Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 2/3
[ Bestand in K10plus ]

Katalog-Lexikon zur österreichischen Literatur des 20.


96-2/3-220
Katalog-Lexikon zur österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts. - Wien : IG Autoren - Autorensolidariät. - 30 cm. - ISBN 3-900419-18-3 : öS 1480.00. - (Literaturhaus, Seidengasse 13, A-1070 Wien)
[3299]
Teil 1. AutorInnen
Bd. 1. A - [L] / [Hrsg.: Gerhard Ruiss]. - 1995. - 230 S. Ill.
Bd. 2. M - Z / [Hrsg.: Gerhard Ruiss]. - 1995. - S. 235 - 464 : Ill.
Teil 2. Lieferbare Titel
Bd. 1. Lieferbare Titel österreichischer AutorInnen und ÜbersetzerInnen in österreichischen (inklusive Südtiroler) Verlagen / ZsStellung des Bd.: Manuela Arzberger ... - [1995]. - 257 S. : Ill.
Bd. 2. Lieferbare Titel österreichischer AutorInnen und ÜbersetzerInnen in deutschen, Schweizer und anderen deutschsprachig produzierenden Verlagen / ZsStellung des Bd.: Patricia Hladschik ... - [1995]. - 206 S. : Ill.

Das anzuzeigende Werk ist aus Anlaß des Österreich-Schwerpunkts der Frankfurter Buchmesse im Jahre 1995 erschienen.[1] Es besteht aus zwei Teilen zu je zwei Bänden: einem Autorenlexikon und einem Verzeichnis lieferbarer Titel aus Literatur und Kulturpolitik.

Das Verzeichnis lieferbarer Titel besteht selbst wieder aus zwei Teilen; diese noch einmal aus jeweils zwei Alphabeten der Verlagsnamen, der allgemeinen und der Kinder- und Jugendliteratur. Die beiden Teile bieten, getrennt nach Österreich und Südtirol einerseits, Deutschland, Schweiz usw. andererseits, die Titel österreichischer Autoren aus den jeweiligen Verlagsprogrammen. Der Österreich- bzw. Südtirol-Band enthält das etwa 6600 Titel umfassende Programm von 235 Verlagen, von denen 56 ein Kinder- und Jugendbuchprogramm führen. Die Neuerscheinungen 1995 werden mit einem Werbetext präsentiert. Der Auslandsband weist rund 5300 Titel in nicht-österreichischen Verlagen nach. Zwei Register der allgemeinen bzw. der Autoren von Kinder- und Jugendbüchern verweisen jeweils auf die Verlage.

Den Kern des Unternehmens, der in Bibliotheken für längere Zeit von Interesse sein wird, bildet jedoch das Autorenlexikon. Betitelt wird es als AutorInnen-Lexikon - mit penetranter political correctness von Sprachbürokraten, die sich nicht auf Österreichs Mitzeichnung der neuen Rechtschreibreform berufen können, wird da die Sprachsensibilität vieler österreichischer Schriftstellerinnen verhöhnt. (Die beschriebenen Verzeichnisse lieferbarer Bücher erproben dazu noch die Variante Autor/inn/enregister.)

Es handelt sich um ein alphabetisch angelegtes Verzeichnis, dessen einzelne Einträge in der Regel folgende Kategorien einschließen: Name und ggf. abweichende Formen; Geburtsdatum und -ort; Preise, Auszeichnungen usw.; Kurzbiographie; Mitgliedschaften; bibliographische Verzeichnung der selbständig erschienenen Erstveröffentlichungen. Fast allen Artikeln ist eine Photographie beigefügt. Es fehlt die Sekundärliteratur, für die man eine ebenfalls 1995 erschienene Veröffentlichung der Forschungs- und Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur heranziehen kann.[2]

Das Lexikon beschränkt sich - im Gegensatz zum Verzeichnis lieferbarer Bücher - auf lebende österreichische Autoren, gleichgültig ob sie in Österreich geboren sind, dorthin zu- oder von dort weggezogen sind. Der Kreis der Aufgenommenen ist auch sachlich erfreulich weit gezogen. So wird z.B. auch die sonst oft vergessene Übersetzung zu Recht als genuin literarische Tätigkeit verstanden. Ähnlich weit gefaßt sind auch die Werkkriterien im bibliographischen Teil, der jeweils auch Daten zur Tätigkeit für Theater, Film, Fernsehen, Rundfunk usw. enthält.

Bei der Benutzung ist - trotz der Mitwirkung so renommierter Institutionen wie der Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur - die Vorsicht vonnöten, die sich eben bei allen schnell aus aktuellem Anlaß erstellten Produkten empfiehlt. Die Biographien beruhen zu einem großen Teil auf Selbstpräsentationen. So bleiben erklärtermaßen "Angaben unberücksichtigt, die zwar möglich und vorgesehen gewesen wären, aber auf Wunsch der AutorInnen nicht zur biobibliografischen Darstellung herangezogen werden sollten." Dies Verfahren als gestützt auf "autorisierte Angaben" zu bezeichnen - dazu gehört schon ein wenig Schlawiner-Chuzpe.

Im einzelnen: Wenn Herbert Rosendorfer, der sich in seinen Schriften immer wundert, zur österreichischen oder Südtiroler Literatur geschlagen zu werden, verzeichnet ist, warum dann nicht der sich selbst als Südtiroler Autor verstehende Franz Tumler? Wenn der Biochemiker und Essayist Erwin Chargaff aufgenommen ist, warum nicht die Kritikerin Sigrid Löffler, die freilich bekanntermaßen als persona ingrata gilt. Wenn allenthalben die Möglichkeiten der Dokumentationsstelle, der Österreichischen Nationalbibliothek usw. zur Nachrecherche herangezogen worden sind, warum wird dann der erwähnte H. Rosendorfer noch immer als Amtsrichter in München geführt, obgleich doch bekannt ist, daß er bald nach der Wiedervereinigung ans Oberlandesgericht nach Naumburg a. d. S. gewechselt ist? Vielleicht, weil die entsprechende Aktualisierung des Kritischen Lexikons zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur noch aussteht? Dergleichen Fragen könnte man noch manche stellen. Es sei aber auch hervorgehoben, daß der Autorenteil sehr viele nützliche Informationen zusammengetragen hat, die man anderswo nicht findet.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Zur Buchmesse 1995 wurde eine Pressemappe mit dem Titel CD-Rom Demonstrationsversion - Österreichische Literaturdatenbank des 20. Jahrhunderts. - Wien, Mai 1995 verteilt. Auf eine Anfrage bei der IG Autorinnen Autoren wurde mit Brief vom 12.06.96 folgendes mitgeteilt: "leider verfügen wir über keine elektronische Version unseres Katalog-Lexikons - eine CD-Rom Version ist allerdings geplant - frühester Erscheinungstermin: Frühjahr 1997." [sh] (zurück)
[2]
Zur österreichischen Literatur seit 1945 : eine kommentierte Auswahl-Bibliographie / zsgest. von Klaus Schachner. Unter Mitarb. von Karin Fleisch. - Wien : Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur, 1995. - 245 S. ; 23 cm. - (Zirkular / Forschungs- und Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur : Sondernummer ; 16). - ISBN 3-900467-16-1 : öS. 250.00 - (Dokumentationsstelle ..., Seidengasse 13, A-1070 Wien) [2893]. - Vgl. IFB 96-1-031. (zurück)

Zurück an den Bildanfang