Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

World guide to library, archive and information science


95-4-552
World guide to library, archive and information science education / ed. by Josephine Riss Fang, Robert D. Stueart and Kulthida Tuamsuk. - 2. rev. and enl. ed. - München [u.a.] : Saur, 1995. - XIII, 585 S. ; 22 cm. - (IFLA publications ; 72/73). - ISBN 3-598-21799-4 : DM 168.00
[3015]

Die 1. Aufl. dieser internationalen Dokumentation der Ausbildungsinstitutionen und Ausbildungsprogramme im Bereich des Archiv-, Bibliotheks-, Dokumentations- und Informationswesens erschien 1985;[1] gegenüber der vorliegenden Ausgabe wurde damals der Archivbereich noch nicht berücksichtigt. Das von der IFLA Section on Education and Training initiierte und von UNESCO und FID geförderte Unternehmen verfolgte schon damals das Ziel, objektive Kriterien für die Beschreibung von Ausbildungsgängen und Studienabschlüssen zu liefern und damit eine Basis für die Vergleichbarkeit und Anerkennung von Examina über die nationalen Grenzen hinweg zu schaffen. Das Anliegen ist zweifellos geblieben; aber hierfür Transparenz zu schaffen, kann auch der neuen, deutlich erweiterten Ausgabe nicht gelingen. Die unterschiedlichen nationalen und regionalen Bildungsstrukturen und Ausbildungsebenen einerseits, die Diversifikation der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge andererseits sind neben der sprachlichen und terminologischen Vielfalt Gründe dafür, daß der vorliegende Führer in erster Linie ein - zweifellos sehr nützliches - Handbuch der Ausbildungseinrichtungen und eine - bereits beim Erscheinen in Teilen veraltete - Momentaufnahme der von ihnen angebotenen Studienprogramme darstellt. Erschwerend kommt hinzu, daß ein solches Unternehmen auf die verläßliche und schnelle Beantwortung von Fragebögen angewiesen ist, wozu offensichtlich nicht einmal alle einschlägigen deutschen Ausbildungsstellen in der Lage waren (s.u.).

Im englischsprachigen Länderalphabet liefert der Führer für ca. 440 Ausbildungseinrichtungen aus ca. 110 Ländern[2] in getrennten Abschnitten 1. die Informationen zu den Institutionen und 2. zu den von ihnen realisierten Programmen. Für jedes Land ist eine knappe tabellarische Übersicht über das jeweilige nationale Bildungssystem vorangestellt. Innerhalb eines Landes sind die Schulen alphabetisch nach Namen geordnet; übersichtlicher wäre wohl die Sortierung nach Orten.

Zu den Institutionen-bezogenen Angaben gehören: Name, Andreßangaben, Leitung, Gründungsjahr, organisatorische Zugehörigkeit, Studiengebühren, Unterhaltsträger / Finanzierung, Lehrkörper, Anzahl der Studierenden, der Absolventen sowie der ausländischen Studierenden, Angaben zur Bibliothek und zur technischen Ausstattung, Fortbildungsangebote, staatliche oder professionelle Anerkennung, Zusammenarbeit mit anderen Ausbildungseinrichtungen. Verständlicherweise konnten für viele Institutionen nicht alle Angaben gemacht werden. - Das Kategorienschema für die Studienprogramme berücksichtigt folgende Informationen: Name, Ausbildungslevel, Ausbildungsbeginn, Zulassungsvoraussetzungen, Studiendauer, Stundenanzahl, Anzahl der Studierenden und Absolventen des Programms / Studiengangs, Ziele und Inhalte, Art und Anzahl der Abschlüsse / Hochschulgrade, Berufsbezeichnung. - Erschließung: Der Führer wird durch ein Ortsregister und ein Namensregister der Ausbildungseinrichtungen erschlossen. Auch wenn die personenbezogenen Angaben (Schulleitung) schnell veralten, wäre ein zusätzliches Personenregister hilfreich.

Die Angaben basieren weitgehend auf einer Fragebogenaktion, die die IFLA bereits 1989 durchführte, deren Ergebnisse aber erst 1992 elektronisch erfaßt und im Zuge einer erneuten Umfrage bei den Ausbildungsstellen in den Jahren 1993/94 aktualisiert werden konnten.[3] Berücksichtigt werden nur Einrichtungen, die noch existieren bzw. Ausbildungsprogramme, die noch angeboten werden. Für geschlossene Schulen ist demnach die erste Ausgabe von 1985 zu konsultieren. Bei den Studienprogrammen aus dem Archivbereich handelt es sich fast ausschließlich um solche Ausbildungsgänge, die in bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Schulen angeboten werden. So ist beispielsweise die Ausbildung von Diplom-Archivaren bei der Bayerischen Beamtenfachhochschule in München, nicht aber die Studiengänge der Archivschule in Marburg/Lahn aufgeführt.

