Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 4(1996) 1
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Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland


96-1-012
Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland / hrsg. von Bernhard Fabian. Redaktion: Karen Kloth. - Hildesheim [u.a.] : Olms-Weidmann. - 30 cm
[1421] [2799]
Bd. 1. Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen / hrsg. von Paul Raabe. Bearb. von Alwin Müller-Jerina. Register / von Karen Kloth. - 1996. - 381 S. - ISBN 3-487-10135-1 : 198.00, DM 148.00 (Reihenpreis)
Bd. 14. Berlin : Teil 1 / hrsg. von Friedhilde Krause unter Mitw. von Paul Raabe. Bearb. von Alwin Müller-Jerina und Friedhilde Krause. - 1995. - 255 S. - ISBN 3-487-10054-1 : DM 198.00, DM 148.00 (Reihenpreis)
Bd. 15. Berlin : Teil 2 / hrsg. von Friedhilde Krause unter Mitw. von Paul Raabe. Bearb. von Alwin Müller-Jerina und Friedhilde Krause. Register von Karen Kloth. - 1995. - 240 S. - ISBN 3-487-10055-X : DM 198.00, DM 148.00 (Reihenpreis)

Nachdem erst vor weniger als einem Jahr in IFB 95-2-197 ausführlich über den Fortgang der Publikation des Handbuchs der historischen Buchbestände in Deutschland berichtet wurde, erschienen Ende 1995 bzw. Anfang 1996 bereits drei weitere Bände, nämlich einer für die norddeutschen Länder und zwei für Berlin. Die Abfolge der Bände des Gesamtwerks entspricht der geographischen Lage der Bundesländer vor der Vereinigung und schreitet von Norden nach Süden voran, ohne daß sich freilich die Fertigstellung der Bände an diesen Plan hielte. So ist der jüngste Band des Gesamtwerks nach der Zählung der erste. Er beschreibt in drei Teilen insgesamt 69 Bibliotheken und deren Bestände, und zwar 34 in Schleswig-Holstein, 25 in Hamburg und 10 in Bremen. Die Einleitungen zu den jeweiligen "Bibliothekslandschaften" stammen sämtlich von Alwin Müller-Jerina, das gemeinsame Register für alle drei Teile wurde, wie das der anderen Bände des Gesamtwerks, von Karen Kloth bearbeitet. Während die beiden Hansestädte natürlich durch ihre beiden Hauptbibliotheken dominiert werden, ist die Bibliothekslandschaft Schleswig-Holsteins vielgestaltiger, als man von Ferne vermutet. So konnte sich der Rezensent jetzt ausführlich über die Eutiner Landesbibliothek informieren, deren Altbestand nach und nach in gedruckten Katalogen erschlossen wird.[1] Insgesamt fällt hier die hohe Zahl privater Bibliotheken ins Auge, die noch höher wäre, hätten nicht auch in diesem Bundesland eine Reihe von Adelsbibliotheken ihre Einwilligung zur Aufnahme nicht erteilt. Sotheby's & Co. sind sowieso nicht auf das Handbuch ... angewiesen.

Während für die frühere Bundesrepublik somit nur noch zwei Regionen ausstehen, nämlich Niedersachsen und Bayern (für letzteres sind vier Bände vorgesehen), wird mit den Bänden für Berlin erstmals ein Teil der Bibliotheken der früheren DDR bearbeitet. Es gehörte zu einer der Besonderheiten der deutsch-deutschen Beziehungen auf dem Gebiet des Bibliothekswesens, daß für die DDR ein eigenes Handbuch ... geplant war, das sich, finanziell von der Volkswagen-Stiftung getragen, nach dem Vorbild der Bände für die alte Bundesrepublik ausrichten sollte. Die Arbeit daran wurde unter Leitung von Friedhilde Krause, damals an der Spitze der Deutschen Staatsbibliothek in Ostberlin stehend, noch vor der Wende begonnen. Die nach der Wende sich ergebende Möglichkeit zu einer Integrierung beider Projekte wurde genutzt und die Veröffentlichung des für die Bibliotheken Westberlins bereits fertiggestellten Teils, der ursprünglich innerhalb der Bände für die nördlichen Bundesländer erscheinen sollte, bis zur Fertigstellung des Teils für die Bibliotheken Ostberlins zurückgestellt. Die gewaltigen Veränderungen, die die Bibliothekslandschaft Berlins seit 1990 erfahren hat, ließ keine andere sinnvolle Wahl, denkt man nur an die Auflösung von Bibliotheken und die Neuverteilung der Bestände einerseits und an die Zusammenlegungen andererseits, von denen die Bildung der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz nur das bekannteste Beispiel darstellt.

