Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Annotierte Bibliographie der Schweizer Kinder- und


95-4-510
Annotierte Bibliographie der Schweizer Kinder- und Jugendliteratur von 1750 bis 1900 = Bibliographie annotée de livres suisses pour l'enfance et la jeunesse de 1750 … 1900 / Claudia Weilenmann. Unter Mitarb. von Josiane Cetlin. Hrsg. vom Schweizerischen Jugendbuch-Institut, Zürich. - Stuttgart [u.a.] : Metzler, 1993. - 582 S. : Ill. ; 28 cm. - ISBN 3-476-00891-6 : DM 248.00
[1764]

Für die Kinder- und Jugendliteratur der Schweiz liegt nunmehr eine sorgfältig erarbeitete annotierte Bibliographie für die Zeit von 1750-1900 vor. Sie entstand am 1967 gegründeten Schweizerischen Jugendbuch-Institut in Zürich.

"Als schweizerisch gelten alle Schriften, die innerhalb der heutigen Grenzen der Schweiz verlegt oder gedruckt worden sind, sowie solche, die von Schweizer Autorinnen und Autoren verfaßt wurden. Werke bei denen weder der Verlagsort noch die Urheberschaft schweizerisch ist, die jedoch in der Schweiz spielen oder Schweizer Themen behandeln, z.B. Reisebeschreibungen, wurden berücksichtigt, wenn der Bezug zur Schweiz darin einen wesentlichen Teil bildet." Damit übernimmt die Bibliographie einen Begriff der "schweizerischen Literatur", wie er auch von vom Schweizer Buch, der Nationalbibliographie praktiziert wird. Erfaßt wurden die Werke der "intentionalen" Kinder- und Jugendliteratur, also nur Schriften, die sich wirklich an Kinder und Jugendliche wenden. In der Einleitung werden die Abgrenzungsprobleme zu Schulbüchern, Schultheater, religiöser Literatur, Volksliteratur, Fabelsammlungen, Robinsonaden, Liedersammlungen u.a. erörtert und ihre Handhabung für die Bibliographie begründet. So werden bei den Schulbüchern nur jene Bereiche berücksichtigt "die mit der literarischen Sozialisation und damit mit der außerschulischen Lektüre am engsten zusammenhängen, nämlich die ABC- und Lesebücher, die Schreibmeisterbücher und die Briefsteller". Bei den Lesebüchern erfaßte man in der Regel nur Volksschulbücher, die vor 1875 erschienen sind.

Verzeichnet sind 4009 Titel in den vier Landessprachen, davon sind 65,5 % in deutscher Sprache, 29 % in französischer, 1,5 % in italienischer und 3 % in rätoromanischer Sprache. Die Titel sind nach Verfassern geordnet, dabei wurden die Lebensdaten des Autors, soweit sie biographischen Nachschlagewerken entnommen werden konnten, vorangestellt. Verzeichnet sind 1051 Autoren, davon fast 70 % Schweizer. Die Titelaufnahme erfolgte genauer als es die Schweizer Katalogregeln vorschreiben, um den vollständigen Titel dokumentieren zu können. Annotationen wurden vorzugsweise bei Schweizer Autoren zum Inhalt, zur Intention des Autors und zur Gattung vorgenommen. Zu jedem Titel wird ein Standort angegeben. Acht Register erschließen die Bibliographie nach fast allen nur möglichen Gesichtspunkten. Es gibt Register der Autoren, Illustratoren, Titel, Orte, Verlage, Serien, Gattungen und ein Chronologisches Register.

Für die Bibliographie wurde Vollständigkeit angestrebt. Doch oberstes Prinzip für die Aufnahme eines Titels war Autopsie. Lediglich einige rätoromanische Titel wurden nach der Bibliografia retorumantscha (1986) zitiert. "Abgesehen von dieser Ausnahme wurden keine Titel von anderen Bibliographien übernommen, die nicht anhand eines greifbaren Exemplares bibliographisch überprüft werden konnten". Selbst die von der Herausgeberin als zuverlässig bezeichneten Bestandsverzeichnisse oder Bibliographien mit Standortnachweisen wurden nur als Quelle für "Rohtitel" genutzt. Diese Rohtitel wurden dann in Schweizer Bibliotheken oder Sammlungen gesucht. Außerhalb der Schweiz wurden nur zwei Münchener Bibliotheken mit einbezogen.

So blieben "rund 1150 Rohtitel, die für diese Bibliographie aus verschiedenen Sekundärquellen gesammelt wurden" übrig. Für sie konnte bis zum Schluß des Projekts kein Standort nachgewiesen werden, um zu prüfen, ob sie wirklich zur Schweizer internationalen Kinder- und Jugendliteratur gehören. Hier müßte ergänzt werden, daß sich nur kein Standort in der Schweiz feststellen ließ. Denn Standorte in deutschen Bibliotheken sind für einige jetzt fehlende Schweizer Kinderbuchtitel durch veröffentlichte Bestandsverzeichnisse von Kinderbuchsammlungen an Bibliotheken in Berlin, Braunschweig und Oldenburg nachgewiesen. Um alle Möglichkeiten zur Erfassung der Schweizer Titel zu nutzen, waren vermutlich der vorgegebene Zeitraum und die Mittel zu knapp, denn die Bibliographie konnte nur Dank eines Forschungskredites des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung verwirklicht werden. Es ist trotzdem erstaunlich, daß es gelungen ist fast viertausend Titel im Schweizer Bereich zu ermitteln. Nur ein Dutzend Titel wurden aus Münchener Bibliotheken hinzugefügt.

Mit dieser Bibliographie wird erstmals ein repräsentativer Überblick über die Kinder- und Jugendliteratur der Schweiz geboten. Besonders verdienstvoll ist das für die französisch- und rätoromanischsprachige Kinderliteratur der Schweiz. Während die deutschsprachige Schweizer Kinderliteratur meist noch bei deutschen bibliographischen Kinderbuchbibliographien mit berücksichtigt wird, fehlen für Frankreich und Italien entsprechende Unternehmungen. Die italienischsprachige Kinderliteratur aus dem Kanton Tessin wurde in dieser Bibliographie nur am Rande berücksichtigt, da gegenwärtig alle im Tessin gedruckten Bücher bibliographisch erfaßt werden, wollte man eine Doppelarbeit vermeiden.

Die klare Eingrenzung des Gegenstandes, die verdeutlicht, was zu erwarten ist, die genauen Benutzungshinweise und die vielen Register machen das verdienstvolle Werk zu einer bequem zu handhabenden Bibliographie.

Wesel


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