Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
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Musik-Almanach


96-1-055
Musik-Almanach : Daten und Fakten zum Musikleben in Deutschland / für den Deutschen Musikrat hrsg. von Andreas Eckhardt ... - Kassel : Bärenreiter ; Bosse. - 21 cm. - ISSN 0930-8954
[3257]
1996/97 (1995). - XIV, 1146 S. - ISBN 3-7618-2480-7 (Bärenreiter) - ISBN 3-7649-2480-2 (Bosse) : DM 72.00

Wußten sie, daß 67% aller Popmusiker eine höhere Schulbildung haben, 92% der Bundesbürger fernsehen, aber nur 0,2% Theater/Konzerte besuchen, oder daß es im Bereich der beiden großen Kirchen mehr als 22.000 Chöre gibt? Diese und viele andere statistischen Angaben finden sich in der neuesten Ausgabe des alle drei Jahre erscheinenden Musik-Almanachs, der inzwischen zu einem aus der Auskunftspraxis nicht mehr wegzudenkenden Nachschlagewerk geworden ist. Die 4. Aufl. wurde gegenüber der vorhergehenden um mehr als 200 S. erweitert und ist mit 1160 S. zu einem (inhalts-) schweren Handbuch angewachsen.

Einem bewährten Ansatz folgend wird das Musikleben von seinen Institutionen her erschlossen. Ihnen ist der Hauptteil (B) gewidmet, der in seiner Anlage weitgehend unverändert geblieben ist und in zwölf vielfach weiter fein untergliederten Kapiteln die wichtigsten Organisationen und Einrichtungen des deutschen Musiklebens verzeichnet. Die folgende Aufzählung vermittelt einen Eindruck von der Breite des Angebots: 1. Organisationen des Musiklebens; 2. Behörden und kulturpolitische Gremien; 3. Musikunterricht ...; 4. Förderungsmaßnahmen und -einrichtungen; 5. Forschung und Dokumentation; 6. Orchester, Spezialensembles und Musiktheater; 7. Zentrale Ämter für Kirchenmusik; 8. Festspiele, Kurse, Kongresse; 9. Hörfunk und Fernsehen; 10. Konzertdirektionen und Künstlervermittlung; 11. Musikwirtschaft; 12. Presse und Publikationswesen. Die Daten und Beschreibungen basieren auf Erhebungs- und Korrekturbogen des Deutschen Musikrates. Daß man um Aktualität[1] bemüht war (Stand Frühjahr/Sommer 1995), zeigt z.B. der Eintrag des Max-Reger-Instituts, das nach seinem Umzug von Bonn nach Karlsruhe Anfang 1995 unter seiner neuen Adresse verzeichnet ist (richtige PLZ: 76133). Auch das Verzeichnis Lieferbarer Musikalien (VLM)[2] ist aufgenommen, wenngleich irrtümlich unter der Rubrik Tonträgerkataloge.

Die Fülle der verzeichneten Einrichtungen[3] ist beeindruckend. Gleichwohl sucht man die eine oder andere Institution vergeblich. Das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach/Neckar, das sich inzwischen auch im Internet präsentiert, läßt sich nicht nachweisen, wohl aber die Schwestereinrichtung in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv). Der Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute e.V. (AsKI), dem auch einige Einrichtungen aus dem Musikbereich angehören, sollte vielleicht in einer Neuauflage berücksichtigt werden. Und wenn unter den vielen privaten Rundfunkanbietern zahlreiche lokale Stationen aufgezählt werden, sollte der international tätige Evangeliums-Rundfunk (Wetzlar) auch einen Eintrag erhalten. Im Kapitel Musikverlage fällt auf, daß einige renommierte Verlage nicht genannt werden, darunter Bochinsky, Deutsche Verlagsanstalt, Keller, Piper, Saur, Vandenhoeck & Ruprecht.

Die Teile A und C sind neu aufgenommen. Der erste bringt "13 Beiträge zum Musikleben in Deutschland", die einzelne Aktionsfelder des Musiklebens darstellen und so den Hauptteil ergänzen und vertiefen. Diese fundierten, von Fachleuten geschriebenen Artikel, die auch empirisch-statistisches Material einbeziehen, geben einen aktuellen Überblick über die facettenreiche deutsche Musiklandschaft. Eine Bereicherung stellt auch der Teil C dar, der Organisationen und Einrichtungen des Musiklebens in Europa verzeichnet und damit dokumentiert, daß die Musik schon seit langem völkerverbindende Funktion hat und viele Aktivitäten auf dem Sektor des Kulturaustausches inzwischen institutionalisiert sind.

Zahlreiche Einrichtungen des Musiklebens sind unter Akronymen bekannt, und so ist es begrüßenswert, daß diese in einem fünfseitigen Abkürzungsverzeichnis aufgelöst werden, das allerdings in nicht wenigen Fällen seine Dienste versagt (z.B. AfC, AGEM, ARDESA, EMCY, ERTA, HBG, MST, RSGM, ZKM). Die Brauchbarkeit des Verzeichnisses der Tabellen und Graphiken ließe sich erhöhen, wenn darin gezielt auf die Seite verwiesen würde, auf der die jeweilige Tabelle abgebildet ist.

Vorzüglich erschlossen wird das Nachschlagewerk auf knapp 230 S. durch ein Stichwort-, ein Orts- und ein Personenregister. Das Ortsregister ist ausgesprochen nützlich, da es eine bequeme Übersicht über die an einem bestimmten Ort ansässigen Institutionen ermöglicht, die im Verzeichnis selbst auf zahlreiche Stellen verstreut sind. Die Ordnung der Personennamen mit Umlauten ist allerdings recht gewöhnungsbedürftig (Röder, ... Roebel, ... Roesner, ... Rögner, ... Rösner).

Wer umfassende Informationen zum deutschen Musikleben und seinen Einrichtungen sucht, findet im Musik-Almanach ein bewährtes und unverzichtbares Standardnachschlagewerk, das in jeder größeren Bibliothek vorhanden sein sollte.

Gunter Maier


[1]
Mit dem Streben nach Aktualität einerseits und andererseits mit dem Zwang, die Masse der Informationen in Grenzen zu halten, mag es zusammenhängen, daß z.B. im Abschnitt B.5.3 Wissenschaftliche Bibliotheken ... die Rubrik Publikationen gegenüber der Vorauflage in einer Reihe von Fällen weggefallen ist, nach Stichproben zu schließen immer dann, wenn keine neueren Publikationen erschienen sind. Wenn es sich dabei freilich um Bestandskataloge handelt, so mögen diese zwar nicht mehr aktuell sein, ohne daß man aber auf ihre Kenntnis verzichten könnte. [sh] (zurück)
[2]
IFB 96-1-059. (zurück)
[3]
Darunter auch die Otto-Jägermeier-Gedächtnisstiftung, die das Andenken an den fiktiven Komponisten wachhalten soll. (zurück)

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