Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
[ Bestand in K10plus ]

Wie finde ich medizinische und pharmazeutische Literatur


96-1-124
Wie finde ich medizinische und pharmazeutische Literatur / Ulrich Korwitz. Unter Mitarb. von Frank Heidtmann. - 3., völlig neu bearb. Aufl. - Berlin : Berlin-Verlag Spitz, 1995. - 203 S. ; 21 cm. - (Orientierungshilfen ; 6) (Veröffentlichungen des Instituts für Bibliothekswissenschaft und Bibliothekarausbildung der Freien Universität Berlin). - ISBN 3-87061-441-2 : DM 39.80
[2550]

Die beiden ersten Auflagen, die von einem anderen Verfasser stammten, erschienen 1978 bzw. 1981 und waren inzwischen heillos überholt, nicht zuletzt im Hinblick auf die Möglichkeiten der Informationsvermittlung mit Hilfe von Datenbanken, die ja in erster Linie auf dem Gebiet der Medizin in die Bibliotheken Eingang gefunden hat. Obwohl es diverse - allerdings auch nicht mehr ganz aktuelle - anglo-amerikanische Führer zu den Informationsmitteln der Medizin gibt, bestand für den deutschsprachigen Benutzer weiterhin ein Bedarf nach einem solchen Führer, den Wolfram Neubauer und andere 1992 unter dem Titel Medizin : Informationsbeschaffung und -verarbeitung[1] vorgelegt haben.

Der hier anzuzeigende Führer ähnelt dem von 1992 in mancher Hinsicht. Er gibt gleichfalls eine Einführung in die Benutzungseinrichtungen wissenschaftlicher Bibliotheken und behandelt einschlägige Sammelschwerpunkte in Deutschland, in Sonderheit die Deutsche Zentralbibliothek der Medizin, an der der Autor tätig ist.[2] Beide Führer behandeln selbstverständlich die digitalisierten Informationsmittel. Der Hauptteil, Informationsvermittlung überschrieben, gliedert sich in zwei Teile: 1. Informationsvermittlung mit Hilfe der EDV, in dem, sieht man von einigen Datenbankführern ab, nur die wichtigsten biomedizinischen Datenbanken und ihre Anbieter vorgestellt werden und dazu an einem elementaren Beispiel einer EDV-gestützten Literatursuche die Recherchemöglichkeiten vor Augen geführt werden; 2. Informationsvermittlung mit Hilfe von gedruckten Fachauskunftsmitteln und Fachbibliographien behandelt im ersten Abschnitt Typen von Sachauskunftsmitteln (z.B. Fachlexika und -wörterbücher, Adreßbücher, Biographien, Pharmakopöen) und im zweiten dann Bibliographien für verschiedene Schriftengattungen, darunter auch Allgemeinbibliographien. Die Titel sind sämtlich annotiert, allerdings wenig konsistent und z.T. ausgesprochen dürftig unter Beschränkung auf Formales.[3] Ausführlich sind dagegen die Erläuterungen zu den zentralen Informationsmitteln wie z.B. dem Index medicus. Allerdings macht sich hier die Trennung in einen - eher theoretischen EDV-Teil und in den der konventionellen Recherche gewidmeten Teil negativ bemerkbar. So wird im letzteren nur kursorisch und ganz allgemein auf die Vorzüge der Online- und der CD-ROM-Version verwiesen. Besser wäre es wohl gewesen, die Recherche in der letzteren als der primären und bequemsten detailliert zu beschreiben und dabei auch auf die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen CD-ROM-Angebotsformen genauer einzugehen, deren Existenz im ersten Abschnitt nur angedeutet wird.[4] Diese Schwerpunktsetzung würde freilich den Charakter eines derartigen Führers völlig verändern, doch scheint dieser Weg im Hinblick auf die Benutzungswirklichkeit unvermeidlich. Stattdessen könnte man auf manche hier verzeichneten allgemeinen Informationsmittel verzichten, etwa auf die Bibliographien der Bibliographien.[5] Das gilt übrigens auch für den Band von Neubauer, der aber mit ca. 500 Titeln ziemlich genau die doppelte Menge des vorliegenden Führers bietet und dazu auch - allerdings nicht annotiert - Zeitschriften der Medizin aufführt, die als Gattung trotz ihrer Bedeutung für die primäre Information im vorliegenden Band gar nicht vorkommen. - Es scheint dem Rezensenten, als ob sich derartige fachliche Führer - für das Gebiet der Medizin noch mehr, als für andere Gebiete - an einem Scheideweg befinden: einerseits wird man weiterhin umfassende, kompetent annotierte Führer zu den Informationsmitteln in gedruckter und digitalisierter Form benötigen, was aber erfahrungsgemäß eher die Sache der anglo-amerikanischen Kollegen ist. Andererseits sollte es auch hierzulande möglich sein, eine elementare und ausführlich kommentierte Einführung in die allerwichtigsten Informationsmittel für die Hand des Studenten und des Praktikers zu schreiben, in der den digitalisierten Angebotsformen ihrer Bedeutung entsprechend der erste Rang vor den gedruckten Versionen gegeben werden sollte.

