Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Zeitschriften-Inhaltsdienst Theologie [Computerdatei].


95-4-569
Zeitschriften-Inhaltsdienst Theologie [Computerdatei]. : (ZID) / Universitätsbibliothek Tübingen, [Theologische Abteilung]. - [Tübingen] : [Universitätsbibliothek]. - (UB Tübingen, Theologische Abt., Postfach 2620, 72016 Tübingen)
[3044]
1995,Juli. - 3 Disketten. - DM 350.00 (p.a., 2 Ausg.)

Die Druckausgabe des Tübinger Zeitschriften-Inhaltsdienstes (ZID) Theologie wurde erst kürzlich in ihrer neuen Form besprochen.[1] Inzwischen ist die dort genannte, im Hintergrund der gedruckten Ausgabe stehende Datenbank weiter angewachsen und nun auch für andere Bibliotheken erhältlich. Sie erscheint in zwei Komplettlieferungen jährlich im Januar und Juli; mit jeder Lieferung werden die Altdaten überspielt.

Inhalt

Derzeit werden 486 Zeitschriften hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Aufsätze unter Auslassung von Editorials, erbaulichen Texten, Gedichten, Rezensionen usw. ausgewertet (Rezensionsartikel werden jedoch aufgenommen). Kongreßanzeigen werden ausgelassen, wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit Kongressen werden aufgenommen. Festschriften werden ab 1995 in der Datenbank, nicht jedoch im gedruckten ZID ausgewertet.

Neben ihrer Funktion zur Erstellung der gedruckten Ausgabe wird die Datenbank fortlaufend retrospektiv ausgebaut: Ziel ist die vollständige Erfassung der seit 1975 im ZID angezeigten Titel. Die Datenbank dürfte bei Erscheinen dieser Rezension über 20.000 Titel umfassen. Monatlich kommen ca. 1.500 hinzu. Derzeit ist der Jahrgang 1994 eingearbeitet.

Erschließung

Für die Sacherschließung wird eine Grobklassifikation von 130 Klassen verwendet. Sie ist kombiniert mit verbalen Bezeichnungen (weites Schlagwort). Allerdings gilt dies nur für die neu hinzukommenden Titel, nicht für die konvertierten Altdaten. Geplant ist - laut Vorwort zur gedruckten Ausgabe - daneben eine Beschlagwortung. Dafür sollen Schlagwörter der Schlagwortnormdatei (SWD) verwendet, jedoch keine RSWK-Ketten gebildet werden. Bei Zeitschriftenaufsätzen mit ihrem spezifischen, engen Inhalt, dürfte dies keinen großen Unterschied machen. Mehrere Ketten dürften da ohnehin kaum nötig sein. Der einzige Nachteil ist, daß der Zusammenhang von Begriffen prinzipiell nicht in Kettenanzeige als Übersicht aufgelistet werden kann. Es ist zu hoffen, daß dieser Service bald personell möglich sein wird. Neben den biblischen werden auch die zeitgleichen außerkanonischen frühchristlichen und frühjüdischen Texte (Apokryphen, Pseudepigraphen des AT und NT; Apostolische Väter, Qumran- und Nag-Hammadi-Schriften) mit Schlagwörtern (inkl. Stellenangaben) erfaßt.

Der Allegro-C-OPAC des ZID

Die Titelaufnahmen werden in einem Allegro-C-OPAC angeboten, der den lesenden Zugriff erlaubt. Eine eigene Allegro-Lizenz ist für den Abnehmer nicht notwendig. Über das Programm selbst braucht wegen seiner weiten Verbreitung hier nicht mehr informiert zu werden. Die Einrichtung für den ZID belegt die Funktionstasten von 1 - 6 mit den Registern wie folgt: F1 Quellen, F2 Autoren, F3 Stichwörter aus den Sachtiteln der Aufsätze und der ausgewerteten Quellen, F4 Personenschlagwörter, F5 Textschlagwörter (darunter die Bibelstellen und die Stellenangaben frühjüdischer bzw. frühchristlicher sonstiger Literatur), F6 klassifikatorische Notationen bzw. weite Schlagwörter. Mit der Funktionstaste F9 gelangt man in ein Register aller prinzipiell auszuwertenden Quellen (auch wenn bislang kein Eintrag vorhanden ist). Über F10 kann man die Datenbank wieder verlassen.

Die Notationen der ca. 130 Sachgruppen sind trunkierbar, so daß auch größere Zusammenhänge recherchiert werden können. Die kombinierte Suche zwischen verschiedenen Registereinträgen mit Booleschen Operatoren ist möglich.

Über ESC gelangt man in ein Menü. Von hier aus kann man zum jeweiligen Registerbereich die erläuternden Hilfe-Texte ansteuern.

Die Suche vom jeweiligen Register aus, das Navigieren mit Pfeiltasten, die Volltextanzeige der Titelaufnahme durch Betätigen der ENTER-Taste, - all diese praktischen Einzelheiten dürften Datenbankbenutzern geläufig sein. Ein mitgeliefertes Merkblatt gibt die nötigen Erläuterungen.

