Während für die frühere Bundesrepublik somit nur noch zwei Regionen ausstehen, nämlich Niedersachsen und Bayern (für letzteres sind vier Bände vorgesehen), wird mit den Bänden für Berlin erstmals ein Teil der Bibliotheken der früheren DDR bearbeitet. Es gehörte zu einer der Besonderheiten der deutsch-deutschen Beziehungen auf dem Gebiet des Bibliothekswesens, daß für die DDR ein eigenes Handbuch ... geplant war, das sich, finanziell von der Volkswagen-Stiftung getragen, nach dem Vorbild der Bände für die alte Bundesrepublik ausrichten sollte. Die Arbeit daran wurde unter Leitung von Friedhilde Krause, damals an der Spitze der Deutschen Staatsbibliothek in Ostberlin stehend, noch vor der Wende begonnen. Die nach der Wende sich ergebende Möglichkeit zu einer Integrierung beider Projekte wurde genutzt und die Veröffentlichung des für die Bibliotheken Westberlins bereits fertiggestellten Teils, der ursprünglich innerhalb der Bände für die nördlichen Bundesländer erscheinen sollte, bis zur Fertigstellung des Teils für die Bibliotheken Ostberlins zurückgestellt. Die gewaltigen Veränderungen, die die Bibliothekslandschaft Berlins seit 1990 erfahren hat, ließ keine andere sinnvolle Wahl, denkt man nur an die Auflösung von Bibliotheken und die Neuverteilung der Bestände einerseits und an die Zusammenlegungen andererseits, von denen die Bildung der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz nur das bekannteste Beispiel darstellt.
Wie auch den anderen Regionenbänden geht den Berlin-Bänden ein
bibliothekshistorischer Überblick, hier aus der Feder von F. Krause,
voran, der in zwei gleichlange Teile von je 11 Seiten für die Zeit vor
und nach 1945 zerfällt, wobei im zweiten Teil vor allem auch die
Schicksale der ausgelagerten Bestände der Berliner Bibliotheken[2] sowie
die Zeit der Teilung und schließlich die Zeit nach der Wende unter
Zitierung einschlägiger Publikationen skizziert wird. Daß hier noch
viel Bibliotheksgeschichte aufzuarbeiten bleibt, wird jedem Leser
sofort deutlich, umso mehr, als F. Krause in ihrem Überblick auch die
Schicksale von Bibliotheken erwähnt, die über keine oder keine
nennenswerten Altbestände verfügten und die entsprechend bei der
folgenden Darstellung der einzelnen Bibliotheken fehlen.
Band 14 behandelt die Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer
Kulturbesitz im bei weiten längsten Beitrag sowie die Bibliotheken im
Bibliothekssystem der Humboldt-Universität (mit 24 Zweigbibliotheken),
der Universitätsbibliothek der Freien Universität (17
Zweigbibliotheken) und der Universitätsbibliothek der Technischen
Universität (mit 4 Zweigbibliotheken) sowie schließlich die Berliner
Stadtbibliothek. Band 15 vereinigt die Beschreibung von 43
Einzelbibliotheken (dazu nur 2 Zweigbibliotheken), darunter auch die
bedeutenden Bibliotheken, die zu den Staatlichen Museen zu Berlin -
Preußischer Kulturbesitz gehören. Über die Anlage und
Bestandsbeschreibung sowie über das Regionenregister braucht hier
nichts ausgeführt zu werden, da darüber bei den beiden vorausgehenden
Besprechungen bereits ausführlich referiert wurde.[3]
Die eingangs erwähnten, noch ausstehenden Bände für die alte
Bundesrepublik sollen, einer Information des Verlages zufolge,[4]
zusammen mit den Bänden für die neuen Bundesländer - in der
Gruppierung: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen (2 Bd.),
Thüringen, Sachsen-Anhalt (2 Bd.) - sowie das Gesamtregister (3 Bd.)
1996 - 1997 erscheinen und in denselben Jahren auch die Bände für die
Österreichischen Bundesländer mit einem Gesamtregister im Rahmen des
Handbuchs der historischen Buchbestände in Österreich[5]. Schließlich
wird noch für 1996 das Erscheinen der ersten Bände des Handbuchs der
historischen Buchbestände in Europa angekündigt, so daß man, wenn
alles nach Wunsch abläuft, womöglich noch vor der Jahrtausendwende mit
dem Abschluß dieses international ohne Konkurrenz dastehenden
Bestandsführers rechnen kann.
sh
Zurück an den Bildanfang