Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]
[ Bestand in K10plus ]

Die Kaiserdome Speyer, Mainz, Worms und ihr romanisches


96-2/3-301
Die Kaiserdome Speyer, Mainz, Worms und ihr romanisches Umland / Dethard von Winterfeld. [Fotos: Angelico Surchamp]. - Würzburg : Zodiaque-Echter, 1993. - 382 S. : Ill. ; 22 cm. - (Romanik in Deutschland). - ISBN 3-429-01489-1 : DM 78.00
[1722]
96-2/3-302
Romanik in Altbayern / Richard Strobel ; Markus Weis. [Fotos: Angelico Surchamp]. - Würzburg : Zodiaque-Echter, 1994. - 417 S. : Ill. ; 22 cm. - (Romanik in Deutschland). - ISBN 3-429-01616-9 : DM 78.00
[2740]
96-2/3-303
Romanik in der Königslandschaft Sachsen / Walter Wulf. [Fotos: Angelico Surchamp]. - Würzburg : Zodiaque-Echter, 1996. - 422 S. : Ill. ; 22 cm. - (Romanik in Deutschland). - ISBN 3-429-01737-8 : DM 78.00
[3373]

Wenn hier ausnahmsweise in der Abfolge der Rezensionen vom Alphabet der Gliederung abgegangen wird, und die Bände über die romanische Kunst in Deutschland nach denen für Frankreich besprochen werden, so liegt dies an dem Zusammenhang mit der vorstehend ausführlich gewürdigten Reihe La nuit des temps. Begann diese mit Bänden für einzelne französische Landschaften, so war bereits Bd. 8 (1958) einem anderen Land, der Suisse romane[1] gewidmet; es folgte mit Bd. 12 Catalogne romane, Bd. 1 (1960) der erste von 8 Bänden über die romanische Kunst in Spanien; weitere außerfranzösische in der Reihe vertretene Länder sind in chronologischer Folge: Bd. 21 Terre sainte romane (1964), Bd. 48 Lombardie romane (1978), der erste von 14 Bänden für Italien,[2] Bd. 59 (1983) Großbritannien (insgesamt 3 Bände), Bd. 66 - 67 Portugal roman (1986 - 1987), Bd. 71 Belgique romane (1989) und schließlich Bd. 81 Pays-Bas romans (1994). Die vielbändigen Darstellungen für Spanien und Italien wurden überwiegend von spanischen bzw. italienischen Kunsthistorikern bearbeitet, und die originalsprachigen Ausgaben erschienen meist gleichzeitig in spanischen und italienischen Verlagen.

Deutschland mußte bis 1993 warten, bis es mit Bd. 79 Palatinat roman als erstem von bisher 3 Bänden in der Reihe vertreten war. Auch in diesem Fall erscheinen die deutschsprachigen Originalbände etwa zeitgleich, und zwar im Echter-Verlag in Würzburg, der seit vielen Jahren Bände über romanische Kunst aus der Reihe La nuit des temps für den deutschsprachigen Leser in Übersetzung herausbringt und sich dabei in der Auswahl ganz offensichtlich an den bevorzugten Reisezielen deutscher Bildungsurlauber orientiert.[3]

