Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

"Say can you deny me"


96-2/3-318
"Say can you deny me" : a guide to surviving music by women from the 16th through the 18th centuries / Barbara Garvey Jackson. - Fayetteville : University of Arkansas Press, 1994. - XXI, 486 S. ; 24 cm. - ISBN 1-55728-303-6 : $ 45.00
[3448]

So zahlreich inzwischen die Nachschlagewerke zum Thema Frau und Musik auch sind, mit Say can you deny me gesellt sich ein neuartiges Werk hinzu: ein Katalog der Werke von Komponistinnen des 16. bis 18. Jahrhunderts,[1] die in Bibliotheken und privaten - der Öffentlichkeit meist nicht zugänglichen - Sammlungen Europas und Nordamerikas erhalten geblieben sind. Für den Titel stand der Textanfang eines Liedes von Gertrud Elisabeth Mara, einer Sängerin und Komponistin des 18. Jh., Pate.[2] Nicht enthalten sind verschollene Werke mit Ausnahme solcher, die erst in jüngster Zeit verlorengingen oder zerstört wurden.

Hilfreich bei der Erstellung des Kataloges waren der Autorin[3] u.a. die RISM-Zentrale in Frankfurt, bei der sie einen Auszug aus der RISM-Handschriftendatenbank (Stand 26.03.1992)[4] mit einer Liste der Siglen deutscher Bibliotheken erhielt, und die beiden deutschen Komponistinnenbibliotheken in Kassel und Unna.[5] Zusätzlich wurden spezielle biobibliographische Werke wie Cohen und The new Grove dictionary of women composers, die Gesamtkataloge der Einzel- und Sammeldrucke RISM, Musiklexika wie The new Grove, MGG (die alte Ausgabe), R. Eitners Biographisch-bibliographisches Quellenlexikon ..., Dissertationen über Komponistinnen mit Werklisten und meist mit Besitznachweisen zu in modernen Ausgaben nicht enthaltenen Werken, Repertoireverzeichnisse für einzelne Instrumente sowie allgemeine Bibliothekskataloge ausgewertet.

Die Einträge des Katalogteils umfassen jeweils unter dem Namen[6] der Komponistinnen - mit Lebensdaten bzw. zumindest Publikations- oder Wirkungszeit - die Titelaufnahmen der Werke (sowohl Handschriften als auch Drucke) mit Besetzungsangaben sowie Bestands- und bibliographischen Nachweisen. Die Bestandsnachweise verwenden die RISM-Siglen, einige wenige wurden neu gebildet. Aufgeführt sind alle bekannten Exemplare einschließlich Mikroformen.

Dem Katalog folgen 5 Anhänge: 1. Listen der Siglen, der zitierten Literatur und der Abkürzungen; 2. Komponistinnen, deren Werke nirgends nachgewiesen werden konnten; 3. männliche Komponisten, die - mit einer Ausnahme alle in Cohen - als Frauen identifiziert wurden (sozusagen bibliographische Transvestiten); 4. verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Komponistinnen; 5. Bibliographie moderner, nach 1850 erschienener Ausgaben, Bearbeitungen und Faksimiles - die älteren davon oft mit Besitznachweisen. Eine allgemeine Bibliographie der Sekundärliteratur sowie ein Besetzungsindex schließen das Werk ab.

Für Namen, Lebensdaten und Werke von Komponistinnen des 16. - 18. Jahrhunderts stellt dieses Werk eine wahre Fundgrube dar, die an Vollständigkeit[7] ihresgleichen sucht. Es fragt sich daher, ob die von Jackson erwähnte, von der RISM-Zentrale zusammen mit dem Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik (Kassel) geplante Veröffentlichung mit dem Arbeitstitel Komponistinnen in RISM A/II, die weitgehend dasselbe Material in nicht gravierend unterschiedlicher Aufbereitung enthalten müßte, wirklich der Mühe lohnte; für anscheinend vorhandene freie Kapazitäten gäbe es sinnvollere Betätigungsfelder.

Martina Rommel


[1]
Aufgenommen sind die Werke der vor 1800 geborenen Komponistinnen sowie solcher mit unbekannten Lebensdaten, die bis in die 1830er Jahre aktiv waren. (zurück)
[2]
Text von P. Hoare. Zum Lied selbst vgl. S. 266. (zurück)
[3]
Sie ist emeritierte Professorin des Music Department der University of Arkansas und betreibt die ClarNan Editions, einen Verlag für ältere Musik von Frauen. (zurück)
[4]
Zur CD-ROM-Ausgabe der Serie A 2, Manuscrits musicaux aprŠs 1600 s.o. IFB 96-2/3-311. (zurück)
[5]
Zu deren Katalogen s.u. IFB 96-2/3-320; 319. (zurück)
[6]
Verschiedene Namensformen sind angegeben; leider wird nicht grundsätzlich verwiesen, so z.B. nicht von Hotteterre bei Haulteterre, Elisabeth und von Martinville bei Martainville, Caroline. (zurück)
[7]
Eine Stichprobe ergab folgendes: von 20 Komponistinnen (Buchstabe A) sind 10 in Say can you deny me und im New Grove dictionary of women composers, 2 auch in Komponistinnen aus 800 Jahren, dessen Schwerpunkt allerdings beim 20. Jh. liegt, verzeichnet. 9 finden sich nur hier und 1 nur im New Grove dictionary. (zurück)

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