sh


[1]
Medizin : Informationsbeschaffung und -verarbeitung / von Wolfram Neubauer, Reinhard Horn und Ursula Gailer. Mit Beitr. von Martina Reich. - Linnich : cm-Verlag, 1992. - 302 S. ; 24 cm. - ISBN 3-929343-00-2 : DM 78.00. - Nebent.: Fach-info Medizin. - (cm-Verlag, Leinenpfad 24, 52441 Linnich) [1445]. - Vgl. IFB 93-1/2-087 (hier sind auch die erwähnten Führer anglo-amerikanischen Ursprungs zitiert). (zurück)
[2]
Seine Hausarbeit zur Laufbahnprüfung für den Höheren Bibliotheksdienst bei der FHS für Bibliotheks- und Dokumentationswesen in Köln, Frühjahr 1983, ist in überarbeiteter Fassung erschienen:
Zur Geschichte der fachlichen Literaturerschließung : die medizinischen Referateblätter des J.-Springer-Verlages / Ulrich Korwitz. - München [u.a.] : Saur, 1985. - XI, 204 S. : graph. Darst. (zurück)
[3]
Z.B. bei den Abkürzungswörterbüchern Nr. 55 - 64, bei denen sich die Annotationen so gut wie ausschließlich auf die Nennung der Zahl der enthaltenen Abkürzungen beschränken, dazu in offensichtlich beabsichtigten sprachlichen Varianten. Während sich diese Zahl jedoch aus dem Vorwort oder dem Waschzettel leicht entnehmen läßt, hätte man sich zusätzlich Auskunft über die fachlichen und formalen Schwerpunkte gewünscht. (zurück)
[4]
S. 46 und S. 60; an dieser Stelle wird auch - viel zu knapp - die Software Knowledge finder erwähnt (vgl. dazu IFB 95-1-156). (zurück)
[5]
Daß die Bibliographischen Berichte (Nr. 156) zum Vorgänger der Bibliographie der Bibliographien (nicht: Bibliographien ..., Nr. 155) gemacht werden, ist nicht zutreffend und tut den ersteren Unrecht.
Unter den biographischen Informationsmitteln sind aktuelle ohne Unterscheidung mit solchen gemischt, die man nur für medizinhistorische Fragestellungen heranziehen wird. Diese Unterscheidung wäre aber unter didaktischem Aspekt unbedingt erforderlich, zumal auch sonst von Medizingeschichte nicht die Rede ist. - Der Poggendorf (Nr. 118) hat übrigens keineswegs sein Erscheinen eingestellt (vgl. IFB 95-4-646 - 647). (zurück)

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