Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Die deutschen Landkreise


96-2/3-348
Die deutschen Landkreise : Wappen, Geschichte, Struktur / hrsg. von Erich Dieter Linder und Günter Olzog. Mit einem Vorwort von Otto Neukum und Hans-Henning Becker-Birck. - 2. Aufl. - Augsburg : Battenberg, 1996. - 392 S. : Ill., Kt. ; 30 cm. - ISBN 3-89441-114-7 : DM 120.00, DM 98.00 (Subskr.-Pr. bis 30.06.96)
[3362]

Seit der 1. Aufl. 1986[1] wuchs die Zahl der behandelten Landkreise dank der Wiedervereinigung und der Gebietsreform in den neuen Bundesländern von damals 237 auf heute 323 Kreise mit nunmehr 13 Landesverbänden an. Auf das Vorwort des Präsidenten und des Geschäftsführers des Deutschen Landkreistages (DLT) und den Vorbemerkungen der Herausgeber folgt zunächst eine Einführung in die Wappenkunde, die von einem der Herausgeber, E. D. Linder, stammt.[2] Darauf gibt der Geschäftsführer des DLT einen Überblick über Die deutschen Landkreise und ihren kommunalen Spitzenverband, DLT; wie in den Überblicksberichten, die den Bundesländern vorangestellt sind und die vom Präsidenten bzw. Geschäftsführer des jeweiligen Landkreistages verfaßt sind, werden hier Geschichte, Struktur, rechtliche Grundlagen, Organe der Kreise sowie deren Aufgaben und zuletzt die Adresse des Landkreistages genannt. Die Verzeichnung der Landkreise erfolgt im Alphabet der Bundesländer: jeweils nach einer Karte der gesamten Bundesrepublik, in der die Landkreise - im Gegensatz zur Vorauflage ohne Kreisstadt (!) - eingezeichnet sind, folgt der jeweilige Übersichtsbericht für das Bundesland, dann alphabetisch die Landkreise. Die Einträge für die Landkreise umfassen jeweils eine Seite und nennen zunächst die Grunddaten wie Regierungsbezirk, Einwohnerzahl, Fläche, Adresse der Kreisverwaltung und die Verwaltungsgliederung; beim letzten Punkt werden uneinheitlich entweder die Namen der zugehörigen Gemeinden aufgeführt, z.T. aber auch nur deren Zahl genannt; es folgt die Beschreibung des Kreiswappens, das für jeden Kreis farbig abgebildet ist; bei einzelnen Kreisen der neuen Bundesländer findet sich nur ein Wappenumriß mit dem Hinweis auf die noch ausstehende Entscheidung über das Kreiswappen. Für die Abschnitte Wappenbeschreibung und Historische Entwicklung zeichnet Linder verantwortlich, Die Struktur des Kreises, Sehenswürdigkeiten bearbeitete der zweite Herausgeber.

Als Beispiel sei der Landkreis Marburg-Biedenkopf (S. 163) vorgeführt: der Abschnitt Historische Entwicklung umfaßt 39 Zeilen: in 15 Zeilen erfahren wir von der früheren "territorialen und religiösen Zersplitterung", die dank der hessischen Gebietsreform 1974 einer "zumindest [immerhin !] administrativen Vereinheitlichung" gewichen ist. Das ist alles zur Historie: nichts von Bistumsgrenzen, die der Grenze zwischen den früheren Landkreisen Biedenkopf und Marburg folgte, nichts von der Zugehörigkeit des ersteren zu Hessen-Darmstadt (daher "Hinterland"), des letzteren zu Hessen-Kassel etc. Stärker kann historische Verkürzung nicht ausfallen. Die restlichen 24 Zeilen behandeln (nach der bereits im ersten Abschnitt erfolgten Wappenbeschreibung) wiederum das neue Kreiswappen und die Gründe, warum es für die beiden ehemaligen Landkreise und die ehemals kreisfreie Stadt Marburg paßt. Der Abschnitt Struktur des Kreises, Sehenswürdigkeiten liest sich wie ein schlechter Fremdenverkehrsprospekt: "voller Reize und Kontraste ... rustikale Behäbigkeit ... zauberhafte Bergwelt des 'Hessischen Hinterlandes'. ... Die altehrwürdige Universitätsstadt Marburg erhebt sich wie eine Krone über dem grünen Mantel des Wald- und Wiesenlandes ... mit der Elisabethkirche, dem ehemaligen [sic] Zeugnis frühgotischer Architektur ... Weit bekannte Volksfeste ... sind Spiegelbilder echt hessischer Fröhlichkeit."

Gemäß den Vorbemerkungen (S. 8) beabsichtigen die Herausgeber auch, dem Leser Reisetips zu geben, "die über die alltäglichen Touristikhinweise hinausführen", weshalb sie auch ein Register von ausgewählten Sehenswürdigkeiten angefügt haben: diese steigern sich langsam von Museen mit besonderem Zuschnitt, über Besondere Straßen, bis zu Außergewöhnlichem (z.B. Haflingerpferde) und Einigen Superlativen (größtes Altargemälde in Europa bis ältestes deutsches Zisterzienserkloster). Schlägt man diese Sehenswürdigkeiten dann im Hauptteil nach, wird man arg enttäuscht, da man dort nicht viel mehr Informationen als im Register erhält. Schließlich folgen noch ein alphabetisches Verzeichnis der Landkreise und eine tabellarische Übersicht über die Kreisreform (Bundesland, Datum des Inkrafttretens, Anzahl der Kreise vor und nach der Reform).[3]

Als Nachschlagewerk für Bibliotheken kann man Die deutschen Landkreise kaum empfehlen: Die Fakten und die Geschichte der Landkreise bekommt man mindestens genauso ausführlich im Brockhaus, Meyer etc.; für die Sehenswürdigkeiten kann man entweder ebenfalls auf diese zurückgreifen, oder aber sich gleich richtiger Reiseführer bedienen; Adressen findet man weitaus schneller in Länderadreßbüchern; für genaue Informationen über einen bestimmten Landkreis wird man sowieso auf eine speziellere Publikation zurückgreifen müssen. Wenigstens eine Karte zu jedem Landkreis mit Angabe der wichtigsten Gemeinden hätte man sich gewünscht, dafür hätte man auch gut auf die Wappenlastigkeit des Handbuches verzichten können. Alles in allem also eher ein Band wie er als Gastgeschenk von Bürgermeistern oder Landräten bei offiziellen Besuchen überreicht wird.

Saskia Hedrich / sh


[1]
Die deutschen Landkreise : Wappen, Geschichte, Struktur / hrsg. von Erich Dieter Linder und Günter Olzog. Mit einem Vorwort von Joseph Köhler und Günter Olzog. - München : Olzog, 1986. - 279 S. : Ill., Kt. ; 30 cm. (zurück)
[2]
Daß Linder in dieser Disziplin kein unbeschriebenes Blatt ist, kann man seiner Literaturauswahl entnehmen, in der er einen Artikel über die Wappen der deutschen Landkreise zitiert, den er in einer amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlicht hat. (zurück)
[3]
Die alphabetisch geordnete Gegenüberstellung der alten und neuen Landkreise sowie die Liste der KfZ-Kennzeichen sind gegenüber der 1. Auflage weggefallen. (zurück)

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