Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
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Serbokroatische Autoren in deutscher Übersetzung


96-4-401
Serbokroatische Autoren in deutscher Übersetzung : bibliographische Materialien (1776 - 1993) / hrsg. von Reinhard Lauer. - Wiesbaden : Harrassowitz. - 25 cm. - (Opera Slavica ; N.F., 27). - ISBN 3-447-03592-7 : DM 296.00
[3207]
Teil 1. Chronologischer Katalog. - 1995. - LXXI, 1069 S.
Teil 2. Register. - 1995. - 366 S.

Diese nach Vollständigkeit strebende Bibliographie der Übersetzungen kroatischer, serbischer und bosnischer literarischer Werke - der Begriff Serbokroatisch für die Sprache wurde trotz des Wissens um seine, nicht erst neuerdings in Frage gestellte Gültigkeit, "als (Faktum) der Rezeption ... schweren Herzens beibehalten" (S. VII) - basiert auf einer ursprünglich in Zettelform vorliegenden und seitdem in eine Datenbank überführten Materialsammlung. Insgesamt sind 4096 Titel mit 10.042 Einzeltexten verzeichnet. Diese Differenz resultiert daraus, daß - z.B. im Falle von Anthologien - nur diese eine Haupteintragung mit eigener Nummer erhalten, während die enthaltenen Stücke mit Anhängezahlen unter dieser subsumiert sind. Die Auswahlkriterien sind insofern zu präzisieren, als für die Zeit vor 1918 auch nicht-literarische Texte berücksichtigt werden, während danach ein enger Literaturbegriff zugrunde gelegt wird (und somit z.B. die zahlreichen Übersetzungen der Werke Titos nicht dokumentiert sind). Wichtigste Einschränkung, die auch mengenmäßig ins Gewicht fällt, ist der Verzicht auf die Berücksichtigung der Volksliteratur. Dies ist um so bedauerlicher, als sich diese im 18. (Herder, Goethe), vor allem aber im 19. Jahrhundert (u.a. Brüder Grimm) in Deutschland besonderer - sich gerade auch in Übersetzungen niederschlagender - Aufmerksamkeit erfreute.

Die Quellenbasis ist ausgesprochen breit: National-, Zeitschrifteninhalts-,[1] Übersetzungs- und Personalbibliographien ergänzt um Recherchen in Bibliotheken und die Auswertung ergiebiger Zeitschriften und Zeitungen (es handelt sich um die beeindruckende Zahl von 340 Periodika, deren Auswertung 3300 Haupteintragungen ergab). Lt. Einleitung wurden ca. 66 % der Titel - die dann mit einem Asteriskus markiert sind - durch Autopsie verifiziert.

Die Anlage erfolgt chronologisch, innerhalb eines Jahres alphabetisch. Die Titelaufnahme orientiert sich an RAK (die alphabetische Ordnung der serbokroatischen Namen folgt allerdings dem serbokroatischen Alphabet) und besteht als Haupteintragung aus folgenden - wenig platzsparend - jeweils auf neuer Zeile beginnenden Angaben: Laufende Nummer, Verfasser, Übersetzungstitel, Originaltitel, Übersetzer, Erscheinungsvermerk (also ggf. auch Titel, Bd., Jg. und S. einer Zeitschrift), Bibliothekssigel bei Autopsie, Anmerkungen.

Der Registerband besteht aus folgenden Teilen (die eigentlichen Register 1 - 6 verweisen auf die laufenden Nummern): 1. Verfasser mit ihren Werken; 2. Übersetzungstitel; 3. Originaltitel; 4. Übersetzer; 5. Zeitschriften und Zeitungen (mit Erscheinungsverlauf); 6. der Namen der Verlage und Druckereien mit Ort (hier hätte man sich zusätzlich ein Register unter dem Ortssitz gewünscht); 7. Die Bibliographischen Quellen sind nach den verwendeten Kürzeln geordnet; 8. Bibliothekssigel.

Das lange Vorwort von R. Lauer Zur Übersetzungsrezeption serbischer, kroatischer und bosnischer Autoren im deutschen Sprachraum (S. IX - LXVIII) gibt ausführlich Rechenschaft über die Auswahlkriterien und verfolgt die Rezeption für die einzelnen - durch politische Ereignisse delimitierten - Epochen, gestützt auf statistische Erhebungen (die auch in Graphiken und Tabellen mitgeteilt werden): so entfallen etwa auf die Periode 1776 - 1945 4735 Einzeltexte, auf die von 1946 - 1993 dagegen 5307; der Autor mit den meisten Einzelwerken ist Vasko Popa mit 676 (ausnahmslos Gedichttitel), gefolgt von Ivo Andric mit 517; der ihm 1961 verliehene Literatur-Nobelpreis hat nicht zuletzt das Interesse an der serbokroatischen Literatur insgesamt nachhaltig befördert.

Diese solide gearbeitete Übersetzungsbibliographie könnte ein Muster für andere Literaturen abgeben, auch wenn nicht zu übersehen ist, daß sie in Anbetracht des relativ späten Einsetzens des "interkulturellen Literaturtransfers (im) Bereich der Übersetzungsrezeption" (S. VII) eine Sonderstellung einnimmt und für andere Literaturen, die mindestens seit dem Spätmittelalter ins Deutsche übersetzt wurden, wie etwa die Italienische,[2] ganz andere faktische und methodische Probleme zu bewältigen sind.

sh


[1]
Vermutlich könnten die Bearbeiter weitere Übersetzungen in der folgenden Bibliographie ausfindig machen, die sie noch nicht benutzen konnten: Inhaltsanalytische Bibliographien deutscher Kulturzeitschriften des 19. Jahrhunderts : IBDK / Alfred Estermann. - München [u.a.] : Saur. - 30 cm. - ISBN 3-598-23310-8. - Bd. 1 (1995) - 10 (1996). - Vgl. oben IFB 96-4-388. (zurück)
[2]
Als Exempla können die beiden folgenden Bibliographien dienen:
Bibliographie der deutschen Übersetzungen aus dem Italienischen von den Anfängen bis zur Gegenwart / hrsg. von Frank-Rutger Hausmann und Volker Kapp. Unter Mitarb. von Elisabeth Arend-Schwarz ... - Tübingen : Niemeyer. - 24 cm. - ISBN 3-484-50333-5 (Gesamtwerk) [1458]. - Bd. 1. Von den Anfängen bis 1730. - 1992. - 1 - 2. - ISBN 3-484-50328-9 : DM 480.00. - Vgl. IFB 93-3/4-136.
Die italienische Literatur im deutschen Sprachraum : Ergänzungen und Berichtigungen zu Frank-Rutger Hausmanns Bibliographie / Alberto Martino. - Amsterdam [u.a.] : Rodopi, 1994. - 525 S. ; 24 cm. - (Chloe ; 17). - ISBN 90-5183-644-9 : Hfl. 200.00 [2557]. - Vgl. IFB 95-4-518. (zurück)

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