Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 4
[ Bestand in K10plus ]

Die Druckerei von Moschopolis, 1731 - 1769


96-4-381
Die Druckerei von Moschopolis, 1731 - 1769 : Buchdruck und Heiligenverehrung im Erzbistum Achrida / Max Demeter Peyfuss. - 2., verb. Aufl. - Wien : Böhlau, 1996. - X, 256 S. : Ill. ; 24 cm. - (Wiener Archiv für Geschichte des Slawentums und Osteuropas ; 13). - ISBN 3-205-98571-0 : öS 398.00, DM 58.00
[3541]

Bei Betrachtung des Titelblattes des anzuzeigenden Buches hört der mit deutscher bibliothekarischer Tradition Vertraute unisono einen Chor, der sagt: "Das ist zu speziell." Spätestens die Tatsache, daß die Arbeit, 1989 erstmalig erschienen, bereits 1996 die zweite Auflage erhielt, weil sie bereits 1992 vergriffen war (Nachwort 1996), sollte den Chor verstummen und fragen lassen, um was für eine Spezialität es sich hierbei wohl handelt. Es ist eine jener Einzeluntersuchungen, an denen sich wie in einem Brennpunkt an einem in der Tat einzelnen Phänomen Erkenntnisse für ein größeres Phänomen gewinnen lassen, in diesem Fall die Balkangeschichte mit ihrem vielfältigen Gemenge ethnischer, konfessioneller und religiöser Elemente. Das Zusammenspiel dieser Vielfalten - Griechen, Osmanen, Slawen, religiöse Spannungen zwischen Christen und Muslimen im politisch-religionspolitischen Kräftefeld - war vom Verfasser gebührend zu berücksichtigen. Die Verflechtung von Geschichte, Kirchengeschichte und Machtrivalitäten und ihr Ausdruck in einem Gegenstand der Buchforschung kommen zu Wort. Damit beweist der Autor indirekt auch die Bedeutung der Buchforschung und Druckgeschichte.

Hinzu kommt die Last der Forschungsgeschichte. In ihr wurde auch bezweifelt, ob es je eine Druckerei in Moschopolis gegeben habe. Das zeigt indirekt die Schwierigkeit und diffizile Kleinarbeit an, die diesem Thema innewohnt, und die der Verfasser zu bewältigen hatte. Gewicht und Bedeutung des Erzbistums Ochrid mußten betrachtet und gewichtet werden. Im Grunde legte eine längere Forschungstradition es dem Verfasser nahe, sich in allen Punkten kritisch mit den tradierten Forschungsmeinungen auseinanderzusetzen. Wie gar nicht so selten, liegt einer umfangreichen Forschungstradition keineswegs eine eindeutige Quellenlage zugrunde. Sie war als Ausgangspunkt für diese Arbeit eher entmutigend. Der Verfasser hatte u.a. Unikate auszumachen und war auf Hilfe in einem weiten internationalen Rahmen angewiesen, von den sprachlichen Anforderungen dieses Themas ganz zu schweigen. Der Verfasser hatte seine Ergebnisse vor dem Hintergrund balkanischer Geschichte und Kirchengeschichte zu gewichten. Auf das beeindruckende Quellen- und Literaturverzeichnis (S. 201 ff.) ist besonders aufmerksam zu machen.

Gerade bei einer Untersuchung wie dieser ist die Frage nach dem Informationscharakter des Buches zu stellen. Er besteht sicher auch in der Aufarbeitung einer mit mancher Unklarheit belasteten Forschungsgeschichte. Der Nachweis, die Verifizierung wie Beschreibung von Drucken sollte auch dann informativ zur Kenntnis genommen werden, wenn sie nicht zahlreich sind. Schließlich ist in diesem Band und mit dieser Frage so viel Kenntnis des Balkans zu jener Zeit verbunden, daß dies auch im Zusammenhang mit der Frage nach der Information zu nennen ist. Für den Rezensenten steht es außer Frage, daß damit Einsichten in diesen Raum verbunden sind, die weiter wirken als der behandelte Zeitraum und nützlich sind, auch für die gegenwärtigen Vorgänge dort.

Am Umfang hat sich zwischen den beiden Auflagen nichts geändert. Ein Nachwort weist die Verbesserungen der 2. Aufl. nach. Es könnte mehr sein, jedoch kündigt der Verfasser dazu eine weitere eigene Veröffentlichung an. Dazu sei ihm gutes Gelingen gewünscht.

Horst Röhling


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