Wie auch den anderen Regionenbänden geht den Berlin-Bänden ein bibliothekshistorischer Überblick, hier aus der Feder von F. Krause, voran, der in zwei gleichlange Teile von je 11 Seiten für die Zeit vor und nach 1945 zerfällt, wobei im zweiten Teil vor allem auch die Schicksale der ausgelagerten Bestände der Berliner Bibliotheken[2] sowie die Zeit der Teilung und schließlich die Zeit nach der Wende unter Zitierung einschlägiger Publikationen skizziert wird. Daß hier noch viel Bibliotheksgeschichte aufzuarbeiten bleibt, wird jedem Leser sofort deutlich, umso mehr, als F. Krause in ihrem Überblick auch die Schicksale von Bibliotheken erwähnt, die über keine oder keine nennenswerten Altbestände verfügten und die entsprechend bei der folgenden Darstellung der einzelnen Bibliotheken fehlen.

Band 14 behandelt die Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz im bei weiten längsten Beitrag sowie die Bibliotheken im Bibliothekssystem der Humboldt-Universität (mit 24 Zweigbibliotheken), der Universitätsbibliothek der Freien Universität (17 Zweigbibliotheken) und der Universitätsbibliothek der Technischen Universität (mit 4 Zweigbibliotheken) sowie schließlich die Berliner Stadtbibliothek. Band 15 vereinigt die Beschreibung von 43 Einzelbibliotheken (dazu nur 2 Zweigbibliotheken), darunter auch die bedeutenden Bibliotheken, die zu den Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz gehören. Über die Anlage und Bestandsbeschreibung sowie über das Regionenregister braucht hier nichts ausgeführt zu werden, da darüber bei den beiden vorausgehenden Besprechungen bereits ausführlich referiert wurde.[3]

Die eingangs erwähnten, noch ausstehenden Bände für die alte Bundesrepublik sollen, einer Information des Verlages zufolge,[4] zusammen mit den Bänden für die neuen Bundesländer - in der Gruppierung: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen (2 Bd.), Thüringen, Sachsen-Anhalt (2 Bd.) - sowie das Gesamtregister (3 Bd.) 1996 - 1997 erscheinen und in denselben Jahren auch die Bände für die Österreichischen Bundesländer mit einem Gesamtregister im Rahmen des Handbuchs der historischen Buchbestände in Österreich[5]. Schließlich wird noch für 1996 das Erscheinen der ersten Bände des Handbuchs der historischen Buchbestände in Europa angekündigt, so daß man, wenn alles nach Wunsch abläuft, womöglich noch vor der Jahrtausendwende mit dem Abschluß dieses international ohne Konkurrenz dastehenden Bestandsführers rechnen kann.

sh


[1]
Vgl. ABUN in ZfBB 38 (1991),4, S. 534 - 541. Ein weiterer Band für die Belletristik ist in Vorbereitung. (zurück)
[2]
Deren Schicksal behandelt die folgende, reich illustrierte Broschüre: Verlagert, verschollen, vernichtet ... : das Schicksal der im 2. Weltkrieg ausgelagerten Bestände der Preußischen Staatsbibliothek / Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. [Red. und Gestaltung: Ralf Breslau]. - Berlin, 1995. - 50 S. : Ill. ; 22x24 cm. - ISBN 3-88053-060-2 : DM 5.00. - (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Referat Öffentlichkeitsarbeit/Ausstellungswesen, 10772 Berlin) [3261]. - Den zentralen Teil bildet das Kapitel 4. Verluste und Rückgabeforderungen in Einzelbereichen mit Abschnitten für: Handschriften, Autographen und Inkunabeln; Musikalien; Druckschriften; Cartographica; Zeitungen; Orientalia; Ostasiatica. In diesem Kapitel werden auch, soweit bekannt, die heutigen Aufbewahrungsorte genannt. Beigaben: Chronik der Ereignisse; historische Karte der Auslagerungsorte; Auswahlbibliographie.
Der Frankfurter Allgemeinen. - 96-03-02, S. 28 war zu entnehmen, daß sich Georgien als bisher einzige ehemalige Sowjetrepublik entschlossen hat, "Beutebücher" zurückzugeben, darunter auch solche aus der ehem. Preußischen Staatsbibliothek. (zurück)
[3]
Außer in der oben zitierten Rezension auch in IFB 93-1/2-036. (zurück)
[4]
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. - 163 (1996),11, S. 1908. (zurück)
[5] Zu den Bd. 1 (1994) - 2 (1995) für Wien vgl. IFB 95-2-206. (zurück)

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