Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
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Gli ex libris italiani dalle origini alla fine


95-4-596
Gli ex libris italiani dalle origini alla fine dell'Ottocento / Egisto Bragaglia. Con la collaborazione di Teresa Grossi ... - Milano : Editrice Bibliografica, 1993. - Vol. 1 - 3 ; 30 cm. - (Grandi opere ; 7). - ISBN 88-7075-352-2 : Lit. 680.000
[2224]

"Das Exlibris ... ist ein kleinformatiges, durch Druckgraphik oder Buchdruck vervielfältigtes Blättchen, das mit Bild und Text versehen, den Besitzer eines Buches ausweist und ihn kennzeichnet und das zum Schutz seines Eigentums innen auf den Buchdeckel geklebt wird. Neben Privatpersonen verwenden auch Bibliotheken, Gesellschaften u.a. Einrichtungen Exlibris. ... Neben der ursprünglichen Verwendung als Eigentumszeichen wird das Exlibris ... mehr und mehr als Sammelobjekt benutzt, was ... auch zu einer Zweckentfremdung dieses kleingraphischen Blattes geführt hat."[1] Dieses Zitat sei vorausgeschickt, da es den Gegenstand des vorliegenden Repertoriums präzis bezeichnet und zugleich erkennen läßt, warum dieses mit dem Ende des 19. Jahrhunderts abbricht, fällt doch in die Jahre ab 1890 die Gründung nationaler Exlibris-Gesellschaften,[2] die zwar "zu einem großen Aufschwung und einer Vielfalt der Exlibrisherstellung" führten, aber eben auch den Charakter der Exlibris und ihre Verwendung weitgehend verändert haben. Die modernen Exlibris-Sammler haben viel mit den Briefmarken-Sammlern gemein, wovon man sich mit Hilfe der Mitteilungsblätter ihrer Vereinigungen[3] überzeugen kann. Das gilt auch für das Gros der neueren monographischen Publikationen über Exlibris, unter denen die thematischen Zusammenstellungen (vergleichbar den Motivsammlungen bei den Briefmarken) besonders hervortreten.[4] Dagegen sind nach Vollständigkeit strebende Corpora der älteren (vor der Sammler-Inflation entstandenen) Exlibris auf nationaler Basis selten und überdies zumeist veraltet, da sie überwiegend aus dem ausgehenden 19. und den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stammen und daher neu bearbeitet werden müßten.[5]

Letzteres traf auch auf die Verzeichnung der italienischen Exlibris zu, bis jetzt das vorliegende neue Repertorium die Situation wesentlich verbesserte, indem es die beiden umfassenden älteren Verzeichnisse von Bertarelli/Prior (1902) und Gelli (1908) ersetzt.[6] Als "italienische" Exlibris gelten Braglia solche, die von Personen und Institutionen in den Grenzen des heutigen italienischen Staatsgebietes verwendet wurden, unabhängig davon, ob die Personen Italiener waren oder nicht. Sein groß angelegtes Werk besteht aus dem Einleitungsteil in Bd. 1: Bemerkungen zum Gegenstand; Abgrenzung zu anderen Arten der Eigentumskennzeichnung von Büchern, so vor allem den Supralibros, die er aus seinem Repertorium grundsätzlich ausschließt und den Siegeln und Stempeln, von denen er eine Auswahl im Anhang verzeichnet (Bd. 3, T1 - T126); Vorgeschichte der Exlibris; historischer Überblick an Hand signifikanter Beispiele über die vier Jahrhunderte italienischer Exlibris (von der Mitte des 16. Jahrhunderts - Bragaglia datiert das älteste ihm bekannte Exlibris ca. auf das Jahr 1530[7] - bis zum Ende des 19. Jahrhunderts); Typologie der Exlibris für einzelne Institutionen; Exkurs über das Sammeln alter Exlibris. Die von ihm ermittelten 37.289 Exlibris sind nämlich nicht nur in öffentlichen Bibliotheken (25.427), sondern zu einem nicht geringen Teil in Privatsammlungen (7142) überliefert, während die restlichen 4720 aus sekundären Quellen ermittelt wurden. Aus dieser gewaltigen Zahl hat der Autor 2523 Exlibris ausgewählt und in den Bd. 2 (Nr. 1 - 1251) und 3 (Nr. 1252 - 2523) in chronologischer Folge abgebildet (die Abbildung fehlt, wenn nach einer Quelle ohne Abbildung zitiert wird). Die Abbildung erfolgt in der Regel in der Originalgröße; mußte verkleinert werden, so ist der Verkleinerungsfaktor als Bruch angegeben. Die Exlibris werden nach folgendem Raster beschrieben: laufende Nummer, Entstehungsjahr (vielfach nur als Ca.-Angabe), Name des Besitzers bzw. der Institution, biographische Angaben zum Besitzer (als wichtigster Quelle für die Datierung des Exlibris), Text des Exlibris, Typ (figürlich, Monogramm, Wappen etc.), Beschreibung des Bildes, Format, Reproduktionstechnik, Belege in der Literatur (vor allem in den beiden oben genannten Verzeichnissen, dazu in vielen anderen, deren Zitierform in einer langen Liste der Quellenliteratur in Bd. 1, S. 213 - 228 aufgelöst ist), Provenienz.

Das Repertorium wird durch 9 Register erschlossen, die den größeren Teil von Bd. 1 (S. 229 - 559) einnehmen: 1. Generalregister der Eigentümer (natürliche Personen und Körperschaften); 2. der Personen bzw. 3. der Körperschaften im Ortsalphabet; 4. nach Titel, Beruf etc. der Personen; 5. nach Typen von Körperschaften; 6. der Textanfänge der Inschrift; 7. der Motti; 8. der Künstler und Firmen (mit einem Anhang, in dem Lebensdaten der Künstler und Fundstellen in Künstlerlexika genannt werden); 9. der Abbildungen (nur von Exlibris ohne Text).

