Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
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Medien- und Journalistenjahrbuch


96-4-432
Medien- und Journalistenjahrbuch / Wolfgang J. Koschnick. - Berlin [u.a.] : de Gruyter. - 22 cm
[3413]
1996. - X, 576 S. - ISBN 3-11-014911-7 : DM 98.00

Der als Autor einschlägiger und umfangreicher Nachschlagewerke über Medien und Marketing bekannte Medienfachmann und -journalist Wolfgang J. Koschnick[1] erfüllt sich mit der Herausgabe dieses Jahrbuchs einen weiteren, lang gehegten Wunsch: Als alleiniger Verfasser und Herausgeber informiert er in einer für ihn typischen Mischung aus allgemeinsten und speziellsten Informationen über verschiedene Aspekte des gegenwärtigen Stands der Medienentwicklung nicht nur in Deutschland und fügt diesen Informationen noch eine ausführliche Bibliographie der zugehörigen Fachliteratur hinzu.

Die 1. Ausg. des Jahrbuchs enthält sozusagen die Basisinformationen, die in den geplanten weiteren Bänden jeweils auf den dann neuesten Stand gebracht und um weitere Aspekte ergänzt werden sollen. Koschnick eröffnet mit einem Abschnitt Medien im Überblick, in dem er in 38 Gliederungspunkten die verschiedenen Medien und ihren gegenwärtigen Entwicklungsstand grundlegend beschreibt. Hierbei fällt auf, daß die von ihm referierten Charakteristika und Definitionen nicht immer den neuesten Veröffentlichungen, sondern einem durchaus älteren und überlieferten Stand der Literatur folgen.[2] Die aktuelleren und aktuellen Informationen zur Entwicklung der Medien werden weiter nicht belegt, sondern sind dem "Zettelkasten" des Autors entnommen. Der Schwerpunkt liegt deutlich in der Darstellung der Presse-Medien (90 Seiten), den wesentlich kürzeren Kapiteln zu Hörfunk und Fernsehen (22 Seiten) folgen noch knappere Informationen zu Videotext, Videorecorder und Audiotext (auf insgesamt 10 Seiten; Informationen zum Film fehlen). In einem 2. Abschnitt folgen Rechtliche Rahmenbedingungen in ähnlicher Ausführlichkeit und Stufung (auf insgesamt 130 Seiten, Filmrecht wird hier auf 2 Seiten angesprochen), danach recht knapp als 3. Abschnitt Die Welt der Datennetze mit Darstellungen der verschiedenen Online-Dienste (30 Seiten) und als 4. und 5. Abschnitt folgen eine empfehlende Übersicht über Die wichtigsten Neuerscheinungen (110 Seiten) und eine Allgemeine Bibliographie (190 Seiten).

Schon vom Umfang her ist den bibliographischen Abschnitten eine erhebliche Bedeutung zugemessen worden, so daß hier ein wenig näher auf sie eingegangen werden darf. Im Abschnitt der wichtigsten Neuerscheinungen werden in 27 systematischen Gruppen jeweils Bücher aus den 90er Jahren und einige ältere Titel (auch Nachdrucke; auf 3 Seiten auch 13 Titel zum Film) sehr unterschiedlich ausführlich kommentiert - sei es durch eigene Bemerkungen, offensichtliche Werbetexte oder Zitate aus Einleitungen o.ä.[3] In der folgenden Allgemeinen Bibliographie werden in 56 anders zugeschnittenen systematischen Gruppen fast 5000 Bücher und Aufsätze, sowie Zeitschriften und Informationsdienste i.w. aus den letzten Jahren unkommentiert aufgelistet (keine Titel zum Film). Fiel schon in der kommentierten Bibliographie die Gruppe III. Kommunikationsforschung mit überproportionaler Besetzung (10 Seiten statt ansonsten 2 bis 4 Seiten) auf, so fällt die inhaltlich identische Gruppe 2.5 Kommunikationsforschung der nicht-kommentierten Bibliographie noch stärker aus dem Rahmen (46 Seiten statt sonst 2 bis 10 und einmal 22 Seiten). Hier nahm offensichtlich eine Restkategorie überhand, die besser hätte untergliedert oder aufgelöst werden sollen. Irritierend ist, daß die Titel der kommentierten Bibliographie nicht wieder aufgenommen werden, so daß man gezwungen wird, sich mit beiden unterschiedlich gegliederten Angeboten auseinanderzusetzen. Leider fehlt ein Autorenregister, so daß eine schnelle Suche nach bestimmten Veröffentlichungen nicht möglich ist. Warum in der allgemeinen Bibliographie die Vornamen der Autoren gelegentlich voll ausgeschrieben, meist aber nur abgekürzt werden, in der kommentierten Bibliographie dagegen in voller Ansetzungsform erscheinen, ist nicht erkennbar.

Bleibt als Fazit anzuerkennen, daß hier für die Zielgruppe der Journalisten kompetent und übersichtlich der Stand der Medienentwicklung vor allem in den Presse-Medien dargestellt wird. Weiterhin ist man für die umfangreichen bibliographischen Kapitel dankbar, die eine große Fülle an Literaturhinweisen anbieten. Sie hätten sicher noch besser aufbereitet werden können, aber als differenzierte Angebote für die inhaltliche Literatur-Recherche sind sie nützlich und hilfreich. Daß dem überaus aktiven Autor in der Präsentation und in einigen Details Ungenauigkeiten und Flüchtigskeitsfehler unterlaufen sind, darf man seiner Vielbeschäftigtheit zugute halten. (Doch sollte er sich entscheiden, ob Film nun zu seinem Interessengebiet gehört oder nicht.) Für größere Bibliotheken wird sich das Jahrbuch zur schnellen und detailreichen Information für fachlich interessierte Leser empfehlen.

Wilbert Ubbens


[1]
Vgl. IFB 95-3-353 - 355. Alle bisher im Verlag K. G. Saur, München, erschienenen Lexika des Autors wurden im Dezember 1996 vom Verlag Schäffer-Poeschel, Stuttgart, übernommen, in dem auch weitere neue Standard-Lexika erscheinen sollen. - Werke von "Germany's leading marketing, advertising and media journalist" (so die Werbung des englichen Verlags Gower) erscheinen auch in englischer Übersetzung/Fassung, lt. Prospekt: Dictionary of marketing. - 1995. - ISBN 0-566-07612-8 : œ 65.00. - Dictionary of social and market research. - 1996. - ISBN 0-566-07611-X : œ 75.00. [sh] (zurück)
[2] Um es deutlich zu machen: Als wissenschaftliche Kompetenzen werden Emil Dovifat, Wilmont Haacke und Walter Hagemann eingesetzt, die zur Generation der in der Vorkriegszeit und in den 50er Jahren lehrenden Publizistik-Professoren gehören. (zurück)
[3]
Der Rezensent fühlt sich natürlich geschmeichelt, seine Jahresbibliographie Massenkommunikation und einen Vorläufer hier genannt zu finden. Bedenklich stimmt ihn aber, daß dies an 3 verschiedenen Stellen des Alphabets im selben Kapitel Kommunikation und Massenkommunikation geschieht (unter J für die Berichtsjahre 1979 bis 1991, falsch einsortiert unter U für einen Vorläufer aus dem Jahr 1971 und noch einmal korrekt unter U in undatierter Erwähnung incl. Werbetext und noch gesondert für 1993 mit Zitat aus der Einleitung, d.h. es fehlen die Berichtsjahre 1974/75 bis 1978, 1992 und als jüngstes - verzeihlich - 1994.) (zurück)

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