Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
[ Bestand in K10plus ]

Hamburg-Bibliographie


96-1-114
Hamburg-Bibliographie / hrsg. von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Bearb. von Ulrich Hagenah und Clemens Heithus. - München [u.a.] : Saur. - 24 cm
[3159]
Bd. 1. 1992 (1995). - XXI, 746 S. - ISBN 3-598-23620-4 : DM 98.00

Nachdem im Vorgänger der neuen Hamburg-Bibliographie, der Bücherkunde zur hamburgischen Geschichte,[1] bereits im Vorwort zu 4. 1971/80 (1983) zu lesen stand, daß "neue Forschungsschwerpunkte ... es geboten erscheinen lassen, die Systematik zu modifizieren", wurde an derselben Stelle in 5. 1981/86 (1990) schließlich angekündigt, daß dieser der letzte derartige Band sei, und es wurden dort bereits einige Überlegungen zur Realisierung angestellt. Die Schaffung einer modernen Regionalbibliographie - weg von der Beschränkung auf die Verzeichnung bloß landesgeschichtlicher Literatur, hin zur objektiven Allgemeinbibliographie, die alle Lebensbereiche berücksichtigt - führte erwartungsgemäß zu einer starken Vermehrung der zu verzeichnenden Titel, eine Belastung, der die Bibliothek des Staatsarchivs nicht gewachsen war, zumal damit ihr eigentliches Sammelgebiet überschritten wurde. Aus diesem Grund wurde eine eigene Dienststelle für die Hamburg-Bibliographie an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky eingerichtet. Der Wechsel in der Bearbeitung wurde auch gleich dazu benutzt, um die Erfassung der Titel und die Druckaufbereitung auf EDV umzustellen. Bemerkenswert ist dabei, daß die Daten direkt im früheren Norddeutschen Bibliotheksverbund (seit 01.01.1996 im Göttinger Verbund) erfaßt werden.[2] Die Druckaufbereitung erfolgt dann allerdings gesondert mit der Software ABACUS. In den Hinweisen zur Benutzung werden inhaltliche Konzeption und Erschließung der Hamburg-Bibliographie dargelegt. Erstere entspricht der anderer moderner Regionalbibliographien: verzeichnet werden selbständig und unselbständig erschienene Hamburgensia (hier unter Einschluß von Zeitungsartikeln); der Verdeutlichung des Einzugsgebietes dient eine Kartenskizze der Bezirks- und Stadtteilgrenzen. Insgesamt entsprechen lt. den Benutzungshinweisen 7575 Nummern 5752 verschiedene Titel,[3] da auf Verweisungen zugunsten von Mehrfacheintragungen verzichtet wird. Im Prinzip ist das natürlich benutzerfreundlich, doch scheint hier des Guten zuweilen etwas zu viel zu geschehen, wie man auch an den unten aufgeführten Beispielen bei den personenbezogenen Schriften ablesen kann. Von der Gesamtzahl entfallen 24 % auf Monographien, während immerhin 31 % aus Zeitungen,[4] 37 % aus Zeitschriften und 8 % aus Sammelwerken stammen. Verzeichnisse der ausgewerteten Periodika und der Titelabkürzungen sind dem Hauptteil vorangestellt.

Dieser besteht nur aus einem Sachteil, da im Gegensatz zu den Bibliographien für die Flächenstaaten ein Ortsteil nicht benötigt wird[5] und auf einen Personenteil zugunsten einer Einordnung der Personen an der jeweiligen Sachstelle verzichtet wird. Daß hier das Vorbild letztlich der Hessischen Bibliographie[6] maßgeblich ist, liegt auf der Hand. In 41 Hauptgruppen und zwei weiteren Hierarchieebenen, teilweise nochmals durch Schlagwörter untergliedert, werden die laufend durchnumerierten Titel in zweispaltigem Satz nach RAK-WB, RAK-Karten und RAK-UW (hier allerdings mit teilweise abweichenden Deskriptionszeichen) verzeichnet. Die beiden ersten Gliederungsstufen, die sich an der Mustersystematik der Arbeitsgemeinschaft Regionalbibliographie orientieren, bilden mit den Titelnummern zusammen eine dem Hauptteil als Inhaltsverzeichnis vorangestellte Systematische Gliederung. Die beiden Register - für Verfasser, Urheber, und Sachtitel (nur von Sachtitel- und Urheberwerken) einerseits sowie für Orts-, Personen-, Körperschaftsnamen und für Schlagwörter andererseits - verweisen auf die Titelnummern; ist der Titel an mehreren Systemstellen vertreten, werden diese Nummern durch Gleichheitszeichen verbunden. Das Formalregister hat auch die von RAK-WB geforderten Nebeneintragungen und Verweisungen; die Sacherschließung richtet sich nach RSWK, wobei lt. Vorwort auf Zeit- und Formschlagwörter in der Regel verzichtet wird.