Es fällt nicht schwer, in einer Dokumentation dieser Art veraltete Daten, Ungenauigkeiten oder gar fehlerhafte Angaben ausfindig zu machen; jeder, der im Ausbildungsbereich tätig ist und sich ein verläßliches Bild auch nur von der deutschen Bibliotheks- und IuD-Ausbildungslandschaft zu machen versucht, weiß um die laufenden Veränderungen bei den Studiengängen und Ausbildungsprogrammen deutscher Fachhochschulen und Universitäten.[4] So gesehen ist es zweifellos ein Verdienst der IFLA resp. der Bearbeiterin, für so viele Länder - z.B. auch für kleine Länder Osteuropas, Südostasiens, Asiens, Lateinamerikas - in gut strukturierter und leicht auffindbarer Form diese Fülle von Daten und Fakten zusammengetragen zu haben.[5] Der Verdacht, daß ein Teil der Defizite des Führers den meldenden bzw. den nicht meldenden oder unvollständig meldenden Körperschaften anzulasten ist, liegt zumindest nahe, wenn man die Einträge für die deutschen Ausbildungsstellen genauer untersucht.[6]

Bernward Hoffmann


[1]
International guide to library and information science education : a reference source for educational programs in the information fields world-wide / ed. by Josephine Riss Fang and Paul Nauta. - München [u.a.] : Saur, 1985. - 537 S. ; 22 cm. - (IFLA publications ; 32). - ISBN 3-598-20396-9 [0136]. - Vgl. ABUN in ZfBB 32 (1985),5, S. 431 - 432 (B. Hoffmann). (zurück)
[2]
Leider macht das Vorwort hierzu keine Angaben. - Aus 72 Ländern lagen den Bearbeitern keine Angaben vor (siehe Länderübersicht auf S. 558). (zurück)
[3]
Für die Entwicklung der Datenbankstruktur und den Aufbau der Datenbank wurde Kulthida Tuamsuk, Doktorandin am Simmons College, Boston, Mass. gewonnen (Vorwort S. 10). - Abdruck des von ihr überarbeiteten Fragebogens / Datenerfassungsformulars auf S. 581 - 585. (zurück)
[4]
Die neueste Aufl. von Berufe im Archiv-, Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationswesen : ein Wegweiser zur Ausbildung / Wilhelm Gaus. - 3., überarb. Aufl. - Berlin ; Heidelberg [u.a.] : Springer, 1994. - 319 S. ; 19 cm. - ISBN 3-540-58408-0 : DM 32.00 [2569] (vgl. IFB 95-3-335) weist alleine für Deutschland 104 Ausbildungsgänge für 29 Berufe nach. (zurück)
[5]
Nicht aussagekräftig sind die i.d.R. nur pauschalen Angaben zur technischen Ausstattung der Institute (Technological Facilities: "Yes" !). Im Hinblick auf die rasanten Entwicklungen bei den Informationstechnologien und dem damit verbundenen Ausbau der informationstechnischen Serviceeinrichtungen (EDV-Labore) bei den Schulen, sind diese Angaben besonders kurzlebig. (zurück)
[6]
Wenige Beispiele: Die Bibliotheksschule / Fachhochschule für Bibliothekswesen Frankfurt sowie der Konstanzer Lehrstuhl für Informationswissenschaft sind nicht aufgeführt. - Für den Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen der Bayerischen Beamtenfachhochschule werden 30 hauptamtliche Lehrkräfte angeführt. - Bei der Hochschule für Bibliotheks- und Informationswesen Stuttgart fehlt der Studiengang Dokumentation. Mit der Ausbildung von Diplom-Bibliothekaren an Wiss. Bibliotheken wird in Stuttgart am 1.10.1995 begonnen! - Über die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur wird mit ganzen 20 Zeilen informiert. - Nur bei den Fachhochschulen von Hamburg und München ist Literatur angeführt. - Der Fachbereich BID der Fachhochschule Hannover ist nur über die E-mail einer ihrer Professorinnen erreichbar. (zurück)

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