Die Autoren der bisher erschienenen Bände der ungezählten Reihe Romanik in Deutschland sind Kunsthistoriker (Die Kaiserdome ...) bzw. Denkmalpfleger. Der erste Band enthält sogar einen Abschnitt Zum Konzept der Zodiaque-Reihe (S. 9 - 10), der allerdings enttäuscht, da er nicht wirklich auf die Konzeption eingeht, sondern fast ausschließlich auf die Problematik der territorialen Gliederung der Bände allgemein und des vorliegenden im besonderen. Er behandelt den "nördlichen Teil des Oberrheingebietes" (S. 13) mit den "Kaiserdomen" Speyer, Mainz und Worms. Der Autor thematisiert zwar die Problematik des Begriffs "Kaiserdom" (S. 14 - 16), der allenfalls auf den Dom zu Speyer zutrifft, dagegen sicherlich nicht auf die Bischofskirchen in Worms und Mainz. Dazu kommt, daß diesen drei Bauten nur ca. 160 der insgesamt ca. 380 S. gewidmet sind, da auch zahlreiche andere romanische und vorromanische Sakralbauten behandelt werden, die sich auf ein Territorium verteilen, das sich von Kloster Eberbach im Nordwesten bis Kloster Maulbronn im Südosten und von Seligenstadt im Nordosten bis Otterberg im Südwesten erstreckt und somit Bauten in drei heutigen Bundesländern behandelt.[4] Die Gliederung des Bandes ist wenig überzeugend: Von den einleitenden, bereits z.T. erwähnten Bemerkungen abgesehen, beginnt er mit einem Abschnitt über Die vorromanische Baukunst, gefolgt vom ersten Hauptteil Die Kaiserdome und dem zweiten über Die großen Klosterkirchen des 11. - 13. Jahrhunderts mit monographischen Abschnitten über einzelne Kirchen bzw. einer Mischung aus Sammelabschnitten lokalen (Die Kirchen der Stadt Worms), regionalen (Die Kirchen des Rheingaus), typologischen (Die Nachfolger des Wormser Doms) bzw. chronologischen (Die letzte Phase der Spätromanik) Zuschnitts mit Abschnittchen über Die kleineren Kirchen aus salischer Zeit und Kirchtürme aus staufischer Zeit. Sieht man von den Kurzbeschreibungen in den Sammelabschnitten ab, so gliedern sich die monographischen Darstellungen in einen Teil Geschichte und einen Teil Besichtigung, der nach einzelnen Bauteilen und bei der Kirche dann weiter nach dem Äußeren bzw. Inneren gegliedert ist. Die Baubeschreibungen bestechen durch Präzision und Nüchternheit und lesen sich am besten "vor Ort", da nur der kleinste Teil des Beschriebenen auch abgebildet ist; auf vorhandene Abbildungen wird im Text mit der Nummer verwiesen. Trotzdem ist der Band als Führer bei Besichtigungen nur bedingt brauchbar, da der Besucher ja kaum die Ausstattungsstücke aus nachromanischer Zeit wird übersehen wollen, die hier nicht behandelt werden. So sind z.B. bei der Beschreibung des Inneren der Klosterkirche Eberbach gerade noch "die sehr qualitätvollen Grabdenkmäler Mainzer Erzbischöfe des 14. Jahrhunderts" (S. 260) erwähnt, die Grablege der Grafen von Katzenelnbogen aber schon nicht mehr. Um bei Kloster Eberbach als Exempel zu bleiben: ein großzügiger Plan der Gesamtanlage des Klosters (S. 252 - 253), ein Grundriß der Kirche (S. 256), eine Tabelle mit deren Maßen (S. 257) sowie ganz knappe Literaturangaben (gerade 2 Titel) am Schluß ergänzen die Beschreibung und die drei Abbildungen (Nr. 69 - 71).[5]

Der Band Romanik in Altbayern ist von der räumlichen Begrenzung viel weniger problematisch: er behandelt - in dieser Abfolge - die Diözesen Regensburg und Passau (die Beschreibung der Kirchen der Stadt Regensburg nehmen allein die ersten 150 Seiten ein), Eichstätt, Augsburg sowie Freising (einschließlich der einstmals zum Bistum Salzburg gehörigen Orte). In der Einführung wird der Leser u.a. über Landeskundliche Voraussetzungen, Herrschaft und Stifter, Bistümer und Klöster sowie über den romanischen Kirchenbau und seine Bauteile aufgeklärt. Letzteres würde auch den beiden anderen Bänden gut anstehen.

Der Band Romanik der Königslandschaft Sachsen deutet mit dem Begriff "Königslandschaft" an, daß das behandelte Gebiet nicht etwa im heutigen Bundesland Sachsen zu suchen ist, sondern im alten Herzogtum Sachsen und somit dem heutigen Land Niedersachsen sowie Teilen von Sachsen-Anhalt.[6] Die Abfolge unterscheidet sich von der eher verwirrenden des ersten Bandes und der Gliederung nach Diözesen des zweiten durch eine rein formale, nämlich dem Ortsalphabet folgende, und zwar in zwei Teilen für Hauptwerke und Kurzbeschreibungen. Abweichend von den beiden anderen Bänden sind die bibliographischen Angaben nicht den Beschreibungen zugeordnet, sondern am Schluß zusammengefaßt, was für den Abschnitt Allgemeines[7] noch angehen mag, für den Abschnitt Objekt- und werkbezogene Darstellungen aber ausgesprochen unpraktisch ist, da innerhalb nur alphabetisch geordnet ist und man sich die Titel zu einem Ort oder einem Bauwerk erst mühsam zusammensuchen muß.

Insgesamt wäre der Reihe Romanik in Deutschland, für die weitere fünf Bände vorgesehen sind,[8] eine größere Einheitlichkeit zu wünschen.[9] Die eigentlich notwendige Präzisierung des Titels, daß hier ausschließlich sakrale Bauwerke behandelt werden, läßt sich nachträglich allerdings kaum noch einbringen. Insgesamt nehmen die Bände von ihrer Funktion her eine schwierige Zwitterstellung ein: als allgemeine (regional gegliederte) Einführung in die romanische Kunst taugen sie nur bedingt und auch als Kunstführer sind sie allein nicht zureichend, es sei denn, der Reisende verschlösse die Augen vor allem nicht Romanischen und vor profaner Architektur allemal. Da es für Deutschland genügend adäquate Kunst-(Reise-)Führer gibt, entfällt auch der Effekt, den die Bände zur französischen und italienischen Kunst der Romanik erzielen, nämlich auf wenig Bekanntes aufmerksam zu machen. Das wird der Akzeptanz dieser Bände bei einer eingestimmten Gemeinde allerdings keinen Abbruch tun, für die der Verlag sogar "Leserreisen" "unter der fachkundigen Führung des Autors" organisiert; einen Band der Reihe "nach Ihrer Wahl" gibt es als kostenlose Dreingabe.