Um das Fehlen eines Personenteils auszugleichen, enthält das Register Eintragungen unter Biographie / [Personenname]. Neben dieser fünf Spalten umfassenden Aufführung gibt es allerdings auch - ohne daß dies erklärt würde - ganz am Ende des Hauptteils ein Kapitel Biographien mit zwei Abschnitten, nämlich Biographiensammlungen, der seine Berechtigung hat und Einzelbiographien, der eigentlich obsolet ist. Letzterer enthält noch einmal 45 Namen und somit etwa ein Zehntel aller Biographien, wobei eine Stichprobe allein bei den ersten drei Eintragungen bereits drei verschiedene Verfahren offenbarte: Hans Albers (Nr. 7542=6509) ist mit demselben Titel ein weiteres Mal an der ihm zukommenden Sachstelle vertreten; Wilhelm Berkhan (Nr. 7543) fehlt an der Stelle Biographie im Register gänzlich, findet sich dann aber unter seinem Namen als Schlagwort, wobei man erfährt, daß derselbe Titel noch weitere zweimal verzeichnet ist; Johann Georg Büsch (Nr. 7544) findet sich an der Stelle Biographie im Register nur mit dieser Nummer, während unter seinem Namen ein weiterer Titel nachgewiesen wird und dazu mit dem Unterschlagwort / Armenfürsoge ein dritter mit zwei Eintragungen. Warum es dann noch einmal eine Eintragung unter seinem Namen mit einem durch Einrückungs- statt Schrägstrich abgetrennten Begriff Wirtschaftswissenschaften gibt, der auf eine Nummer verweist, die bereits an der Hauptstelle aufgeführt ist, läßt das Verfahren noch undurchsichtiger erscheinen. Diese Uneinheitlichkeiten sollten mit dem nächsten Jahrgang verschwinden. [sh]

Der Übergang auf die moderne Form der Landesbibliographie nach dem Vorbild anderer Bundesländer ist uneingeschränkt zu begrüßen, ebenso die Tatsache, daß damit eine gewisse regionalbibliographische Einheitsfront entsteht, aus der sich auch große Flächenstaaten auf Dauer nicht werden ausschließen können. Zu hoffen ist, daß es bald gelingen möge, die noch bestehende Lücke 1987/89 zwischen der alten und der neuen Bibliographie zu schließen.[7]

Saskia Hedrich


[1]
Bücherkunde zur hamburgischen Geschichte : Verzeichnis des Schrifttums ... / hrsg. durch den Verein für Hamburgische Geschichte. - [Hamburg]. - [1]. 1900/37 (1939) - 5. 1981/86 (1990). - Die Titelfassung bewahrt bis heute den Geschmack des Jahres, in dem die Bibliographie begründet wurde. (zurück)
[2]
Hier kann man zur Zeit nur nach einem Stichwort recherchieren, später soll dann der Einstieg über eine Systemgruppe möglich sein. (zurück)
[3]
Der letzte Fünfjahresband der Bücherkunde ... verzeichnete dagegen nur 5582 Nummern; der immense Zuwachs erklärt sich aus der Änderung der Konzeption. (zurück)
[4]
Auch wenn man die Enthaltsamkeit anderer Landesbibliographien was den Verzicht auf den Nachweis von Zeitungsbeiträgen partiell bedauern mag, so kann man an der Zahl und (nach Titel und Umfang zu schließen) Qualität der Zeitungsbeiträge in der vorliegenden Bibliographie erahnen, was einem die anderen Bibliographien an Ballast ersparen. [sh] (zurück)
[5]
Die einzelne Stadtteile betreffenden Titel sind einfach an der jeweiligen Sachstelle verzeichnet. Sie lassen sich allerdings über das Sachregister ermitteln, das Eintragungen unter den Stadtteilnamen mit Sachbegriffen als Unterschlagwort enthält. (zurück)
[6]
Vgl. dazu kritisch ABUN in ZfBB 26 (1979),4, S. 333 - 335 sowie IFB 93-1/2-081. (zurück)
[7]
Leider soll das, wie dem Vorwort des vorliegenden Bandes zu entnehmen ist, nicht in der neuen Form geschehen, sondern in einem Band 6. 1987/91 der Bücherkunde ... erfolgen. Die Bibliotheken, die aufgrund der Angabe in Band 5 die Bücherkunde ... in ihren Katalogen bereits abgeschlossen hatten, haben das Nachsehen. Leider ist an der genannten Stelle nicht gesagt, wann dieser Abschlußband erscheinen soll. (zurück)

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