Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
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Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland


96-4-412
Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland / hrsg. von Bernhard Fabian. Redaktion: Karen Kloth. - Hildesheim [u.a.] : Olms-Weidmann. - 30 cm
[1421] [2799]
Bd. 10. Bayern : München / hrsg. von Eberhard Dünninger. Bearb. von Irmela Holtmeier. Unter Mitarb. von Birgit Schaefer. Register von Karen Kloth. - 1996. - 380 S. - ISBN 3-487-09584-X : DM 198.00, DM 148.00 (Reihenpreis)
Bd. 16. Mecklenburg-Vorpommern / bearb. von Gerhard Heitz. Brandenburg / bearb. von Ina-Maria Treuter. Register von Karen Kloth. Hrsg. von Friedhilde Krause. - 1996. - 465 S. - ISBN 3-487-09590-4 : DM 198.00, DM 148.00 (Reihenpreis)

Über den inzwischen erfreulich zügigen Fortgang des Großunternehmens Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland wurde zuletzt in IFB 96-1-012 berichtet. Nachdem jetzt endlich mit Bd. 10 der 1. Teilband des Regionenteils für Bayern, der mit 4 Bänden der umfangreichste sein wird, erschienen ist, steht für die alten Bundesländer nur noch der Bd. 2 für Niedersachsen aus. Bd. 10 beschränkt sich auf die Bibliotheken in München und verfügt über ein separates Bandregister, das allerdings in das Gesamtregister für Bayern in Bd. 13 einfließen soll. Bd. 10 weicht auch insofern vom Üblichen ab, als hier die sonst am Anfang stehende Übersicht über die gesamte Bibliotheksregion fehlt, die für Band 11 zurückgestellt wurde (Bd. 11 - 13 wird die Ortsartikel mit Ausnahme Münchens enthalten). Daß die Bayerische Staatsbibliothek Bd. 10 mit Nr. 1 eröffnet, liegt auf der Hand, und daß der Artikel mit 85 Seiten länger ist als jeder andere in den bisher erschienenen Bänden des HHBD (er wird lediglich durch den Eintrag für die Österreichische Nationalbibliothek in Bd. 1 des HHBÖ übertroffen) war zu erwarten. Dabei ist er im Gegensatz zu manchen Artikeln über andere große Bibliotheken ausgesprochen übersichtlich, was in erster Linie mit der auf Martin Schrettinger zurückgehenden Aufstellungssystematik von 1814 zu erklären ist, der die Bestandsbeschreibung folgt. Besonders erwähnt sei die eindrucksvolle Zahl der Publikationen über die Bestände der BSB und deren Geschichte und nicht zuletzt die Tatsache, daß die Altbestände bis 1840, also der Kernbereich des HHBD, inzwischen in digitalisierter Form vorliegt, seit 1996 sogar auf einer CD-ROM,[1] deren Erscheinen hier (S. 91) noch für 1994 angekündigt wird (ein Indiz für die lange Zeit, die zwischen Abschluß des Manuskripts und der Drucklegung verging). Es folgt, gleichfalls erwartungsgemäß, die Universitätsbibliothek mit ihren sehr bedeutenden Altbeständen, dazu, unter ihrer Nr. 2 subsumiert, die kleineren Bestände von 28 Institutsbibliotheken. Von den weiteren Münchner Bibliotheken (insgesamt sind deren 76 berücksichtigt) mit ausführlicheren Artikeln sind die Bibliothek der Hochschule für Philosophie - Philosophische Fakultät S.J., sowie eine beachtliche Reihe von Spezialbibliotheken zu erwähnen. In Anbetracht der singulären Stellung von München unter den deutschen Bibliotheksorten war es sicherlich eine gute Idee, diesen Band außerhalb der sonst im Ortsalphabet angelegten Regionenbände separat und mit eigenem Register zu publizieren. Hoffen wir, daß die restlichen Bände für dieses an Altbeständen überreiche Bundesland bald folgen mögen.

