." (S. 230). "Stets aber fesseln das lautere Wesen, die kämpferische Gesinnung und der weltweite, weltoffene Geist des Menschen Liszt" (S. 259). "Und noch einmal darf der Mann - selten genug in diesem Spanischen Liederbuch - zeitweilig den Überlegenen spielen" (S. 430).
Die Originalausgabe erschien lt. tel. Auskunft des Noetzel-Verlags 1984; sie ist allerdings weder in der DB noch im Zentralkatalog Baden-Württemberg und auch nicht im SWB nachweisbar. (zurück)
[7]
Handbuch der Orchestermusik / Otto Schumann. - 4. verb. und erw. Aufl. - Wilhelmshaven : Heinrichshofen, 1954. - 710 S. (zurück)
[8]
Sinfonie der Welt / Kurt Pahlen. - Zürich : Schweizer Verlagshaus, 1967. - 383 S., 44 Bl. : zahlr. Ill. - Neuausg. als: Das große Heyne-Konzertlexikon / Kurt Pahlen. - Vollkommen bearb. Taschenbuchausg., 3., aktualisierte Aufl. dieser Ausg. - München : Heyne, 1991. - 373 S. : Ill., Notenbeisp. - (Heyne-Bücher : 19, Heyne Sachbuch ; 169). - ISBN 3-453-0511-3 - ISBN 3-453-05117-3 : DM 26.80. (zurück)
[9]
Reclams Konzertführer : Orchestermusik / Hans Renner ; Klaus Schweizer. - 15. durchges. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1994. - 1071 S. - ISBN 3-15-007720-6 : DM 36.80 (zurück)
[10]
Knaurs Konzertführer / von Gerhart von Westermann ; Karl Schumann. - [37. Aufl.] - München : Droemer Knaur, 1994. - 508 S. : Ill., Notenbeisp. - ISBN 3-426-23311-8 : 44.00 DM (zurück)

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