Der Band über Paris von 1994, der hier exemplarisch vorgestellt werden soll, verzeichnet in handbuchartiger Beschreibung ca. 1000 Pariser Kunstdenkmäler von den Anfängen bis zur Gegenwart, plakativ im Klappentext umschrieben "des thermes galloromains de Cluny … la Grande BibliothŠque". Mitgearbeitet an dieser Zusammenstellung haben 50 namhafte Kunsthistoriker, darunter etliche Mitarbeiter des Inventaire Général. Nach Einführungstexten zu Geographie und Geschichte von Paris und einer relativ ausführlichen, nach Epochen gegliederten Architektur- und Kunstgeschichte - auf bibliographische Angaben wird leider verzichtet - folgt sofort das Alphabet der Denkmäler; eine topographische Feingliederung, etwa nach Stadtvierteln, wird im Gegensatz zu dem nach Rundgängen und Stadtvierteln geordneten Paris-Band der Guides bleus und dem nach Quartieren angelegten Reclam-Band nicht mehr vorgenommen. Die räumliche Zusammenführung der Denkmäler wird jetzt einzig über beigefügtes Kartenmaterial geleistet, eine genaue Lokalisierungsangabe ist dazu jeder Objektbeschreibung beigegeben. Die auf reine Faktenvermittlung zielenden Texte zu den einzelnen Baudenkmälern sind ausformuliert; stichwortartig aufgelistet werden dagegen meist die Ausstattungsgegenstände; zusätzliche Beschreibungs- oder Interpretationshilfen für den konkreten Besichtigungsfall werden nicht geboten und würden auch den Nachschlagecharakter des Bandes, wie er gerade auch in der alphabetischen Ordnung zum Ausdruck kommt, stören. Zahlreiche Abbildungen (Grund- und Aufrisse, historische und aktuelle Abbildungen usw.) illustrieren den Text. Das Alphabet selbst berücksichtigt aber nicht nur die Baudenkmäler unter ihrem Namen, sondern rechnet - ganz im klassischen Architekturverständnis - auch die Garten- und Parkanlagen hinzu; auch unter den Straßennamen findet man Eintragungen mit einer Auflistung ihrer Denkmäler oder einer Verweisung auf einen eigenständigen Artikel. Man hätte sich allerdings sowohl mehr Verweisungen als auch mehr Eintragungen im ersten der beiden Register (dem für die Denkmäler, das andere verzeichnet die Künstler) gewünscht. So werden beispielsweise die zahlreichen Pariser Adelshöfe nur unter ihrem "Hauptnamen" verzeichnet: im Führer ist allerdings das vielen seit seiner Nutzung als Museum als Musée Picasso bekannte Hotel nur unter dem Namen H“tel Salé (mit Hinweis im Text auf den anfänglichen Namen als H“tel Aubert de Fontenay) zu finden. Da Sammlungen im Paris-Band nicht verzeichnet und beschrieben werden - eine Ausnahme bildet die kurze Auflistung der Sammlungsschwerpunkte des Louvre als Annex zu seiner baugeschichtlichen Beschreibung -, findet sich folgerichtig auch für das Musée Picasso kein Eintrag unter dem Museumsnamen; aber auch über das Register der Künstler findet sich unter Picasso kein Hinweis, obwohl im Texteintrag zum H“tel Salé abschließend die heutige Museumsfunktion sehr wohl vermerkt wird. In diesem Bereich ist in jeder Hinsicht der Paris-Band der Guides bleus informativer und dazu besser erschlossen. Seine Register haben Eintragungen sowohl unter H“tel Salé als auch unter Musée Picasso. Was im ersten Moment nur als Manko des Paris-Bandes der Guides du patrimoine ins Auge fällt, ist jedoch augenfälliges Indiz für die unterschiedliche Ausrichtung der beiden Reihen: beide verzeichnen zahlreiche Kunstdenkmäler, doch während die Guides bleus alle Informationsbedürfnisse eines kunstinteressierten Reisepublikums befriedigen wollen, beschränken sich die Guides du patrimoine ausschließlich auf architekturhistorisch bedeutende Objekte. Gerade mit Blick auf die nach wie vor unzureichende Denkmaldokumentation in Frankreich wäre also eine rasche und alle Regionen Frankreichs abdeckende Fortführung dieser Reihe besonders erwünscht. Erst dann lägen Führer auch für die französischen Kunstdenkmäler vor, die sich in etwa mit Pevsners Buildings of England[2] und dem Dehio für den deutschsprachigen Raum vergleichen ließen. Da bis zur Erreichung dieses Zieles sicher noch Jahre vergehen werden, wird man gerne auch zu Führern greifen, die außerhalb dieser Reihe erscheinen, inhaltlich aber durchaus zur Grundkonzeption der Guides du partrimoine passen.