Bibliotheken der ehemaligen DDR wurden im Rahmen des HHBD bereits in den Bänden 14 und 15 für Berlin berücksichtigt. In Bd. 16, der vor Bd. 10 erschien, werden jetzt erstmals Bibliotheken der neu errichteten Bundesländer im östlichen Teil Deutschlands behandelt. Daß die Arbeiten, obwohl erst 1992 nach Ablauf der auf die Wende folgenden Konsolidierungsphase begonnen, bereits nach 4 Jahren zu einem stattlichen Ergebnis führten, verdient, eigens hervorgehoben zu werden. Dabei beansprucht die Beschreibung der 33 Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern genau den doppelten Umfang der 51 Bibliotheken in Brandenburg. Die von den auf dem Titelblatt genannten Bearbeitern stammenden Einleitungsberichte (der für Mecklenburg-Vorpommern hat einen eigenen, von Konrad von Rabenau stammenden zweiten Teil für die Kirchenbibliotheken) geben die aus den anderen Bänden bekannten historischen Übersichten über die jeweilige Bibliothekslandschaft. Im Gegensatz zu Bd. 1 mit zahlreichen (aus Rücksicht auf den Privatbesitz) nicht berücksichtigten Adelsbibliotheken in Schleswig-Holstein fehlen die ehemaligen gutsherrlichen Bibliotheken in Bd. 16 völlig, allerdings aus anderen Gründen, haben sie doch die Kollektivierung nach 1945 nicht überlebt. Selbst über den Verbleib der Bestände liegen nur unzureichende Informationen vor, und daß zumindest Teile davon sich noch heute unter den Beutebeständen in Rußland befinden, ist nicht auszuschließen. Daß unter den 33 berücksichtigten Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern die Beschreibungen der Universitätsbibliotheken Greifswald und Rostock alle anderen an Umfang bei weitem übertreffen, war zu erwarten, während die restlichen - sieht man von der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin und der Archivbibliothek beim Stadtarchiv Stralsund ab - nur einen eher bescheidenen Bestand an Altbeständen aufweisen. Letzteres gilt insgesamt für die 51 "kleineren und kleinen" Bibliotheken im Lande Brandenburg, von denen keine einzige auch nur entfernt an die beiden Universitätsbibliotheken im nördlich benachbarten Bundesland heranreicht.

Der Aufbau der einzelnen Beiträge ist der aus den früher besprochenen Bänden bekannte und dabei ausführlich beschriebene, so daß er hier ebenso als bekannt vorausgesetzt werden kann wie die Façon der Bandregister.

Über die Fortführung des Handbuchs der historischen Buchbestände, das bekanntlich inzwischen auch Österreich (dazu unten IFB 96-4-424) behandelt, berichtete jüngst eine Mitarbeiterin der Zentralredaktion in Münster.[2] Auch sie kann keine Termine für das Erscheinen von Bd. 2 nennen. Die Bände für Sachsen und Thüringen sollen als nächste publiziert werden. Interessanter sind die Ausführungen über die Planungen für das Handbuch der historischen Buchbestände in Europa, das auf 7 bis 9 Bände veranschlagt wird: hier liegen inzwischen zahlreiche Artikel für Bibliotheken in Mittel- und Osteuropa vor, dsgl. solche für die skandinavischen Staaten, während die Planung für Westeuropa noch am Anfang steht; lediglich für Großbritannien sieht man schon klarer. Über den größten weißen Fleck auf der Landkarte des Handbuchs freilich schweigt die Berichterstatterin. Ob ein Besuch des spiritus rector des Unternehmens in Zürich[3] etwas am obstinaten Beiseitestehen der Schweizer Bibliotheken zu ändern vermag, wird sich weisen.

sh


[1]
Katalog 1501 - 1840 / Bayerische Staatsbibliothek [Computerdatei] = Catalogue 1501 - 1840 / Bavarian State Library. - München [u.a.] : Saur, 1996. - 1 CD-ROM + Installations-Diskette in Behältnis. - ISBN 3-598-40332-1 : DM 2980.00, DM 894.00 (für Bezieher der gedruckten Vorab-Ausg.) [3426]. - S.o. IFB 96-4-378. (zurück)
[2]
Das Handbuch der historischen Buchbestände : ein Forschungsbericht / Karen Kloth. // In: Pro libris. - 1 (1996),3, S. 188 - 189. - Der Zusatz sollte richtig Fortschrittsbericht heißen. (zurück)
[3]
Bernhard Fabian : ein Baedeker der Bibliotheken ; Ortsgespräch / Thomas Ribi. // In: Neue Zürcher Zeitung. - 1996-09-12, S. 32. (zurück)

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