Das Abspeichern der Daten (Einzeltitel oder Trefferlisten) wird während der Recherche vorbereitet und nach Ausstieg aus dem Programm auf eine eingelegte Diskette vollzogen.

Zur Bedeutung des Konzepts

Das Besondere der Datenbank liegt nicht in den erwähnten bedienungstechnischen Details. Die anderswoher bekannten Möglichkeiten des Allegro-C-Programms sind hier allerdings in geschickter Weise der Aufgabe angepaßt worden. Das Revolutionäre für die Literaturinformation liegt vielmehr darin, daß hier für einen Sondersammelgebietsbereich gezeigt wird, daß und wie die heutigen elektronischen Möglichkeiten doch noch einen Weg zeigen, wie man zu einer vernünftigen überregionalen Erschließung des Zeitschrifteninhalts kommen kann, nachdem das Projekt THEODOK leider vor Jahren abgebrochen worden ist. Als Datenanbieter steht die UB Tübingen damit zwar in Konkurrenz zu anderen Unternehmen: den Religion indexes,[2] der Zeitschriftenaufsatzerfassung der Nordelbischen Kirchenbibliothek, die jetzt auch mit Allegro-OPAC als Datenbank angeboten wird[3] und den umfassenden geisteswissenschaftlichen Datenbanken von der IBZ[4] dem Arts and humanities citation index bis zu FRANCIS. Der Vorzug des ZID aus Sicht deutscher theologisch-religionswissenschaftlicher Bibliotheken liegt aber darin, daß die Auswahl des Zeitschriftenangebots auf Situation und Benutzerkreis dieser Bibliotheken zugeschnitten ist, was man von vielen amerikanischen Datenbanken etc. eben nicht sagen kann. Die schon jetzt weltweite Abnahme des elektronischen ZID (bis Japan) zeigt allerdings, daß dieses Spektrum auch außerhalb Deutschlands bedeutsam ist. Da sich Tübingen auch an dem Sondersammelgebiets-Schnellieferungsprogramm der DFG beteiligt, erhöht sich der Wert der Informationen für den potentiellen Benutzer. Die Datenbank enthält zu jedem Titel die Tübinger Signatur. Der Benutzer kann die gewünschten Aufsätze direkt - ggf. per Fax - bestellen und so im Prinzip am gleichen Tag auch die gewünschte Information lesen. Für alle theologisch-wissenschaftlichen staatlichen wie kirchlichen Bibliotheken ist der Zugang zu dieser Datenbank daher wohl ein ¯Muß®.

Albert Raffelt


[1]
IfB 95-2-213. (zurück)
[2]
Vgl. IfB 95-2-212. (zurück)
[3]
Aufsatznachweise 1892 -1995, ca. 28.000 Titel aus ca. 90 Zeitschriften und Festschriften. Es wäre wünschenswert, wenn diese kirchlichen Aktivitäten in das Tübinger Programm einfließen könnten, statt Teilkonkurrenzen zu etablieren. (zurück)
[4]
Als Auszug daraus ist angekündigt: Dietrichs index philosophicus : Philosophie, Theologie, Religion. - CD-ROM-Ausg. - Osnabrück : Dietrich. - 1996 - . - Wenn es im Prospekt zur Religionswissenschaft heißt, daß 'alle großen Teilbereiche' berücksichtigt werden und dann lediglich "Kirchenrecht, Religionsethnologie, Religionsgeographie und Religionspsychologie" aufgeführt werden, möchte man den Index für diesen Bereich eigentlich nicht empfehlen. Vermutlich handelt es sich aber nur um eine Panne bei einem mit heißer Feder verfaßten Prospekt und es werden wirklich alle in IBZ, IBR und IJBF mit entsprechender Sachgebietskennung versehenen Beiträge berücksichtigt. Der Teilindex soll in zwei Ausgaben jeweils zweimal jährlich erscheinen: Ausg. A mit den Titeln aus IBZ, IBR und IJBF (DM 980.00 p.a.) und Ausg. B mit denselben Titeln, vermehrt um "Nachweise von wichtigen Artikeln aus den bedeutendsten europäischen Wochenzeitungen und Zeitschriften" [vermutlich soll es Wochenzeitschriften heißen] sowie "zusätzlich (um) die in Zeitschriftenaufsätzen zitierte Literatur"; was damit gemeint ist, ließ sich erst durch eine Rückfrage beim Verlag Anfang Dezember 1995 in Erfahrung bringen: geplant ist, die Fußnoten mit ihren Zitaten aus den verzeichneten Aufsätzen einzuscannen; welchen Sinn das allerdings in Anbetracht der unterschiedlichen Art und Funktion von Fußnoten in naturwissenschaftlich-technischen Zeitschriften einerseits und in geisteswissenschaftlichen andererseits haben soll, müßte sich der Verlag wohl noch einmal überlegen; es bleibt ihm auch noch etwas Zeit dazu, da mit einem Erscheinen der CD-ROM nicht vor Frühjahr 1996 zu rechnen ist. Ausg. B kostet DM 1600.00 p.a. und bei beiden Ausgaben kommt noch der Preis für die Basisdatenbank mit DM 1980.00 (DM 1600.00, Subskr.-Pr. bis 31.12.95) dazu. [sh] (zurück)

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