sh


[1]
Die völlig neu bearbeitete 3. Aufl. hat im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden, die von mehreren französischsprachigen Autoren stammten, einen neuen, deutschsprachigen Verfasser. Sie ist im Mai 1996 in französischer Übersetzung als Bd. 8 der Reihe La nuit des temps erschienen und für Herbst 1996 ist die deutsche Ausgabe beim Echter-Verlag angekündigt: Romanische Schweiz / Hans-Rudolf Meier. - Würzburg : Zodiaque-Echter, 1996. - ca. 400 S. : Ill. - ISBN 3-429-01807-2 : ca. DM 78.00. (zurück)
[2]
Der vorletzte Band über Italien in deutscher Übersetzung sei wenigstens erwähnt, da er mit Südtirol auch einen zum deutschsprachigen Bereich der romanischen Kunst gehörigen Landesteil behandelt:
Romanisches Venetien : mit Südtirol / Gianna Suitner-Nicolini. [Übersetzung ins Deutsche: Eva Wiesmann]. - Würzburg : Zodiaque-Echter, 1994. - 389 S. Ill. ; 22 cm. - EST: Le venezie <dt.>. - ISBN 3-429-01586-3 : DM 78.00 [2196].
Er ist primär nach Landschaften gegliedert, die in der deutschen Übersetzung irreführend als Regionen bezeichnet werden, was zu Verwechslungen mit den italienischen regioni Anlaß gibt; die Landschaften decken sich auch nur partiell mit den provincie. Sie behandeln jeweils zuerst die Hauptorte und dann das Umland: Venedig, Padua, Vicenza, Verona, Trient; das letzte Kapitel ist der Wandmalerei gewidmet und behandelt - eher disparat - Aquileia und eben die Südtiroler, durch ihre Fresken berühmten Kirchen. (zurück)
[3]
Für Frankreich nur die nördlichen Provinzen von der Bretagne über die Normandie bis zur Ile-de-France, Elsaß und Lothringen, Burgund, Auvergne, Provence, C“te-d'Azur, Languedoc und Roussillon. Von den 14 Bänden für Italien liegen 8 in Übersetzung vor; es fehlen der Band über Piemont/Ligurien sowie, von Apulien und Sizilien abgesehen, bezeichnenderweise alle Bände für Süditalien und Sardinien. Von den restlichen Ländern wurden nur die für Portugal und für das Heilige Land übersetzt. Der Band für die Schweiz wurde bereits erwähnt. (zurück)
[4]
Der Titel der französischen Ausgabe Palatinat roman läßt zwar den für französischsprachige Leser nichtssagenden Begriff "Kaiserdome" beiseite, führt jedoch mit der ausdrücklichen Benennung der Pfalz gründlich in die Irre. (zurück)
[5]
Eine sehr ausführliche, kritische und dazu sehr persönlich gehaltene Rezension des Bandes über Die Kaiserdome stammt von einem Philosophiehistoriker: Viel Gewölbe und Gesims : beschriebene Romanik, ungeschriebene Geschichte / von Kurt Flasch. // In: Frankfurter Allgemeine. - 1993-12-07, S. L 19. (zurück)
[6]
Auch in diesem Falle ist der Titel der französischen Ausgabe Saxe romane eher irreführend. (zurück)
[7]
Das Literaturverzeichnis wurde vermutlich vom Verlag zusammengestellt und zeugt von wenig Sorgfalt: die Zitate sind z.T. ineinandergeschoben, wo sie eigentlich auf neuer Zeile mit Versalien beginnen sollten: Unnötigerweise werden auch andere Bände des Verlages zur romanischen Kunst zitiert (dazu mit Druckfehlern Romanisches Venezien statt Venetien), obwohl sie mit dem Thema des vorliegenden Bandes überhaupt nichts zu tun haben. (zurück)
[8]
Oberrhein und Schwaben; Mosel und Mittelrhein; Köln und Niederrhein; Hessen, Franken, Thüringen; Westfalen. (zurück)
[9]
Weitere Beispiele für die lasche redaktionelle Kontrolle: Zwar verfügen alle Bände über Ortsregister, nur der dritte aber bietet zusätzlich auch ein Namenregister. - In den wenig präzisen Kartenskizzen, mit denen man aus den französischen Bänden vertraut ist, sind die behandelten Orte mit Signaturen für die Art der Denkmäler eingetragen; nur Bd. 1 und 3 geben gleichzeitig an, ob es sich um eine ausführliche oder um eine kurze Darstellung handelt, bei Bd. 2 muß man auf diese Differenzierung verzichten. (zurück)

Zurück an den Bildanfang