Mit diesem Repertorium, das nicht umsonst in einer Grandi opere betitelten Reihe erscheint, verfügt Italien über ein umfassendes Nachschlagewerk seiner alten Bücherzeichen, dessen Nutzen nicht zuletzt in dem durch vielfältige Register erschlossenen, vorzüglich gedruckten Abbildungsteil besteht.

sh


[1]
Lexikon der Buchkunst und Bibliophilie / hrsg. von Karl Klaus Walther. - 1988, S. 169. - Vgl. ABUN in ZfBB 36 (1989),3, S. 239 - 242. (zurück)
[2]
1891 Ex-libris Society (Großbritannien), 1891 Exlibris-Verein (Deutschland), 1893 Société Fran‡ais de Collectioneurs d'Ex-libris (Frankreich), 1896 American Book-plate Society (USA). Die Mitgliedschaft dieser Gesellschaften war international, so daß es in Italien zunächst nicht zur Gründung einer eigenen nationalen Exlibrisgesellschaft kam.
Zur Geschichte des deutschen Vereins in den ersten ca. 50 Jahren seines Bestehens vgl. die jüngst erschienene, auf einer Bochumer Dissertation beruhenden Darstellung Der Deutsche Exlibris-Verein 1891 bis 1943 : seine Geschichte im Kontext von Exlibrisbewegung und Exlibriskunst vornehmlich in Deutschland / Henry Tauber. - Frankfurt/Main : Deutsche Exlibris-Gesellschaft, 1995. - 509 S. : Ill. ; 30 cm. - (Jahrbuch / Deutsche Exlibris-Gesellschaft ; 1995). - DM 150.00 zzgl. DM 10.00 (Porto). (zurück)
[3]
Mitteilungen der Deutschen Exlibris-Gesellschaft e.V. - [N.F.] 1 (1977) - . - Die Associazione Italiana Ex Libris (AIE) gibt nach einer Umstrukturierung ein neues Mitteilungsblatt heraus: L'ex libris italiano : notiziario periodico / dell'Associazione Italiana Ex Libris. - 1 (1995) - . (zurück)
[4]
Besonders beliebt scheinen Publikationen über Exlibris erotischen Inhalts zu sein. An deren hoher Zahl kann man ablesen, daß Exlibris längst zu einer eigenen Gattung graphischer Kleinkunst ohne notwendigen Bezug auf ihre ursprüngliche Funktion geworden sind, denn so viele Sammlungen von erotischen Büchern kann es gar nicht geben.
Lediglich ein neues Beispiel für ein thematisches Verzeichnis aus Italien, nämlich jüdischer Exlibris, sei exemplarisch genannt: Gli ex libris del popolo del libro : catalogo della mostra / a cura di Remo Palmirani. Rocca Sforzesca di Soncino, 11 settembre - 9 ottobre 1994. - Soncino : Pro Loco Soncino, 1994. - 119 S. ; 30 cm. (zurück)
[5]
Von den älteren Verzeichnissen ist das folgende als herausragend zu erwähnen: Schweizer Exlibris bis zum Jahre 1900 / von Agnes Wegmann. - Zürich : Verlag der Schweizer Bibliophilen-Gesellschaft, 1933 - 1937. - Bd. 1 - 2.
Aus den letzten Jahren ist als besonders umfangreich folgender Katalog anzuzeigen, der einem nationalen Verzeichnis der spanischen Exlibris nahe kommt: Catálogo de ex libris de bibliotecas espa¤olas en la Biblioteca Nacional / Biblioteca Nacional. Red. por: Consuelo Agulo Fernández y M.a Luisa Molina Guerra, Gabinete de Estampas y Bellas Artes. - Madrid : Ministero de Cultura, Dirección General del Libro y Bibliotecas, 1989. - 590, CLXXVI S.
Das einzige nach modernen Kriterien bearbeitete, exhaustive nationale Verzeichnis erscheint (leider nur sehr schleppend) in Frankreich: Répertoire général des ex-libris fran‡ais des origines … l'époque moderne, 1496 - 1920 / G. Meyer-Noirel. - [Paris : Picard]. - 1. A. - 1983. - 2. Ba - Be. - 1985. - 3. Bi - Bu. - 1991. - 4. Ca - Cha. - 1995. - Ab Faszikel 4 erfolgt die Bearbeitung unter Einsatz der EDV, was zu einer (unpraktischen) Trennung in zwei Teile (die Beschreibung der Exlibris selbst und die Namensgeber mit biographischen Angaben) geführt hat. Leider sind im Gegensatz zum italienischen Repertorium nur die wenigsten Exlibris auch abgebildet. (zurück)
[6]
Bragaglia würdigt Achille Bertarelli (Bd. 1, S. 163 - 168) und Jacopo Gelli (S. 169 - 172) und gibt auf S. 173 - 208 Listen mit Korrekturen zu beiden Verzeichnissen, in denen aber vor allem viele dort verzeichnete "Exlibris" ausgesondert werden, da es sich in Wirklichkeit um Visitenkarten handelt. (zurück)
[7]
Die ältesten Exlibris stammen aus Deutschland, doch ist die Zahl der erhaltenen, vor 1500 entstandenen Exlibris gering. Vgl. Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. - Bd. 6 (1973), Sp. 683 - 685; hier auch ausführlich zu den drei vorwiegend in Büchern der Kartause Buxheim benutzten, jeweils in mehreren Exemplaren überlieferten Exlibris. (zurück)

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